Der Titel klingt natürlich etwas reißerisch und es gibt auch die ein oder andere Kleinigkeit dazu zu sagen, aber im Wesentlichen geht es mir darum, dass die einstige Hochphase von Story Shootern vorbei ist, oder etwa nicht?
Gemeint sind natürlich First Person Story Shooter mit moderner Grafik. Mir ist bewusst, dass der Indie Markt mehr blüht denn je und auch kleine Teams, teilweise Ein-Mann-Studios Shooter entwickeln, aber dabei handelt es sich meistens um First Person Spiele mit Rätseleinlagen (ohne richtige Shooterelemente), Horror Spiele mit Versteck Elementen oder Arenashooter bzw. Retro Arcadeshooter, die in den letzten Jahren wie Schwämme aus dem Boden sprießen.
Ich erinnere mich zurück an eine Zeit Anfang der 2000er Jahre. Half Life 2 hatte die Welt begeistert und mit Doom 3 war die Serie in eine weit storylastigere Richtung vorgestoßen. Es erschienen Spiele wie Bioshock, ein geistiger Nachfolger der System Shock Spiele oder mit Deus Ex bzw. auch den Dishonored Spielen so etwas wie First Person Schleich Shooter. Als ich mir die Xbox 360 kaufte, war diese vielfach als "Shooter Konsole" verschrien und hatte einen sehr westlichen Touch, in Japan verkaufte sie sich sehr schleppend, obwohl es eine Menge toller Spiele gab, die sicherlich nicht bloß das übliche "westliche" Publikum ansprach. Jedenfalls hatte sich die heute gängige Shooter Steuerung an der Konsole etabliert und es machte auch richtig Spaß, Shooter an der Konsole zu spielen. Sicher gab es früher schon Ausnahmen wie Goldeneye, aber dennoch waren Shooter an der Konsole bis dato einfach nicht so beliebt, das änderte sich aber schlagartig. Call of Duty beispielsweise konnte Rekordverkäufe mit Teil 4 und späteren Titeln einheimsen und auch andere Genrecrossovers machten sich breit. Die Xbox 360 hatte echt eine Menge Shooter. Storyshooter, Arcadeshooter, Funshooter, Militärshooter, Simulationsshooter... natürlich kamen die meisten Shooter auch auf anderen Plattformen, selbst zeitexklusive Games, aber meine Erfahrungen drehten sich damals hauptsächlich um die Xbox.
Ich würde diese Zeit als die Hochphase der Storyshooter bezeichnen. Beinahe monatlich erschienen große Titel von namhaften Studios, die sich nicht bloß wie Anhängsel eines Onlinemodus anfühlten. Es war fast ein wenig zu viel, die Gamer wurden etwas überdrüssig der vielen Shooter.
Doch was passierte dann? Irgendwann ab den 2010er Jahren würde ich sagen, nahm diese Shooter-Flut stetig ab. Es kamen immer mehr Onlineshooter mit unterschiedlichen Modi, Battle Royal bspw. machte sich breit. Auch das jährlich erscheinende Call of Duty, vormals eine Bank im Genre, zeigte im Singleplayer erste Schwächen, vor allem der Modern Warfare Branch. Das neue Doom ging wieder zurück zu den Wurzeln und wurde ein Arenashooter und auch Shooter wie Halo verloren ihren Glanz, während Online MMO Shooter sich großer Beliebtheit erfreuen. So viele Games bekommen heute geistige oder echte Nachfolger sowie HD Remaster, aber das Shooter Genre? Dabei gäbe es so viele Serien, die einfach verschwunden sind... (oder sie wurden shitty, Online-ish, MMO-ish, Open World Survival) BioShock, F.E.A.R, The Darkness, Condemned (technisch gesehen kein Shooter aber würde ich auch nicht als Horror Versteckspiel zählen), Metro, Prey (2006), Call of Juarez, Singularity, Quake 4, Syndicate, Wolfenstein, Killzone, Resistance, Deus Ex...
Heute suche ich immer wieder Shooter im Genre, die mich reizen könnten. Shooter, die auf Story setzen, die eine Geschichte erzählen, sich nicht anfühlen, als wären sie nur eine Demoversion eines Onlinemodus, sondern, die wirklich Maßstäbe setzen und nicht nur das Genre, sondern die Branche weiterentwickeln können.
Ein Argument, das ich manchmal höre ist, dass Shooter zu teuer und aufwendig zu entwickeln sind. Dabei gibt es beinahe zahllose Engines, die genau auf moderne Shooter ausgelegt sind. Unreal 5, eine der immer noch am häufigsten verwendeten Engines, stammt praktisch aus einer Shooter Legende. Source ist immer noch eine gefragte Engine am Markt und auch die CryEngine ist immer noch sehr gefragt.
Außerdem gibt es weiterhin First Person Spiele, wie eingangs erwähnt, die sich aber eher um Horror, Survival oder Rätsel drehen. Reine Storyshooter, die keine Open World / Roguelite oder Survival bzw. RPG Elemente haben sucht man mittlerweile selten. Es gibt sie und sie geben immer wieder ein Lebenszeichen von sich, aber das einst so allgegenwärtige Genre ist nur mehr ein Schatten seiner selbst.
Hat sich die Gamerschaft geändert? Sind reine Singleplayer-Storyshooter heute passé? Bin ich mit meiner Vorliebe eine aussterbende Demographie? Kann man mit Storyshootern kein Geld mehr verdienen? Oder ist mein Empfinden gar völlig falsch und die Story Shooter verstecken sich nur vor mir?