Fortsetzungsgeschichte

  • Rietnar war für gewöhnlich ein Frühaufsteher. Als Bürgermeister Hatenos blieb ihm auch gar nichts anderes übrig. Gerade in den frühen Morgenstunden konnte er den ganzen Verwaltungskram schaffen, wenn die meisten Bewohner noch schliefen oder selbst noch beim Frühstück saßen.

    Doch heute war es anders. Er wurde von Stimmen geweckt, als wären viele Leute vor seinem Haus, was um diese Tageszeit mehr als ungewöhnlich war. Er hatte doch wohl nicht etwa verschlafen? Rietnar sprang aus seinem Bett und zog sich hastig um. Bei den Göttern; ausgerechnet jetzt, wo der höchste Besuch aller Zeiten in Form der Prinzessin im Dorf gastierte! Wo war denn jetzt das verdammte Hemd, welches er heute anziehen wollte? Und wo die andere Socke?

    Während Rietnar panisch versuchte, seine Klamotten zu finden, riss er noch einen Stuhl um und stieß sich den kleinen Zeh an der Bettkante. Er wollte sich gar nicht ausmalen, dass Ihre Hoheit gerade mitten im Dorf stand und auf ihn wartete! Ach verdammt! Eigentlich wollte er noch in der Früh zum Gasthof gehen und dort die Obsttorte in Auftrag geben, welche er mit der Prinzessin am Nachmittag feierlich essen wollte! Das würde jetzt wohl zu spät sein, doch was würden sie stattdessen essen?


    Die Stimmen draußen wurden immer lauter und es schien, als hätte sich das ganze Dorf vor seinem Haus versammelt. Zur Lachnummer würde er werden! Vorsichtig schob er die kleine Gardine beiseite, um einen Blick nach draußen zu wagen. Doch dann fiel es ihm auf: Die Sonne war noch hinter seinem Haus, denn der Schatten seines Daches ersteckte sich noch bis zur kleinen Mauer, die sein Anwesen umzäunte. Rietnar rieb sich Augen und prüfte das nochmal ab, aber ja. Er war sich sicher, dass es noch sehr früh am Tage war. Vielleicht gerade mal halb sechs Uhr morgens.

    Er holte tief Luft und öffnete die Tür. Das Gerede hatte er sich nicht eingebildet, es kam von sämtlichen Frauen des Dorfes, die alle an seinem Haus vorbeiliefen. Ziemlich verdutzt betrachtete er das Geschehen einen Moment lang, und hielt dann schließlich Una an, die gerade vor ihm entlang ging.

    "Was ist denn hier los?", wollte er wissen.

    "Es gab heute Nacht eine Geburt. Micchaela hat ihr Kind bekommen. Ich weiß auch kaum etwas, aber wir Frauen sind gerade alle aus unseren Betten geholt worden, um der jungen Mutter und ihrem Baby zu helfen."

    "W-was? Rietnar wurde ganz flau im Magen. Er wusste jetzt nicht so viel über Geburten und Schwangerschaften, aber er hatte nicht den Eindruck, als stünde Micchaelas Niederkunft unmittelbar bevor.

    Una legte ihre Hand leicht auf seine Schulter, als sie seine Verunsicherung bemerkte. "Wir Frauen machen das schon. Sei du unbesorgt. Ich denke, du hast wegen des hohen Besuchs gerade andere Pflichten zu erledigen. Wenn du möchtest, kann ich dich ja später mal in Kenntnis setzen, wie die Lage genau ist." Dann ging sie weiter und Rietnar brauchte einen Moment, um zu überlegen, wie er nun handeln sollte. Normalerweise war es Sitte und Kultur in Hateno, dass der Bürgermeister den neuen Erdenbürger gleich am ersten Tag seinen Lebens willkommen hieß, doch angesichts der Tatsache, dass es offensichtlich zunächst erstmal um die Hilfe der Mitbürgerinnen ging, wäre er nur fehl am Platze. Und außerdem hatte Una recht: Er hatte heute tatsächlich einiges zu erledigen.


    Der gestrige Tag verlief schlimmstmöglich. Hateno stand in einem sehr schlechten Licht da; es gab eine handfeste Schlägerei und die Prinzessin wurde sogar beworfen! Rietnar musste unbedingt dafür sorgen, dass sich dies heute nicht wiederholte.

    Zunächst machte er die wenigen Schritte bis zum Gasthof und gab dort die Obsttorte in Auftrag, welche er am Nachmittag feierlich mit Zelda essen wollte. Dann schnappte er sich einen Besen und kehrte die Reste der gestrigen Versammlung zusammen. Immer wieder prüfte er, ob er die Prinzessin oder ihren Ritter irgendwo sehen konnte, aber beide schienen noch zu schlafen. Das kam Rietnar mehr als entgegen, andererseits hätte er schon ganz gern mal gewusst, wann denn das Tagesprogramm starten sollte.

    Nach einer längeren Zeit hielt er es nicht mehr aus und suchte das kleine Haus am Dorfrand auf. Woher er wusste, dass Link und Zelda dort waren? Er wusste es nicht, aber er ahnte es. Es war Links Haus; wieso sollte die Prinzessin also im Hotel übernachten?


    Und die Vermutung war richtig. Schon aus einiger Entfernung konnte er sehen, wie Link vor dem Haus saß. Er hatte eine Decke ausgebreitet, ein Kissen hingelegt und sich ein Feuer angemacht. Als er Rietnar sah, erhob er sich.

    Er war der einzige Ritter Hyrules und der letzte der Königsgarde. Das musste die Erklärung dafür sein, wieso er diese Disziplin aufbrachte und vor seinem eigenen Haus campierte, während die Prinzessin drinnen ihre Privatsphäre haben konnte.

    "Rietnar.", begrüßte ihn Link mit etwas belegter Stimme.

    "Guten Morgen Link. Ich wollte mich nach dir und Ihrer Hoheit erkundigen."

    "Nun..." Link rieb sich die Augen und unterdrückte ein Gähnen. "Sie schläft seit ungefähr einer Stunde. Nicola... nein.. ähm.. Micchaela bekam heute Nacht ihr Kind und die Prinzessin hat die Geburt unterstützt."

    "Ach du meine Güte! Ich weiß gar nicht.. K-kann ich irgendwas tun? Ich mein.."

    Link schüttelte nur müde den Kopf. "Wir wissen, dass der Tag heute sicher anders geplant war, aber ich werde sie nicht vor dem Mittag aus dem Bett holen. Ich hoffe, du verstehst das."

    "Klar doch." Für Rietnar war das eine schlechte Nachricht. Für Spontanität war er nicht bekannt; er hatte alles minuziös durchgeplant; heute sollte Zelda den schönen Bauernhof und die Weizenfelder begutachten, dann die Obsttorte essen und zum Abend hin war ein Ausflug an den Strand geplant. Die Ansprache an die Bürger, die sie eigentlich gestern hätte halten sollen, hatte er für heute Vormittag eingeplant. Er hasste es, wenn er kurzfristig umplanen musste. Er versuchte, Link das Gefühl zu geben, dass es ihm nichts ausmachte, aber das schien nicht gut zu funktionieren.

    "Willkommen in meiner Welt", seufzte er ihm zu und gähnte dann heftig.

    Rietnar lächelte ein wenig und war dankbar, dass ihm der Ritter das nicht übel nahm. "Für dich ist sicher ein Bett frei im Hotel. Willst du nicht...?"

    "Nein, ich bleibe hier. Sie wurde gestern heftig angegriffen. Ich bin noch nicht ganz überzeugt davon, dass dies die normale Unsicherheit von skeptischen Leuten war. Ich gehe lieber auf Nummer sicher und bleibe in ihrer Nähe."

    Es war sonnenklar, dass sich Link keinen Meter bewegen würde; nicht nach diesem katastrophalen gestrigen Tag. Dass des Prinzessins Leibwächter sie Tag und Nacht beschützen wollte, war eigentlich selbstredend. Doch dass er das auch hier im schönen Hateno nicht ablegen konnte, erschütterte Rietnar. Er hatte sich etwas anderes gewünscht.


    So verabschiedete er sich wieder und während er zur Dorfmitte ging überlegte er, wie er für Ruhe in Hateno sorgen konnte.

  • Link atmete erleichtert aus, kaum dass Rietnar kehrt machte und die kleine Brücke querte, um ins Zentrum Hatenos zurückzukehren. Es wurde sofort wieder still, bis auf das Knirschen und Ächzen, die die letzten Schritte Rietnars begleiteten. Als der Bürgermeister nicht mehr zu sehen war, gestatete es sich Link zu entspannen. Er war kein Mann der vielen Worte. Es bereitete ihm Unbehagen, wenn er lange mit anderen Leuten sprechen musste, weshalb er stets bedacht war, seinem Gegenüber höfflich, aber mit knappen Worten zu begegnen.

    Nur bei der Prinzessin war es anders. Zwar sprach er auch bei ihr nicht viel, doch es machte ihm nichts aus, ihr stundenlang zuzuhören, egal worüber sie redete. Als sie damals unterwegs waren und sie ihm über die Geschichte Hyrules erzählte - er wusste diese Dinge meist, doch blieb er stumm und hörte gerne zu - oder wenn sie von den technologischen Errungenschaften der Shiekah schwärmte. Auch jetzt, trotz der 100 Jahre, die vergangenen waren, kam es ihm vor, als wäre nichts gewesen. Auf dem ganzen Weg nach Hateno hatte Zelda gesprochen. Über ihre Wünsche für Hyrule, ihre Aufgabe als Prinzessin, aber auch ihre Ängste. Trotz allem, was sie getan und geleistet hat, kam sie sich noch immer minderwertig vor. Genau diese Tatsache schnürte Link die Kehle zu. Er war meist Herr seiner Emotionen, doch wenn er sah, wie die Prinzessin an sich selbst zweifelte, schmerzte es ihn. Er wollte ihr beistehen, ihr helfen. Doch konnte er all seine Gefühle ihr gegenüber nicht in Worte fassen - geschweige denn, dass es sich geziehmte. Das Königreich mag untergegangen sein, doch es war Zeldas Bestreben, es wieder aufzubauen. Mit all seinen Traditionen. Da konnte ein Ritter nicht einfach mit seinen einfachen Gefühlem daherkommen und sie der Prinzessin vor die Füße werfen!

    Plötzlich fühlte sich Link erschöpft. Er ließ sich auf sein Lager nieder und atmete tief durch. Seine Gedanken und seine Sorgen schossen ihm Kreuz und quer durch den Kopf und beraubten ihn seiner Kräfte. Lieber hätte er gerade gegen einen Leunen gekämpft, als weiter über sich und die Prinzessin zu grübeln! Doch die Aufgabe, die vor ihm lag könnte bei weitem härter werden als der Kampf gegen einen Leunen! Er musste ein Dorf voller Skeptiker und offener Gegner der Prinzessin in Zaum halten und Zelda beschützen. Dafür würde er alles geben, nicht zuletzt auch sein Leben! Hauptsache war, dass sich Zeldas Traum einer strahlenden Zukunft Hyurles erfüllen konnte!

    "Smile, my Dear. You know, you're never fully dressed without one!"




  • Die Vögel draußen vor dem Fenster zwitscherten und trällerten so laut wie Micchella es schon lange nicht mehr gehört hatte. Es wirkte fast, als wollten auch sie die Ankunft des neuen Lebens in den Armen der jungen Frau feiern. Aber vielleicht bildete Michella sich dies auch nur ein.

    Samuel hatte sich vor einiger Zeit aufgemacht, um dem Bürgermeister den Namen ihrer Tochter mitzuteilen und sie offiziell als Bürgerin Hatenos eintragen zu lassen. Bevor er gegangen war, hatte er angeboten, Hylda zu Amelia, Dodanz' Frau, zu bringen, damit Micchella ein wenig schlafen könnte, aber sie hatte abgelehnt. Obwohl ihr gesamter Körper schmerzte und sie sich so müde und erschöpft fühlte wie noch nie in ihrem Leben, konnte und wollte sie die Augen nicht von ihrer Tochter nehmen.

    Jede kleine Regung des Säuglings ließ das wohlige Gefühl unendlichen Glücks über Micchella hinweg rieseln.


    Micchella war sich noch immer nicht sicher, was in der letzten Nacht tatsächlich geschehen war, doch sie war sich absolut sicher, dass sie Zeugin eines wahren Wunders geworden war.

    Hylda dürfte überhaupt nicht in der Lage sein, zu überleben... und trotzdem zog sie in diesem Moment mit einem tiefen Gähnen gierig Luft in ihre Lungen, bevor sich ihre Lippen auf die Suche nach der Brust ihrer Mutter machten.

    Micchella zog ihr Gewand umständlich zur Seite und machte sich eine geistige Notiz, Samuel bei seiner Rückkehr zu bitten, ihr beim Umkleiden zu helfen. Ihr Nachthemd war wesentlich besser zum Säugen eines Kindes geeignet als dieses Kleid mit seinem steifen Mieder, aber in der Aufregung hatte niemand an einen Kleiderwechsel gedacht.


    Während Micchella dem leisen Schmatzen Hyldas lauschte, dachte sie an das goldene Licht zurück, das sie während der Geburt gesehen zu haben glaubte. Im hellen Licht der Morgensonne, die durch das halb geöffnete Fenster zu der jungen Frau in den Raum hinein lachte, war Micchella sich nicht mehr sicher, was sie tatsächlich beobachtet hatte.

    Es hatte so ausgesehen, als wäre Hylda in Zeldas Händen gealtert und heran gewachsen, bis ihr Körper reif genug war, um überlebensfähig zu sein.

    Aber das war natürlich Blödsinn.

    Micchella schüttelte innerlich den Kopf über sich selbst, dass sie sich überhaupt gefragt hatte, ob diese Bilder, an die sie sich zu erinnern glaubte, wahr waren. Es war doch offensichtlich, dass ihr von den Schmerzen der Geburt und der panischen Angst um ihr Kind erschöpfter Geist ihr Trugbilder vorgegaukelt hatte.

    Es hieß zwar, die Frauen der königlichen Familie hätten vor Ausbruch der Verheerung über sonderbare Kräfte verfügt, aber in diesen Geschichten war es stets nur um das Bannen gefährlicher Monster gegangen. Niemand hatte je von heilenden Fähigkeiten oder regelrechten Wundern berichtet.


    Dennoch war Micchella sich sicher, dass ihre Tochter tot wäre, wäre Zelda nicht gewesen.

    In den Adern der hylianischen Regenten floss angeblich das Blut Hylias selbst und viele Hylianer, Micchella eingeschlossen, glaubten daran, Hylia und die Göttin der Zeit seien in Wirklichkeit ein und dieselbe Entität.

    Daher war die frisch gebackene Mutter fest davon überzeugt, Zelda habe in der vergangenen Nacht ihre besondere Verbindung zu Hylia genutzt, um um ein Wunder zu bitten.


    Und die Göttin hatte sie tatsächlich erhört!


    Micchella strich Hylda sanft über die blonde Strähne in ihrem ansonsten dunklen Schopf. Für sie war diese kuriose Anomalie der klare Beweis dafür, dass Hylda von Hylia berührt worden war.


    Gesättigt gähnte Hylda ein weiteres Mal und Micchella legte sie sich sanft über die Schulter, damit sie ihr Bäuerchen machen konnte. Anschließend bettete sie ihre Tochter wieder in ihren Armen und sah ihr voller Faszination zu, wie sie in einen ruhigen Schlummer verfiel.

    Von den leisen Atemzügen des Kindes begleitet, drifteten Micchellas Gedanken ab zu dem letzten Mal, dass sie ein Kind gehalten hatte.

    Dieser Tag lag inzwischen fast zwanzig Jahre zurück und der Säugling damals war ihre jüngere Schwester Cecilie gewesen. Obwohl Micchella selbst zu dieser Zeit noch ein Kleinkind gewesen war, erinnerte sie sich lebhaft an die Freude ihrer Eltern. Cecilie war der Augenstern der gesamten Familie gewesen.

    Umso niederschmetternder war es gewesen, als das kleine Mädchen nur wenige Wochen nach ihrer Geburt eines Morgens einfach nicht mehr aufgewacht war. Plötzlicher Kindstod hatte der Arzt gesagt. Eine willkürlich erscheinende Tragödie für die niemand eine Erklärung hatte.

    Es konnte jedes Neugeborene treffen...


    Und dennoch machte diese Erinnerung Micchella keine Angst. Hylia persönlich hielt ihre schützende Hand über Hylda. Die Göttin würde nicht zulassen, dass ihr Wunder einfach so zerstört würde.


    Plötzlich riss ein Klopfen Micchella aus ihren Gedanken und kurz darauf steckte Amelia ihren Kopf in den Raum hinein. "Die Frauen des Dorfes sind hier."

    Michella stöhnte. "Ich kann sie nicht einfach wieder wegschicken, oder?" Sie wollte nicht, dass Leute, die sie nur oberflächlich kannte, in ihre traute Zweisamkeit mit ihrer Tochter platzten und ihre Aufmerksamkeit forderten. Außerdem fühlte sie sich zu müde, um freundliche Konversation zu betreiben. Allein bei dem Gedanken an das permanente Geplapper mancher Damen machte sich ein leichtes Pochen in ihren Schläfen bemerkbar.

    Amelia, die zu spüren schien, wie Micchella sich fühlte, schenkte ihr ein mitfühlendes Lächeln. "Nein, ich fürchte das geht nicht. Es ist Tradition, dass die Frauen des Dorfes einer Neumutter im Kindbett zur Hand gehen. Es würde sie sehr brüskieren, wenn du sie wegschicken würdest."

    Micchella seufzte resigniert. "Ich weiß, ich weiß... Und nach den Ereignissen gestern wäre es eine gute Gelegenheit, ein paar Wogen zu glätten."

    Einen weiteren tiefen Seufzer ausstoßend, setzte Micchella sich gerader hin und forderte Amelia dann auf: "Also schön. Schick die Meute rein."

    Amelia zwinkerte ihr zu. "Du schaffst das schon. Ich werde in die Küche gehen, um zur Feier von Hyldas Geburt einen Kuchen zu backen. Sobald die alten Naschkatzen Frischgebackenes riechen, hält sie hier sowieso nichts mehr."

    Mit diesen Worten nahm die Bäuerin ihren Kopf aus der Tür und schloss sie hinter sich, während Micchella ihr dankbar hinterher lächelte.

    Amelia war eine wahre Freundin!

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    Avatar-Artwork von mokke; Signatur-Artwork von Kamui Fujiwara (official artwork)

  • Samuel hatte in seinem ganzen Leben noch nie so viele grundverschiedene Emotionen gleichzeitig gefühlt. Da war abgrundtiefe Erschöpfung, die das Pochen in seinem Kopf noch verstärkte und ihn daran erinnerte, dass er seinem geschundenen Körper viel zu wenig Ruhe gegönnt hatte nachdem er verletzt worden war. Da war Ungläubigkeit über die Situation, darüber, dass er gestern morgen noch nicht bereit gewesen war, die Prinzessin anzuerkennen und heute so tief in ihrer Schuld stand. Und über allem lag das Leuchten tiefen Glücks über seine kleine Familie, die gewachsen war. Das Gefühl hatte sich noch nicht vollständig gefestigt aber es gewann gegen die Erschöpfung und beflügelte seine Schritte als er vom Haus des Bürgermeisters zurück zu Micchella eilte.


    Am Hof angekommen musste Samuel fast lachen bei dem Bild, das sich ihm bot. Micchella saß auf ihrem Bett, Hylda schützend an sich gedrückt während die Frauen des Dorfes um sie herumstanden und durcheinander redeten. Alle wollten erfahren, wie die Geburt abgelaufen war aber keine konnte lange genug still sein um Micchella überhaupt die Gelegenheit für eine Antwort zu geben. Die junge Mutter schien sich bereits damit abgefunden zu haben weshalb ihre Aufmerksamkeit hauptsächlich auf ihrer Tochter lag, die der Lärm um sie herum nicht zu stören schien.


    Als Micchella Samuel in der Tür lehnen sah, zuckte sie nur hilflos und schicksalsergeben die Achseln. Der Besuch der Frauen war eine Tradition in Hateno und diente hauptsächlich dazu, nach der jungen Mutter zu sehen, Hilfe anzubieten und zu tratschen.

    Samuel sah dem Treiben noch eine Weile zu bis einzelne Fetzen eines Gespräches seine Aufmerksamkeit erregten.

    Nagi und Amira hatten ihr übliches Brunnengespräch nur ein Stück verlagert.


    "Die Ankunft der "Prinzessin" hat wirklich alles durcheinander gebracht! Wenn sie nicht gewesen wäre, wäre Micchella auch nicht so aufgeregt gewesen!", sagte Nagi gerade.

    "Du hast Recht", stimmte Amira zu. "Das arme Ding hätte gestern fast ihren Mann verloren und dann noch das... es grenzt an ein Wunder, dass sie alle wohlauf sind. Mein Mann hat heute morgen erst gesagt, je schneller diese Hochstaplerin und ihr Aufpasser weg sind, desto besser. Die beiden bringen nichts als Unruhe mit sich."


    Jetzt mischte sich noch ein neues Gefühl zu Samuels innerer Unruhe. Wut. Wie konnten diese Beiden nur wagen, so über die Prinzessin und ihren Ritter zu reden ohne sie oder die ganze Geschichte zu kennen?

    Er ballte seine Hände zu Fäusten und trat an die Tratschtanten heran.


    "Passt auf, was ihr sagt. Ohne die Prinzessin wäre Hylda nicht am Leben und ohne ihren Ritter wäre Zyrra niemals rechtzeitig hier gewesen um uns helfen zu können. Die Prinzessin kann nichts für die Unruhe im Dorf, das haben wir schon uns selbst zuzuschreiben. Sie ist nur hier um zu helfen!"

    Er hatte wohl lauter gesprochen als gedacht, denn mit einem Mal herrschte Totenstille im Raum und alle Augen waren auf ihn gerichtet. Und mit einem Mal gewann die Erschöpfung wieder die Überhand. Er war doch selbst bis gestern der Meinung gewesen, dass diese Zelda nichts als eine Schwindlerin sein konnte. Wie konnte er hier stehen und die Dörfler verurteilen, die die gleiche Meinung hatten?


    "Bitte gebt ihr einfach eine Chance", sagte er schließlich. "Ich habe meine Meinung zu ihr geändert, da sie mir mehrfach bewiesen hat, dass sie ist wer sie vorgibt zu sein. Bitte gebt ihr einfach eine Chance."


    Damit drehte er sich um und ging Richtung Stall davon. Er brauchte dringend ein wenig Schlaf.

  • Als Zelda erwachte, war Mittag längst vorbei. So sehr sie sich nach den Strapazen der vergangenen 24 Stunden erholsamen Schlaf verdient haben mochte gefiel es ihr ganz und gar nicht, dass der halbe Tag verstrichen war ohne, das sie etwas produktives geleistet hatte. Sie ließ sich noch etwas Zeit, an die Decke über ihr zu starren und trüben Gedanken nachzuhängen. Wie sollte sie ein Königreich wiederaufbauen und regieren, wenn sie nicht einmal in der Lage war, sich mit den Bewohnern eines einzelnen Dorfes anzufreunden? Was, wenn die Unruhen, die gestern entstanden waren, wie eine Welle über das ganze Land hereinbrachen und man sie allerorts als Betrügerin beschimpfte und fortjagte?


    Sie hatte gewusst, dass vor allem der Anfang schwer sein würde, doch sie hatte - naiv, wie sie war - nicht damit gerechnet, sofort auf solch erbitterten Widerstand zu stoßen. Ihre Sorgen galten bisher den Fragen, wie sie einen Führungsstab um sich sammeln und die nötige Struktur aufbauen sollte. An die wichtigste Grundlage, nämlich das Vertrauen des Volks, hatte sie nicht gedacht. Somit stand also fest, welches Ziel sie in nächster Zeit verfolgen musste - und am besten fing sie gleich heute damit an. Seufzend erhob sie sich von Links Bett und schlüpfte in ihre Stiefel. Es war ihr heute morgen gerade noch gelungen diese abzustreifen, bevor die Erschöpfung sie endgültig übermannte. Außerdem stieg ihr wieder der Geruch nach verfaultem Obst in die Nase. Bevor sie sich mit dem Bürgermeister traf, brauchte sie dringend eine ausgiebige Wäsche. Und ein ebenso ausgiebiges Frühstück. Was immer sie getan hatte, um das Leben des Neugeborenen zu retten, es hatte gewaltig an ihren Kräften gezerrt, und ihr Inneres war erfüllt von einem nie gekannten Hungergefühl.


    Vor der Tür des kleinen Hauses traf sie Link, der anscheinend tatsächlich die Nacht im Freien verbracht hatte, was Zelda peinlich berührte. Sie war zu müde gewesen, um sein Angebot, sein Bett zu nutzen höflich abzulehnen, doch nun schämte sie sich dafür, dass er ihretwegen wie ein Hund draußen nächtigen musste. Es schien ihm jedoch wenig auszumachen. Er erklärte, dass er für sie ein spätes Frühstück vorbereiten würde, während sie sich in einem dafür vorgesehenem Anbau an der Rückseite des Hauses wusch, und verschwand sogleich im Inneren.


    Es war eine üppige Mahlzeit; Link hatte alles aufgetischt, was seine Vorratskammer hergab. Nur mit Mühe unterdrückte sie das Verlangen, wie ein hungriger Wolf über Brot, Käse und Eier herzufallen, denn ein allzu voller Magen würde sie erneut träge machen, und Trägheit konnte sie sich für das bevorstehende Treffen mit Rietnar nicht erlauben. Link hatte die Stille beim Essen kurz mit dem Hinweis unterbrochen, dass dieser bereits vorbeigeschaut hatte und sie nun in seinem Haus erwartete. Und so verschwendete sie keine weitere Zeit und machte sich, Link im Schlepptau, auf den Weg, sowie sie sich fertig gestärkt hatte.


    Der Bürgermeister Hatenos konnte seine Nervosität kaum verbergen, als er sie empfing und sogleich bat, am Tisch Platz zu nehmen. Er ließ sich ebenfalls nieder und bestand zunächst darauf, dass sie sich etwas von dem Früchtekuchen auftat, den er eigens für sie serviert hatte. Zelda war pappsatt, doch um dem Mann etwas von seiner Unruhe zu nehmen, wahrte sie ihre Höflichkeit und schaffte es tatsächlich, ein kleines Stück zu verspeisen. Anschließend räusperte sich Rietnar und kam gleich zum Punkt.

    "Ich muss mich ein weiteres Mal bei euch für die unschönen Ereignisse des gestrigen Tages entschuldigen", eröffnete er das Gespräch. Er lächelte unsicher, und Zelda kam zu der Erkenntnis, dass dieser einfache Mann es trotz seiner Stellung iim Dorf nicht gewohnt war, auf politischer Ebene zu kommunizieren.

    Ich habe mir reichlich Gedanken gemacht. Ich kam bisher nie in die Verlegenheit, als Oberhaupt Hatenos Strenge walten zu lassen, allerdings muss etwas geschehen, um die Übeltäter zu bestrafen, die Euch derart respektlos mitgespielt haben..."

    Zelda erschrak. Das war nicht, was sie wollte, und sie unterbrach Rietnar.

    "Nein, das ist falsch. Wenn es tatsächlich dazu kommen soll, dass ich Hyrule regiere, möchte ich keine Königin sein, in deren Namen Leute dafür bestraft werden, dass sie öffentlich ihre Meinung kundtun, so unbequem diese auch sein mag. Ich will meinem Volk eine Hand reichen und ihm das Recht auf Redefreiheit lassen. Ich will, dass die Bewohner Hyrules mir vertrauen, anstatt mich zu fürchten, wie sie es offenbar bereits tun. Es muss einen Weg geben, diese Angelegenheit friedlich beizulegen!" Wenn sie sich zuvor unsicher war, wie sie Rietnar gegenüber auftreten sollte, so hatte diese kleine Ansprache ihr nun Mut verliehen. Während ihrer Worte hatte sich etwas in ihr gelöst. Es fühlte sich unglaublich gut an, auf solch diplomatische Art die Kontrolle zu übernehmen. Derart angetrieben fuhr sie fort.

    "Ich würde vorschlagen, dass Sie den Bürgern Hatenos ein paar Tage Zeit lassen, sich erneut zu sammeln. Rufen Sie zu einer Versammlung auf. Bitten Sie die beiden Parteien, einen Wortführer zu wählen, der für sie spricht. So besteht am wenigsten Gefahr, dass sich alle gegenseitig ins Wort fallen und erneut ein Chaos ausbricht. Ich würde vorschlagen, dass dies eine Dorfangelegenheit sein sollte und ich selbst mich erst einmal zurückhalte. Meine Anwesenheit bei einer öffentlichen Diskussion könnte von einigen als unverschämte Provokation aufgefasst werden."

    Rietnar hatte stumm zugehört. Ihm schien zu gefallen, was er hörte, er nickte beifällig und wirkte beeindruckt davon, wie schnell die Prinzessin eine Lösung gefunden hatte, die alle Seiten miteinander versöhnen könnte. Er erhob abermals das Wort.

    "Ich werde mich umgehend darum kümmern. Wenn alles glatt läuft, könnte die Veranstaltung bereits morgen zur Mittagsstunde über die Bühne gehen. Ich halte es ebenfalls für das klügste, euch vorerst dort rauszuhalten. Darf ich dennoch fragen, was Ihr als nächstes tun werdet?" Zelda musste nicht lange überlegen.

    "Ich werde nach Kakariko schreiben. Impa, die Dorfälteste, diente dem Königshaus einst als Beraterin. Ich bin guter Hoffnung, dass sie sich dieser Aufgabe ein weiteres Mal widmen würde. Der gestrige Tag hat mir gezeigt, dass ich mich nicht allein blind in die Arbeit stürzen kann, sondern jeden weisen Ratschlag brauche. Ich werde sie um ein Treffen bitten und Sie umgehend darüber informieren, was dabei herauskam. In der Zeit sollten sich die Gemüter hier soweit beruhigt haben, dass wir einen zweiten Versuch unternehmen können, mich zu den Dorfbewohnern sprechen zu lassen. Können wir uns darauf einigen?"

    Rietnar nickte und streckte eine Hand aus, die Zelda ergriff. Sie verabschiedeten sich, und die Prinzessin gesellte sich nach draußen zu Link, der während der Besprechung vor der Tür gewacht hatte, um eventuelle Störenfriede fernzuhalten.

    "Wie ist es gelaufen?" Zelda lächelte.

    "Besser und einfacher als erwartet," antwortete sie. Tatsächlich fühlte sie sich voller Tatendrang, vergessen waren die Demütigung am Vortag und die Zweifel, die sie vorhin noch befallen hatten. Sie hatte Geschick bewiesen und einen wichtigen Grundstein gelegt. Tief in ihrem Herzen hoffte sie, dass ihr Vater ihre ersten Schritte als rechtmäßige Herrscherin über Hyrule beobachten konnte und stolz auf sie war.

  • Aber was sollte Zelda machen, während Rietnar versuchte, die Probleme ohne ihr mitwirken zu klären. Eigentlich war ja während ihres Besuches ein Rundgang durch das Dorf geplant, doch das ist wohl aktuell nicht mehr möglich.


    Wobei, wieso sollte das nicht trotzdem gehen. Es musste ja nicht zwangsläufig eine offizielle Besichtigung im Rahmen des Programms mit Rietnar sein. Sie könnte ja einfach auch die Gelegenheit nutzen, zu einem ausgiebigen Spaziergang durch Hateno, während sie auf Nachricht wartete. Damit sie dabei nicht erneut unnötige Unruhen auslöste, beschloss sie ihr schlichtes Hylia Gewand anzuziehen und die Kapuze weit über den Kopf zu ziehen, so dass man sie nicht direkt erkannte.


    So gekleidet, machte sie sich dann auf den Weg zu ihrem Spaziergang durch die Stadt. Natürlich in Begleitung von Link. Er hatte eine Freude darin, sie durch die Stadt zu führen und ihr alle Sehenswürdigkeiten zu zeigen.


    Zum einen war da natürlich das Hateno Institut mit seiner ganzen Technik. Etwas darunter war ein schöner kleiner Apfelbaumhain, wo sich Zelda und Link eine kleine Pause gönnten, während sie ein paar Äpfel assen.


    Im Dorf herrscht sehr viel Treiben. Es gab viele Felder, auf denen Bauern ihrem Tagewerk nachgingen. Vermutlich war es diesen zu verdanken, das Hateno so lange abgeschieden überleben konnte, da sie so nicht zwingend auf Handel von Lebensmittel von außerhalb angewiesen waren.


    Als sie so durch die Straßen gingen, kamen sie auch an einigen Kindern vorbei. Dabei fing Zelda einige Wortfetzen auf. Scheinbar unterhielten sich die Kinder über die letzten Ereignisse. So auch über den Besuch der Prinzessin. Allerdings schienen die Kinder nichts oder nur wenig von der Prinzessin zu wissen, oder der Geschichte von Hyrule.


    Das stimmte Zelda etwas nachdenklich. Dadurch dass die Eltern wohl die meiste Zeit auf den Feldern arbeiteten, blieb wohl kaum Zeit, um den Kindern die Geschichte von Hyrule näher zu bringen. Eventuell fehlte es den Kindern auch an anderem Wissen. Das betrübte Zelda zutiefst, die Wissen für sehr wichtig empfand. Sobald sie die Möglichkeit hatte, würde sie sich dafür einsetzen, das den Kindern dieses Wissen zugänglich gemacht wurde. Eine Schule wäre doch eine gute Idee. Sicherlich fand sich auch ein geeigneter Lehrer.


    Während ihres Spaziergangs war Link stets an ihrer Seite, doch hielt er immer respektvollen Abstand zu ihr. Irgendwie empfand Zelda es fast schon als witzig, wie er immer wieder bemüht war, ihr nicht zu nahe zu kommen und doch sehnte sich ein Teil von ihr, genau diese Hürde zu überbrücken. Doch aktuell hatten die Probleme von Hateno und ganz Hyrule Vorrang.


    Nach einer ausgiebigen Runde durch Hateno, hatte sich Zelda ein gutes Bild von der Stadt machen können. Schlussendlich endete die Runde dort, wo sie begonnen hatte, bei Links Haus. Was sollten sie als nächstes tun?




    Der Spaziergang blieb allerdings nicht ganz unbemerkt, denn unterwegs liefen sie zufällig an einem uns bekannten Unruhestifter vorbei.


    Sieh dir diese plumpe Verkleidung an, dachte sich dieser hämisch, ihn konnten sie damit nicht täuschen. Er und seines Gleichen waren Meister der Tarnung. So eine einfache Verkleidung durchschaute er direkt. Schau nur, wie sie da herumstolziert mit ihrem Schoßhund, der sie keine Minute aus den Augen ließ. Er würde schon dafür sorgen, das sie schon bald aus der Stadt gejagt wurden. Er musste nur...


    "Alrik, wo bleibst du denn? Träumst du? Wenn wir uns nicht beeilen, fangen sie noch ohne uns an." unterbrach ein Ausruf seine Gedanken. Stimmt ja, er war ja gerade auf dem Weg ins Rathaus gewesen. Er und ein paar andere waren von diesem stolzierenden Bürgermeister in einer wichtigen Angelegenheit gerufen worden. Was konnte nur so wichtig sein, das er alles stehen und liegen lassen sollte um ins Rathaus zu eilen. Er erahnte schon, worum es ging...

  • Link und Zelda standen vor der Tür und waren in Smalltalk vertieft, als Link plötzlich die Ohren spitzte. Sein heiteres Gesicht verwandelte sich zu Stein und mit einer Handbewegung gab er der Prinzessin zu verstehen, dass sie ins Haus gehen sollte. Zelda verstand nicht sofort und wollte gerade fragen, was denn los sei, doch Link legte seinen Zeigefinger auf ihre Lippen. Eindringlich sah er sie an und deutete mit einer Kopfbewegung erneut auf die Tür seines Hauses. Zeldas Augen weiteten sich, während Link langsam sein Schwert herauszog, wobei das metallische Geräusch zwar leise, aber dennoch deutlich hörbar war. Die Prinzessin tat, was er von ihr verlangte, doch an der Tür bemerkte sie eine kleine rote Blüte, die am Knauf befestigt worden war und die sich definitiv zuvor noch nicht dort befand. Leise zischte sie Link an, der bereits langsam um die Hausecke schlich, das Schwert vor sich gestreckt und zeigte ihm ihren Fund. Als er es sah, kniff er kurz die Augen zusammen und wollte gerade mit einer weiteren Handbewegung eine Geste machen, als es plötzlich an der großen Eiche knackte.


    Link fuhr mit einem Satz herum, sprang in die Luft und machte einen Salto, sein Schwert bereit - als plötzlich ein lautes "Ahhhhh" die Stille durchbrach. Noch in der Luft erkannte Link, wer sich da versteckte und schwang sein Schwert schnell beiseite und prallte mit voller Wucht gegen Mansa. Dieser fiel zu Boden, wobei es sich so anhörte, als wäre ein riesiger Sack Mehl zu Boden gefallen.

    "Was um alles in der Welt ist in dich gefahren?", rief Mansa und rieb sich den Kopf.

    "Dasselbe könnte ich DICH fragen?! Wieso lauerst du hier hinter einem Baum?", erwiderte Link. Sein Herz pochte so laut, dass er es hören konnte.

    Zelda zögerte etwas, doch schließlich trat sie näher heran, wenn auch zaghaft. "Wer bist du?", wollte sie wissen.

    Mansa seufzte, stand schließlich auf und klopfte sich den Dreck von seinen zerschlissenen Klamotten. "Ich bin Mansa, wohne hier in Hateno und wollte Euch besuchen, Prinzessin."

    "Besuchen?"

    "Ja." Er räusperte sich und machte zwei Schritte auf Zelda zu, wurde dann allerdings von Link am Weitergehen gehindert, da dieser sich zwischen ihm und die Prinzessin schob. "Ich wollte mich vorstellen. Schließlich bin ich einer der wichtigsten Persönlichkeiten hier im Ort. Eigentlich wollte ich das schon gestern tun, aber es kam ja alles anders als gedacht. Anders als viele andere hier, zu meinem tiefsten Bedauern, stehe ich nicht gegen Euch. Für mich gibt es keinen Zweifel, dass ihr wahrhaftig jene Prinzessin seid, die uns vor der Verheerung gerettet hat."

    Stille. Zelda wusste gar nicht, was sie jetzt sagen sollte. Vor ihr stand ein Hühne, der eine viel zu kleine Hose für seine Größe trug und die überall schon genäht und geflickt war. Sein Hemd hatte Löcher und sein seltsamer Hut hatte seinen besten Tage auch schon hinter sich. "D-danke... Mansa. Das freut mich natürlich zu hören." Fragend und unsicher schaute sie zu Link, welcher diesen seltsamen Burschen argwöhnisch musterte, jedoch nach einiger Zeit seine angespannte Körperhaltung aufgab und letztlich kopfschüttelnd das Schwert wegsteckte.

    "Ich kenne dich doch", sagte Link schließlich. "Für dich, oder besser gesagt für deinen "Freund", sollte ich doch Ausdauerschrecken fangen und sie Primella geben, richtig?"

    Mansa, der seinen bohrenden Blick die ganze Zeit auf Zelda gerichtet hatte, lief nun rot an und schaute entsetzt zu Link. "Äh, ach das. Ach, das warst du! Ja, ich erinnere mich wieder.. ähm.. Naja, lang ist´s her, nicht wahr? Aber egal, ich habe Euch eine Rose an die Tür gehangen, Eure Majestät. Ich hoffe, Ihr freut Euch?! Sie ist aus meinem Garten und ist die schönste von allen! Vielleicht erlaubt Ihr mir, kurz unter vier Augen mit Euch zu sprechen?"

    Link kam nicht umhin, eine Augenbraue nach oben zu schieben, was Zelda nicht entging. "Nun ich denke, dass alles, was du mit mir zu besprechen hast, auch mein Leibwächter hören darf. Also, was ist dein Anliegen?" Zelda hasste es, Link als "Leibwächter" zu bezeichnen. Bester Freund oder Seelenverwandter würde es viel besser treffen, aber nach außen hin wollte sie die Etikette wahren. Vor allem in Gegenwart eines so seltsamen Kerls, wie diesen hier.


    Mansa war nicht sehr glücklich über die Reaktion, das konnte man ihm ansehen. Er schaute für den Hauch einer Sekunde miesmutig zu Link, doch dann bog er seinen Rücken durch und räusperte sich. "Nun, ich danke Euch, Prinzessin. Ich als Bürger Hatenos bin sehr erfreut darüber, dass Ihr hierher gekommen seid. Es liegen harte Zeiten hinter diesem Ort und diesem Land, doch Hylia sei Dank seid Ihr wohlauf zurückgekehrt! Nun gilt es, die Monarchie wieder aufleben zu lassen und Hyrule zu seiner alten Stärke zu verhelfen. Und dafür, Eure Hoheit, bedarf es eines starken Mannes an Eurer Seite! Einer, der würdig ist, diese schwierige Aufgabe mit Euch zu teilen!" Mansa stockte, sah in das baffe Gesicht der Prinzessin und kniete dann nieder. "Als Beschützer der größten hylianischen Siedlung in Hyrule knie ich vor Euch in Demut! Ihr braucht einen Mann wie mich, Zelda! Zusammen werden wir..."

    Zeldas Augen rissen sich so weit auf, wie nie zu vor und auch Link klappte die Kinnlade runter. Beide schauten sich entsetzt an und Link musste sich wegdrehen, weil er dies nicht mehr mitansehen konnte. Zwar hatte er seine Hand vor dem Mund, doch trotzdem entwich ihm ein unterdrücktes Lachen.


    Zelda konnte den Worten des Mannes nicht mehr folgen, weil es für sich einfach nicht möglich war, die Contenance zu wahren. Wahrscheinlich unterbrach sie die augenscheinlich lang einstudierte Ansprache: "Ich .. ich danke dir und bin sehr geehrt, Mansa. Ich werde das gründlich überdenken, doch nun bitte ich um Privatsphäre."

    Link hatte nun endgültig zu viel. Er hatte alles gegeben, um nicht vor Lachen laut loszuschreien und er hatte schon Tränen in den Augen, doch nun nahm er einfach Zelda an die Hand, verschwand mit ihr im Haus und verriegelte die Tür.

  • Hylda lag in ihrer Wiege - ein Geschenk von Dodanz und seiner Frau - und schlief. Sanft, kaum merklich hob und sank ihre Brust. Friedlich wirkten ihre Gesichtszüge. Gerade wegen dieses friedvollen, beinahe erhabenen Anlitz, war Samuel umso erschrockener, dass seine Tochter schnarchte, als wollte sie damit einen Hinox vertreiben! Wie konnte ein solch kleines Wesen nur solch furchtbare Töne von sich geben?!

    "Ach Schatz, sie ist ganz deine Tochter", witzelte da Micchella, die sich lautlos neben ihren Mann gestellt hatte. "Jetzt magst du dir vielleicht vorstellen, womit mich Hylia jede Nacht auf die Probe stellt. Wird meine Liebe wohl ewig so stark bleiben, dieses Unheil Nacht für Nacht über sich ergehen zu lassen? Ich hoffe es, aber nur die Zeit mag die Antwort darauf haben." Theatralisch legte Samuels Frau ihren Handrücken auf ihre Stirn und setzte einen gekünstelten Gesichtsausdruck auf.

    "Falls das da in deinem Gesicht Leid darstellen soll, so bin ich froh, dass du dich nie der Schauspielerei verschrieben hast..."

    Beide lachten, doch dann ermahnten sie sich gegenseitig, leise zu sein, als sich Hylda bewegte, einmal kurz aufseufzte und dann weiterschnarchte. Nach den Strapazen der Geburt und den darauffolgenden Besuchen, hatten die zwei kaum Zeit füreinander und für Hylda gehabt. Dieser Moment, der erste, den sie zu dritt und in Frieden verbrachten, sollte eine kostbare Erinnerung sein. So schlicht und doch unersetzlich.

    "Smile, my Dear. You know, you're never fully dressed without one!"




  • Während die junge Familie ihre ersten Momente als solche genoss hatten Link und Zelda sich langsam wieder in Griff. Sie waren vor Zelda's unerwarteten Verehrer ins Haus geflüchtet wo sie, sich jeweils an einer Wand abstützend ihrem unterdrückten Lachen erlegen waren.

    "Ich denke, diesen Dorfbewohner habt ihr überzeugt, Prinzessin!", brachte Link, immer noch lachend hervor. Zelda schlug halbherzig nach seiner Schulter, war aber selbst noch viel zu belustigt um ernst wirken zu können. Vorsichtig näherte sie sich dem Fenster und linste hinaus.

    "Denkst du, er ist weg?"

    Link trat neben sie und spähte ebenfalls aus dem Fenster.

    "Ich denke schon. Entweder er hat verstanden, dass es schwer war ihn ernst zu nehmen oder er wartet tatsächlich auf eure Antwort, aber zumindest scheint er nicht mehr vor meinem Haus zu stehen."

    Zelda atmete tief durch.

    "Gut. Langsam wird es wirklich Zeit, Rietnar zu besuchen."


    Der Weg durch das Dorf verlief diesmal ohne Schwierigkeiten oder ungewollte Aufmerksamkeit und auch Rietnar schien viel entspannter zu sein als noch am Vortag und lud die beiden direkt zum Abendessen ein. Er erzählte ihnen, dass die Stimmung im Dorf sich wieder etwas beruhigt hatte, besonders da durch Micchellas unerwartete Geburt ein neuen Thema zum Dorfgespräch geworden war. Zelda's Vorschlag, eine Schule zu bauen schien ihm auch gut zu gefallen und so saßen die drei noch lange zusammen um Möglichkeiten zu besprechen und auch über mögliche Lehrer nachzudenken.

    Dabei bemerkte niemand den Schatten, der sich vor dem Esszimmerfenster niedergelassen hatte und jedes Wort mithörte.

  • So, so. Für die Prinzessin sind die Bewohner von Hateno also ungebildeter Pöbel. Na wenn sich das zufällig herumsprechen sollte, freute sich "Alrik" schon insgeheim. Das wird die Stimmung noch mehr gegen dieses verwöhnte Gör aufheizen. Auf jeden Fall brauchte er neue Argumente, denn das Treffen mit diesem dummen Bürgermeister ist alles andere als gut verlaufen. Alle sprechen nur noch von dieser plötzlichen Geburt, bei die Prinzessin ihre Finger im Spiel hatte.


    Eine Schule will sie also errichten, weil die Kinder ihr zu ungebildet erscheinen. Sie brauchen nur noch einen dummen Lehrer. Das könnt ihr vergessen, ich werde euch die Pläne versalzen. Wobei... warte Mal.... wenn wir es schaffen sollten, das einer aus unseren Reihen als Lehrer gewählt wird, könnten wir die Position nutzen, um den Kinder die richtige Wahrheit über das Königshaus zu zeigen. Das wäre noch viel erfolgreicher. Das muss ich gleich mit den anderen besprechen.


    Mit diesen Gedanken entfernte sich "Alrik" von dem Fenster unter dem er bis gerade gelegen hatte, um das Gespräch zu belauschen.




  • "Hättet Ihr noch Interesse an einem abendlichen Spaziergang am Meer? Seitdem die Monster von dort verschwanden, kann man ungestört das Rauschen genießen und die Luft dort ist so angenehm", schlug Rietnar vor, während er das Geschirr vom Tisch abräumte.

    Zelda überlegte. Ein Spaziergang wäre in der Tat sehr gut, allerdings war sie immer noch recht müde und auch Link hatte Augenringe. "Ich wäre dir sehr verbunden, wenn wir das auf morgen Abend verschieben könnten, Rietnar. Ich gebe ja zu, dass der Tag heute etwas verschenkt ist, aber zum Glück stehen uns noch so viele weitere bevor." Sie schenkte dem Bürgermeister ein herzerwärmendes Lächeln und dieser zeigte sich sofort einverstanden.


    Einige Augenblicke später waren Link und Zelda auf den Weg zurück zum Haus, als die Prinzessin plötzlich vor Tornados Laden stoppte und hinein sah. Der ulkige Ladenbesitzer bemerkte dies natürlich umgehend und begrüßte die Interessierte mit seiner krächzigen Stimme. "Ahhh und der Herr Link ist auch dabei. Naaaa? Gibt es vielleicht mal wieder ein paar Stoffe, die ich einfärben könnte?"

    "Du hast es schon mal ausprobiert?", fragte Zelda ihren Freund mit leuchtenden Augen.

    "Äh ja. Die Barbarenrüstung habe ich hier einfärben lassen. Auch das Ninjaoutfit, aber letztlich gefiel es mir doch so am besten, wie es ursprünglich war und habe es zurückfärben lassen."

    "Link! Ich habe dich noch nie in anderen Rüstungen als deine jetzige gesehen! Kannst du das mal alles für mich anziehen?"

    "Äääh j-ja, kann ich machen. Moment."

    Link verschwand in der Umkleidekabine, während sich Zelda mit Tornado über die Herstellung von den Farben unterhielt. Kurze Zeit später stand Link in seinem Ninjaoutfit vor ihr und ihr fielen fast die Augen raus. Besonders seine Frisur schien sie zu begeistern, aber auch der Look des Outfits selbst wurde von ihr ausgiebig inspiziert.

    "Dies hat mir gute Dienste geleistet. Schau dir die Schuhsohlen an. Ich kann mich damit sehr leise fortbewegen. Überhaupt ist es aus einem Material gefertigt, welches mir erlaubt, auch leise zu schwimmen. Ich trug es vor allem, um Fische und Insekten zu fangen. Allerdings..." - Link zupfte etwas am Oberteil herum - "...liegt es sehr eng an. Ein Gramm zu viel auf den Rippen und ich passe nicht mehr rein."

    Zelda klatschte begeistert in die Hände und forderte Link auf, die Barbarenrüstung anzuziehen, was er auch tat. Auch dazu erklärte er ihr den praktischen Nutzen. Besonders angetan zeigte sich die Prinzessin von den Körperbemalungen. Es entging ihr nicht, dass sie trotz dieser die vielen Narben und verheilten Wunden an seinem Körper sehen konnte, aber aus Respekt erwähnte sie dies nicht weiter.


    Ein letztes Mal verschwand Link in der Umkleidekabine und als er herauskam, weiteten sich Zeldas Augen. "W-woher hast du das", fragte sie mit belegter Stimme.

    "Die Gerudo haben es gefertigt. Ich war selbst überrascht, dass sie eine Rüstung für "Vooi" in ihrem Stil besitzen. Es ist perfekt für ein Aufenthalt in der Wüste."

    "Das... Ich bin mir sicher, das hat Urbosa damals veranlasst." Zeldas Augen wurden etwas nass. Vor ihr stand Link im Wüsten-Set und es war ihm wie auf den Leib geschnitten. Und auch Link selbst wurde ein bisschen nachdenklich, denn die Erkenntnis, dass Urbosa dieses Outfit einst für ihn angefertigt hatte, machte ihn glücklich und traurig zugleich. Er erinnerte sich plötzlich daran, wie er 100 Jahre zuvor am Tor von Gerudo-Stadt bei den Wachen stundenlang auf Urbosa und Zelda in der sengenden Wüstenhitze warten musste und dort literweise Wasser trank und Unmengen von Melonen in sich hineinstopfte. Urbosa hatte sich im Anschluss darüber lustig gemacht; doch dass sie ihm dann extra eine eigene "Gerudo-Vooi-Kleidung" schneidern ließ, davon hatte sie nie etwas gesagt. Vielleicht hatte sie aber auch einfach nur nie wieder die Gelegenheit dazu.

    Link beschloss aus Dankbarkeit dieses Outfit nun öfter anzuziehen, sofern es die Prinzessin erlaubte. Das Reckengewand war schließlich seine Arbeitskleidung, wenn man so wollte.


    Schließlich verabschiedeten sich beide bei Tornado und versprachen, ihn gern wieder aufzusuchen. Auf den Heimweg blickten Zelda und Link zu Vah Naboris, den man von hier aus sehen konnte, obwohl er viele, viele Kilometer weit entfernt war und beide - jeder für sich - schickten im Geiste einen Gruß an die große Kriegerin der Gerudo.

  • Allmählich versank die Sonne am westlichen Horizont und tauchte den Himmel in dämmriges Licht. Samuel konnte es kaum fassen, dass dieser Tag nun bald endete. Es war in den letzten knapp 24 Stunden so unglaublich viel passiert, dass er es immer noch nicht ganz verkraften oder einordnen konnte. Doch seiner Familie ging es gut und dies war das wichtigste!


    Bevor die Nacht den Tag ganz verschlucken würde, wollte Samuel noch schnell auf den Markt, um etwas einzukaufen. Zwar hatten Dodanz und seine Frau ihnen ein bisschen was mitgebracht, aber Michella hatte einen plötzlichen Heißhunger auf Palm-Früchte mit Schinken bekommen. Leider hatten sie diese Früchte nicht im Haus. Samuel machte sich daher auf den Weg, um seiner Frau eine Freude zu machen.


    Als er die Straßen Hatenos erreichte, waren diese noch erfüllt vom geschäftigen Treiben der Leute. Ein jeder war auf dem Weg, entweder kaufte man noch ein oder war bereits auf dem Heimweg. Auch die Händler begannen damit, ihre Läden zu schließen und freuten sich auf ihren Feierabend.


    Samuel musste am Haus des Bürgermeisters vorbei, um zum Krämerladen zu gelangen. Dabei kam er nicht umhin, zu sehen, wie die Prinzessin und ihr Ritter sich von Rietnar verabschiedeten. Sie hatten sich wohl getroffen. Allzu gerne wäre er direkt auf die zwei Retter seiner Familie zugerannt. Doch auch er hatte, selbst wenn es die meisten Leute bestreiten würden, so etwas wie Feingefühl. So konnte er aus der Ferne bereits die Müdigkeit ausmachen, die die Prinzessin umspielte. Das letzte, was sie brauchte, war jetzt noch ein Gespräch, sondern Ruhe! Also ging er am Haus vorbei und weiter zum Ortskern.


    "Willkommen, willkommen! Was darf's denn sein?", begrüßte Fichtjof, der Besitzer des Krämerladens "Mistral". "Oh, du bist es Samuel. Herzlichen Glückwunsch zur Geburt eures Kindes! Wie geht es deiner Frau?" Fichtjof war immer für einen Plausch zu haben - etwas wofür Samuel nicht immer Zeit und Lust hatte.

    "Soweit ist alles gut. Micchella ist sehr erschöpft, aber die Freude um unser Kind macht diese Müdigkeit wieder weg. Aber es geht mit den Heißhungerattacken los, was mich zu später Stunde eben hier her bringt. Hast du Palm-Früchte?"

    "Wer steht denn vor dir? Natürlich habe ich Palm-Früchte! Schließlich führe ich einen Laden, der sich rühmt, alles auf Lager zu haben, was das Herz des Kunden verlangt!"

    Ein einfaches "Ja" hätte Samuel gereicht, doch er wollte nichts sagen. Stattdessen nahm er die Palm-Frucht dankend an, bezahlte sie und verabschiedete sich. Er war glücklich, Micchella eine Freude machen zu können!

    "Smile, my Dear. You know, you're never fully dressed without one!"




  • Die Kutsche rollte sanft dahin, aber dennoch rutschte Impa mit schmerzverzerrtem Gesicht auf ihrem Sitzkissen hin und her. Obwohl Hateno nicht sehr weit von Kakariko entfernt lag, waren die alten Knochen der greisen Shiekah für eine derartige Reise einfach nicht mehr gemacht. Bei jeder kleinen Unebenheit in der Straße hatte Impa das Gefühl, ihre Wirbel würden knirschend auf einander reiben.

    Und noch immer lagen der Rest der Nacht und fast ein ganzer Tag in der Kutsche vor ihr...

    Am liebsten hätte sie ihren Leibwächter und Kutscher gebeten, am nächstbesten Gasthof anzuhalten und ein Zimmer für sie zu buchen, damit sie ihre schmerzenden Glieder auf einem weichgepolsterten Bett ausstrecken könnte, aber erstens gab es zwischen den beiden Dörfern kein einziges Gästezimmer und zweitens brauchte Zelda sie. Das ließ die alte Frau ihre Zähne fest zusammenbeißen.


    Ihre Gedanken wanderten zu dem Abend des hinter ihr liegenden Tages zurück:

    Impa nahm gerade ihr Abendmahl zu sich, als jemand ohne zu klopfen in ihre Stube platzte. Die alte Frau blickte mit einer Mischung aus Neugierde und Zorn auf. Wer wagte es, sie auf derart impertinente Weise beim Essen zu stören?

    Vor dem karg gedeckten Tisch stand Paya und streckte ihr eine Hand mit einer Schriftrolle darin entgegen.

    "Entschuldige, dass ich deine Mahlzeit unterbrechen muss, Großmutter, aber gerade kam eine Nachricht für dich an." Auf Payas Wangen leuchteten nervöse, rote Flecken, als sie auf das königliche Siegel deutete, mit dem der Brief verschlossen war.

    Impa zog die Augenbrauen zusammen und stellte ihre Suppenschüssel ab, um die Nachricht entgegen zu nehmen. Ein flaues Gefühl machte sich in ihrem Magen breit. War Zelda womöglich etwas zugestoßen? Ein kalter Schauer kroch der Greisin über den Rücken, als sie an die Berichte über Unruhen und Aufwiegler dachte, die ihre Spione ihr vor Zeldas Rundreise hatten zukommen lassen.


    Trotz ihres Alters hatte Impa noch immer ausgezeichnete Augen und so brauchte sie nicht lange, bis sie Zeldas Brief gelesen hatte. Ein Teil von ihr atmete erleichtert auf, weil die Prinzessin wohlauf war. Ein anderer Teil von ihr kochte vor Wut über die Bürger Hatenos, die es gewagt hatten, sich gegen ihre ehrwürdige Regentin zu erheben.

    Der größte Teil ihres Geistes war jedoch mit der sonderbaren Geburt beschäftigt, von der Zelda berichtet hatte.


    Impa war sich sicher, vor langer, langer Zeit schon einmal etwas Ähnliches gelesen zu haben. Aber wo? Und wie ging die Geschichte genau?


    Nachdem sie mehrere Minuten erfolglos gegrübelt hatte, knurrte sie resigniert und wandte sich an Paya: "Bring mir etwas zu schreiben und mein Siegelwachs. Und danach sagst du Cado Bescheid, dass er die Kutsche bereit machen soll. Ich breche noch heute Abend nach Hateno auf."

    "A-Aber..." Paya machte ein geschocktes Gesicht.

    Impa wedelte mit der Hand in ihre Richtung, als wollte sie ihre Enkelin aus dem Raum fegen. "Du wirst während meiner Abwesenheit schon gut auf Kakariko aufpassen. Und jetzt - hopp, hopp. Ich werde nicht jünger, weißt du?"

    Paya sah noch immer verwirrt und überfordert aus, wusste aber genau, dass Diskussionen mit ihrer Großmutter sinnlos waren. Also fügte sie sich in ihr Schicksal, nicht zu wissen, was los war, und kümmerte sich um die ihr aufgetragenen Tätigkeiten.


    Wenig später saß Impa bereits in der Kutsche und reichte Paya, die daneben stand, durchs Fenster einen versiegelten Brief. "Schick diese Nachricht bitte per Taube an Robelo. Er soll ein Schriftstück für mich finden."

    Paya nickte und versicherte, der Botenvogel würde sich noch am selben Abend auf den Weg nach Akkala machen.


    Impa versuchte erneut, ihrem Rücken etwas Erleichterung zu verschaffen, indem sie sich streckte, aber ihre Muskeln waren inzwischen so steif, dass sie außer einem lauten Knacken nichts erreichte.

    Robelo...

    Impa hoffte, ihr alter Freund wusste, von welcher Geschichte sie sprach und konnte sich erinnern, wo sie diese gelesen haben könnte. Er war schon immer der Belesenere von ihnen beiden gewesen...

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    Avatar-Artwork von mokke; Signatur-Artwork von Kamui Fujiwara (official artwork)

  • Robelo, seines Zeichens genialer Exentriker und Shiekah-Wissenschaftler hing nicht besonders an einem geregelten Tagesablauf. Im Gegenteil, er beobachtete immer mit Missmut wie er so etwas wie "Alltag" entwickelte, sobald es keine dringende Aufgabe für ihn gab. Momentan war es wieder so weit, dass er zu mehr oder weniger festen Zeiten schlafen ging und aufstand, seine Mahlzeiten zu sich nahm und arbeitete. Es war schrecklich.

    Deshalb freute er sich umso mehr über die Taube, die ihm frühmorgens einen Brief von Impa brachte und damit seine unfreiwillige Routine unterbrach. Der Inhalt des Briefes versetzte ihn in noch größere Aufregung, denn er bedeutete Arbeit, lange Nächte in denen er sich durch Archive und alte Texte wühlen konnte und endlich einen Grund, sich mit etwas anderem zu befassen als seinen Technikprojekten. Wären seine Gelenke ein paar Jahre jünger gewesen, hätte er Freudensprünge gemacht. So beschränkte er sich auf ein breites Lächeln und machte sich an die Arbeit.


    In einem anderen Teil des Landes hievten andere, alte Gelenke gerade eine andere, alte Shiekah aus einer Kutsche. Impa unterdrückte einen Schmerzenslaut als ihr steifer Körper die Position wechselte und lächelte stattdessen Link und Zelda erschöpft an. Die Reise war alles andere als komfortabel gewesen, dafür konnte sie sich wirklich nicht vorwerfen, getrödelt zu haben.

    "Seid gegrüßt, Prinzessin, Link. Ich habe mich sofort auf den Weg gemacht als ich von den Ereignissen hier erfahren habe. Da habt ihr ja für ordentlich Aufruhr gesorgt!"

    Zelda lächelte verlegen zurück.

    "Das stimmt leider. Mir wäre ein ruhigerer Besuch um vieles lieber gewesen, aber so ist es nun mal nicht gekommen. Dafür konnte ich irgendwie eine Hilfe sein und ein Leben zur Welt bringen, und das ist auch eine Menge wert, wie ich finde. Willst du dich erstmal eine Weile ausruhen oder möchtest du die junge Familie gerne direkt kennen lernen?"

    So gerne Impa das Angebot der Ruhepause angenommen hätte, so war ihre Neugier doch größer und so halfen Link und Zelda ihr kurz darauf den Berg zum Bauernhof hinauf wo Samuel bereits auf sie wartete.

  • 'Alrik' hatte seinen Kollegen einen verschlüsselten Brief geschickt, mit seiner Idee, einen seiner Kollegen als Lehrer in der geplanten Schule einzusetzen und so die Geschichte vom wahren Herrscher unter den Kindern zu verbreiten und nicht diese Lügen die von dieser verhassten Königsfamilie verbreitet wurde.


    Seine Idee wurde im allgemeinen zugestimmt und so war nun ein gelehrter Kollege auf dem Weg nach Hateno, den er dann als Lehrer vorschlagen wollte. Sein Deckname sollte "Simon" sein. Wenn alles gut ging, würde er gleich nach seinem eintreffen mit ihm zum Bürgermeister gehen.


    Froh über seinen baldigen Erfolg schlenderte er durch Hateno, als er plötzlich erschrak und in der nächste dunklen Gasse verschwand. Er traute sich kaum, erneut einen Blick aus der Gasse zu werfen, aus Angst vor dem, was seine Augen gerade erblickt hatten.


    Und doch musste er sich davon überzeugen, das er sich nicht geirrt hatte. Vorsichtig blickte er um die Ecke und sah erneut, was ihn so erschrocken hatte. Impa höchstpersönlich lief begleitet von Link und Zelda über die Straßen von Hateno. Was machte dieser verfluchte Mumie hier.


    Sie konnte all ihre Pläne zunichte machen und auch er war hier nicht mehr wirklich sicher, denn diese Shieka war fähig all ihre Verkleidungen und Pläne zu durchschauen. Warum musste sie ausgerechnet jetzt hier auftauchen? Die hatte ihm gerade noch gefehlt.

  • "Oooooooooh, das ist so lecker!", jauchzte Micchella und biss in die mit Schinken umwickelte Palm-Frucht. "Vielen lieben Dank, Schatz!"

    Samuel hatte Hylda auf dem Arm und lächelte mit einem breiten Grinsen seine Frau an. Es war ihm Dank genug, sie so zu sehen. Voller Leben und mit einem Lächeln im Gesicht. Das war seine Frau und er freute sich, dass sie nach all den Ereignissen nun allmählich wieder auf die Beine kam.

    "Schau mal, Hylda. Das ist deine Mama! Die kann einen ganzen Ochsen verdrücken, wenn sie will!"

    "Ach, hör auf ihr so einen Quatsch zu erzählen! Ich bin durchaus gesittet!" Während Micchella sprach, wischte sie sich mit dem Ärmel über den Mund, was nicht wirklich gesittet anmutete.

    "Apropos gesittet. Du scheinst ganz nach deiner Mutter zu kommen!", sagte Samuel, als er plötzlich einen säuerlichen Geruch bemerkte, der sich durch seine Nasenhöhlen zu brennen schien. Hylda hatte wohl eine kleine Überraschung für ihren Vater parat...




    Robelo seufzte. Wie sehr er sich auch durch seine Archive wühlte, er konnte nicht finden, wonach er suchte. Dabei sah er die Schriftstücke deutlich vor sich. Lauthals verfluchte er sein allmählich nachlassendes Gedächtnis. Früher sprotzte er nur so vor Ideenreichtum, Scharfsinn und Erinnerungsvermögen.

    Er ließ sich auf einen Schemel nieder, stützte sein Kinn mit den Händen ab und grübelte, während er die Unordnung in seinem Institut überblickte. Hier würde er nicht finden, was er suchte. Was nun?

    "Vermaledeit! Wenn die Schriften nicht hier sind, dann werden sie sich wohl in den Katakomben des königlichen Forschungsinstitut befinden!", brüllte Robelo plötzlich so laut, dass es durch sein Institut echote. "So muss es sein! Im Forschungsinstitut haben wir damals alles mögliche an Schriftstücken und jeden anderen Fetzen Wissen zusammengetragen. Es sollte ein Quell des Wissens werden. Dort muss liegen, was ich suche und was Impa gerade benötigt."

    Das würde aber ein Problem darstellen, war das Institut längst zerstört. Allenfalls die Katakomben könten noch vorhanden sein. Was aber nichts brachte, wenn man sich keinen Zutritt verschaffen konnte. Azßerdem waren die Ruinen eine Ewigkeit von Akkala entfernt.

    "Wobei dies auch eine Chance ist", dachte Robelo laut nach. "Eine lange Reise könnte der ideale Moment sein, meine neueste Erfindung auszuprobieren, den Heißluftballon!"

    "Smile, my Dear. You know, you're never fully dressed without one!"




  • Samuel war gerade mit dem Wickeln seiner Tochter fertig geworden, wobei er vor jedem Handgriff hilfesuchend zu Micchella geblickt und von ihr auch nur ein Schulterzucken bekommen hatte, als es an der Tür klopfte. Kurz überlegte er, einfach nicht zu öffnen, es waren heute schon mehr als genug Besucher hier gewesen und Micchella sah immer noch müde aus. Dann hörte er die Stimme der Prinzessin und beschloss, dass ihre Retterin sich den Besuch redlich verdient hatte.

    Als er die Tür öffnete stand er aber nicht nur Zelda gegenüber sondern auch Link, dessen Anwesenheit wenig verwunderlich war, und einer alten Frau in traditioneller Shiekah-Gewandung.

    "Hallo Samuel, hallo Micchella! Darf ich euch die Dorfvorsteherin von Kakariko, Impa vorstellen? Sie würde euch gerne kennenlernen um uns verstehen zu helfen, was bei der Geburt passiert ist."

    Als Samuel auf diese Worte Zeldas hin etwas unschlüssig in der Tür stehen blieb, nahm Micchella ihm die Entscheidung ab, indem sie von ihrem Bett aus rief:

    "Kommt ruhig herein, es ist uns eine Ehre, so hohen Besuch empfangen zu dürfen. Ich wüsste auch gerne mehr über das Wunder, das unserer Tochter das Leben gerettet hat!"



    Aus den Forschungsaufzeichnung von Robelo:

    Heißluftballon

    Konstruktion aus einem Metallkorb, einem großen Ballon und einer Kerze oder alternativen Wärmequelle, wird verwendet um in geringer Höhe schwebend weite Strecken zurückzulegen

    Steuerung mit einem Krogblatt erweist sich als mühselig aber möglich

    Landung problemlos durch Verringerung der Hitze möglich, fester, freier Untergrund als Landefläche überaus ratsam

    nächstes Mal unbedingt Sitzbank besser polstern und mehr Schutz vor Kälte mitnehmen

    Weitere Tests folgen

  • Auf dem Tisch lag eine weitere verschlüsselte Antwort, die er auf seine Nachricht ans Versteck erhalten hatte. Dort freute man sich wohl darüber, das diese verfluchte Shieka gerade in Hateno war, denn so wurde ihre Aufmerksamkeit von der Operation im Untergrund abgelenkt. Das "Alrik"s Pläne durch ihre Anwesenheit gestört wurden, war ihnen völlig egal. Im Gegenteil soll er nun alles versuchen, damit sie weiterhin in Hateno blieb. Aber wie er das anfangen sollte, hatte man ihm nicht gesagt.


    Nun saß er an seinem Schreibtisch und grübelte darüber nach, wie er möglichst viel Aufsehen erregen konnte, um dem Befehl des Versteckt gerecht zu werden. Aber nichts fiel ihm auf Anhieb ein, was er hätte tun können, ohne das seine Tarnung oder gar sein Leben in Gefahr war. Dem Versteck war das sicher egal, aber ihm nicht, denn er hing an seinem Leben.


    Nicht zum ersten Mal kamen ihn Zweifel an seinem Glauben. Er vergötterte zwar den wahren Herrscher aus dem Untergrund, den die anderen dort verzweifelt suchten, aber er war nicht bereit, dafür einen Märtyrer Tod zu sterben, doch es wurde jederzeit von ihm verlangt.


    Aber dazu war er nicht bereit, also zerbrach er sich nun den Kopf darüber, wie er seinem Befehl folgen könnte. Als erstes sollte er wohl weiter die Geschehnisse in Hateno im Auge behalten, um einzuschreiten, sobald sich eine Gelegenheit bietet.

  • Link fühlte sich unbehaglich. Er war natürlich erleichtert und froh zugleich, weil die kleine neue Hateno-Bewohnerin wohlauf war, denn es wäre nicht auszumalen gewesen, wenn die Geburt nicht so glimpflig verlaufen wäre.


    Doch irgendwie zog sich sein Magen nach ein paar Minuten im Haus der frischgebackenen Eltern zusammen. Irgendwie spürte er in diesem Moment die ganze verdammte Last auf seinen Schultern. Hylda wurde in eine Welt geboren, welche im Augenblick friedlich schien, doch die Narben, welche ihr dieses schreckliche Biest vor 100 Jahren zugefügt hatte, waren noch immer nicht verheilt. Und war dieser Frieden stabil? War nun wirklich alles vorbei?

    Es fühlte sich jetzt gerade, hier und jetzt, nicht danach an. Das kleine Mädchen hatte nur dann eine Chance, aufzuwachsen und selbst irgendwann mal Kinder zu bekommen, wenn der Frieden hielt. Und wenn er gebrochen werden sollte, würde er wieder seinen Kopf für das Leben und die Zukunft von Hylda hinhalten müssen.

    Wie man es von ihm gewohnt war, würde er es ohne mit der Wimper zu zucken tun. Er würde sein Schicksal annehmen. Schicksal. Hm. Fluch, Verderben, Last, Bürde. Manchmal passten diese Worte besser dazu.


    Link vermied es tunlichst, sich mit dem Ganzen gedanklich auseinanderzusetzen. Normalerweise. Doch jetzt, wo er das kleine Bündel sah, drangen die Gedanken unerbittlich in seinen Kopf. Zelda und er wären allein, würde das Böse irgendwie einen Weg zurückfinden. Teba, Sidon, Yunobo und Riju wären im Rahmen ihrer Möglichkeiten an ihrer Seite, doch dem Tode würden nur er und die Prinzessin ins Auge sehen müssen. Und wenn er ehrlich war, hatte er keine Ahnung, wieso das Heilige Bannschwert ausgerechnet ihm diese Last aufgebürdet hatte.

    Samuel war nicht viel älter als er. Doch Samuel konnte eine Familie gründen. Schon bald würde er der Kleinen das Laufen beibringen, das Schwimmen. Er würde mit ihr im Sonnenlicht spielen und Blumen pflücken. All das blieb Link sein Leben lang verwehrt, das war ihm klar. Es war ihm schon immer bewusst gewesen, doch nun schmerzte es in seiner Brust.

    "Ich bin draußen", murmelte er und verließ das Haus. Hier würde er warten; wenn es sein musste, auch den ganzen restlichen Tag. Link schüttelte den Kopf, um diese Gedanken endlich loszuwerden. Er sog die Luft scharf ein, presste sie in seine Lungen und hielt dem drückenden Schmerz einen Moment lang stand. Dann stieß er den Atem aus, sah in das Sonnenlicht. Er rückte sich den Schwertgurt zurecht, richtete sein Gewand und verharrte.


    Niemand, der ihn jetzt ansehen würde, würde erkennen, welche Gedanken ihn gerade quälten. Das hatte er perfektioniert; diese ausdruckslose Mine, die niemals - wirklich niemals - seine Gefühle preisgab.

  • Hylda gluckste und Zelda musste um ihre Fassung ringen. Dieses kleine Leben dort zu sehen, in den Armen seiner Mutter und voller Kraft und Vitalität, das rührte Zelda so sehr, dass ihr beinahe die Tränen kamen. In jener Nacht hatte sie nicht geglaubt, dass dies alles so glücklich enden würde. Sie hatte mit einer Tragödie gerechnet, doch das Gegenteil war der Fall. Zwar konnte sich Zelda nach wie vor nicht erklären, wie das alles Zustande kommen konnte, und ihr Forscherdrang wollte diesen Geheimnissen auf die Spur gehen doch für den Moment fühlte sie sich so glücklich, als wäre es ihr eigenes Kind, das da wohlbehalten seine Umwelt betrachtete.


    "Wollt ihr sie halten?" Micchellas plötzliche Frage riss Zelda aus ihren Gedanken. Sie blinzelte mehrmals und schaute zu der frischgebackenen Mutter, bis sie die Frage endlich verstand. "Darf ich?", fragte Zelda fast ehrfürchtig. Micchella nickte. "Euch verdanken wir es, dass wir Hylda halten dürfen." Zelda lächelte und streckte die Hände aus. Micchella legte ihr behutsam Hylda in die Arme. Augenblicklich spürte die Prinzessin die Wärme des Babys und den kräftigen Herzschlag in seiner Brust. Minutenlang schaute Zelda die kleine Hylda an und lächelte. Sie bemerkte zuerst nicht einmal, wie plötzlich eine einzelne Träne ihre Wange hinunterlief.

    Schließlich riss sie ihren Blick los und schaute zu Link. "Sieh nur, wie wunderbar sie ist, Link!" Ihr Ritter nickte Zelda knapp zu. Wäre sie in dem Moment nicht so auf Hylda konzentriert, hätte sie sofort bemerkt, dass mit Link etwas nicht ganz stimmte. So bekam sie auch nicht mit, wie er Augenblicke später das Haus verließ, um draußen zu warten. Doch dafür schien Samuel etwss gemerkt zu haben. Denn er ging dem Ritter nach.


    Nachdem Zelda Hylda wieder Micchella übergeben hatte, schritt Impa auf Mutter und Kind zu. Zelda wusste, dass die Dorfälteste Kakariko nun einen genauen Blick auf das Neugeborene werfen würde. Sie war gespannt, was Impa in Erfahrung bringen würde.

    "Smile, my Dear. You know, you're never fully dressed without one!"