"Zelda goes genderqueer" oder "Die Sache mit den Geschlechtern"

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  • Hi,


    weil mich ein paar Beiträge im UF "Ocarina of Time" (Lieblingscharas) an eine bestimmte Zelda-Situation meiner Jugend erinnerten, mache ich dazu mal einen Thread auf. Dort wurde Shiek thematisiert und was mir auffiel war, dass er/sie sehr unterschiedlich wahrgenommen wird in Bezug auf seine/ihre Geschlechtsidentität. Er/Sie bildet diesbezüglich keine Ausnahme in Zelda-Spielen, weil es auch andere Charaktere/Situationen gibt, die nicht dem klassischem Rollenbild entsprechen.


    Nichtsdestotrotz ist Shiek mir persönlich speziell in Erinnerung geblieben, vielleicht weil es das erste mal war dass ich innerhalb eines Spiels mit dem Thema "Sexuelle Orientierung & Geschlechterrollen" konfrontiert wurde. Wenn Link die Tempellieder lernt, wenn sich der Blickkontakt zwischen Shiek und ihm mit jedem Lied zu verändern schien und die wechselnden Perspektiven irgendwie doppeldeutiger wurden. Spätestens beim Wassertempel hatte Teenie-Ursa ein riesengroßes Fragezeichen mit den Worten "Sind die zwei jetzt schwul, oder was?" im Kopf (im Sinne von "Hä?"). Später im Spiel erfolgte zwar die Auflösung rund um das Mysterium Shiek ... allerdings ändert es nichts an der Tatsache, dass vorher bestimmte Stilmittel bewusst eingesetzt wurden um eine gewisse Doppeldeutigkeit/Kontroverse entstehen zu lassen (was nicht nur bei Shiek der Fall so war, sondern öfter vorkommt in Zelda Spielen). Ich persönlich finde das super spannend.


    Wenn man jetzt schon früh einen Spleen für Animes, Mangas oder Games wie Zelda entwickelt, dann stößt man relativ bald und sogar häufig auf derlei "Gender-Themen". Das hat den einfachen Grund, dass es in dem Genre m.M. nach nichts ungewöhnliches ist. Die Reaktionen darauf fallen wahrscheinlich sehr unterschiedlich aus, je nach Alter, persönlicher Einstellung/Erfahrung etc. Vielleicht geht es sogar unbemerkt an einem vorüber oder wird komplett anders interpretiert? Wenn ich "Gender-Thema" schreibe meine ich u.a.: Frauen die sich in Männer verwandeln (wirklich verwandeln) oder umgekehrt, geschlechtertypische oder geschlechteruntypische Charaktere, tlw. extrem idealisierte Körperdarstellungen (z.B. übergroße Brüste oder aufgepumpte Muskelberge), klischeehafte Rollenverteilung vs. offene Geschlechterrollen usw. Alles schon gesehen in Zelda und diversen Anime-Serien die Nachmittags im Kinderprogramm laufen.


    Das Thema bietet (finde ich) extrem viel Diskussionsmaterial. Da ich es aber bewusst ins Zelda-UF gepflanzt habe, würde ich gerne bei Zelda-Charakteren/Situationen bleiben . Welche Zelda-Charaktere oder Situationen passen für euch zu diesem großen "Gender-Thema" und warum? Wie war/ist es für euch mit diesen Themen in den Spielen konfrontiert zu werden?


    Vielleicht haben ja ein paar Leute Bock drauf etwas zu schreiben. :)


    Viele Grüße,
    Ursa (aka Dr. Sommer-Team *muahaha* ;) )

  • Uh, das ist ja für mich als studierte Sozialwissenschaftler, die in ihrer Ausbildung viel zu "Gender Studies" gemacht hat, genau das richtige Thema. :D (Tatsächlich hab ich sogar meine Abschlussarbeit in einem ähnlichen Gebiet geschrieben; wobei es da aber ausschließlich um die Darstellung von klar ersichtlich weiblichen Figuren ging und ich mich auch nicht mit Zelda, sondern "Final Fantasy X" beschäftigt habe.)


    Allerdings muss ich gestehen, dass ich im Zusammenhang mit Zelda noch nie auf die Idee gekommen bin, mich mit einem solchen Thema zu beschäftigen. Zwar bringt die Serie einige schräge Charaktere hervor, die auch aus sozialwissenschaftlicher Perspektive interessant sind (Tingle z.B.), aber queere Figuren oder Charaktere, die mit Geschlechterrollen bzw. den daran geknüpften Erwartungen spielen, fallen mir so spontan nicht ein. Da sind andere Spielreihen deutlicher (Ich muss da z.B. An einen Charakter aus "Fire Emblem - Awakening" denken, der aussieht wie eine Frau, klingt wie eine Frau und auch von allen anderen im Team für eine Frau gehalten wird, in Wirklichkeit aber ein Mann ist. Das führt zu einigen interessanten Gesprächen innerhalb des Teams.)


    Als erstes möchte ich auf Shiek eingehen, der/die ausschlaggebend für Eröffnung dieses Threads war und für mich die einzige Zelda-Figur ist, die für mich zum Thema "queer" passt.
    Bis heute können Fans und auch Nintendo selbst sich nicht einigen, ob Shiek nun männlich oder weiblich ist (In einem SmashBros-Teil steht, sofern ich mich richtig erinnere, sie sei die verkleidete Zelda, im Manga sieht es so aus als hätte Zelda sich mit Hilfe von Shiekah-Magie tatsächlich in einen Jungen transformiert (wobei sie dort nicht ganz konsequent sind und es später so aussieht als würde Link Zelda erkennen, bloß weil Shiek den Geschtsschutz verliert).). Allerdings spielt das eigentlich auch gar keine große Rolle, denn wie @Ursa schon so wunderbar angeführt hat, ist das wirklich Interessante, was eine "undefinierte"/sich nicht den Geschlechterklischees zuzuordnende Figur mit den Spielern und deren Erwartungen macht.
    An dieser Stelle muss ich jedoch gestehen, dass mir, als ich OoT zum ersten Mal gespielt habe, nie etwas Merkwürdiges an Shiek oder seinem/ihrem Verhältnis zu Link aufgefallen ist - auch später nicht. Zumindest nicht bewusst. Dass ich in meine OoT-Geschichte trotzdem so etwas wie homoerotisches Knistern zwischen Link und Shiek und die daraus resultierende Verwirrung Links über seine eigenen Gefühle, eingebaut habe, spricht aber wohl dafür, dass ich unterbewusst wohl doch so etwas in der Art wahrgenommen habe.
    Allerdings sind die Spielereien mit Geschlechterrollen(-erwartungen) bei Shiek sehr subtil gemacht, was aber auch wohl der damaligen Grafik zuzuschreiben ist, wo Mimik und vor allem daran ablesbare Emotionen noch sehr schwer darstellbar waren. Ich müsste bei Gelegenheit nochmal das 3DS-Remake spielen, ob es dort deutlicher ist.
    Das irgendwie Frustrierende an Shiek ist allerdings die Auflösung seiner/ihrer Identität: Jahre lang hat sich Zelda als Shiek (als Mann) wunderbar alleine durchgeschlagen. Sie hat sich frei im von Ganindorfs Schergen besetzten Land bewegen können, was voraussetzt, dass sie entweder gut kämpfen kann oder sehr geschickt darin ist, sich vor Gegnern zu verbergen - egal was, die Quintessenz ist: Zelda alias Shiek kann gut auf sich alleine aufpassen. Und nicht nur das: Sie hilft dem Herrn der Zeiten immer wieder mit Informationen und den Liedern weiter. Ohne Shiek/Zelda wäre Link im Erwachsenenabschnitt von OoT ganz schön aufgeschmissen und ahnungslosen. In gewisser Weise ist Shiek dadurch, in ihrem/seinem Wissen immer einen Schritt voraus zu sein, Link überlegen. Und wenn man sich jetzt noch überlegt, dass sie/er auch ohne heiliges Master Sword gut zurecht kommt, wäre zumindest die Überlegung, ob Shiek Link auch im Kampf besiegen könnte, nicht ganz abwegig. Und dann zeigt diese mächtige, unabhängige, vermeintlich männliche Figur ihr echtes weibliches Gesicht und mutiert innerhalb von Sekunden zur wehrlosen, zu rettenden Jungfrau in Nöten. Das regt mich immer noch auf! Und noch dazu ist diese Rückkehr zur klassischen Geschlechterrolle eine Ohrfeige an die Räume zur möglichen Geschlechterpluralität, die Shiek zuvor eröffnet hat. Im Grunde ist die Figur Shiek/Zelda damit kein Botschafter für Geschlechteridentitäten außerhalb der läufig Klischees, sondern ein Zementierer der gängigen Stereotype. Ganz überspitzt und zynisch könnte man die Wirkung der Identitätsoffenbarungsszene und der folgenden Situationen, in denen Link Zelda retten muss, wie folgt zusammenfassen: Egal, wie unabhängig und stark sich eine Frau geben mag, am Ende bleibt sie ein schwaches Objekt, das den Schutz eines Mannes bedarf.
    Ganz ähnlich verhält es sich mit Terra aus "Wind Waker", die sich bei Offenbarung ihrer wahren Identität von einer starken, unabhängigen, weiblichen Führungspersönlichkeit zur langweiligen, klassischen "Damsel in Distress" verwandelt...
    (Zu Shiek und Terra bzw. ihrer möglichen feministischen Wirkung gibt es übrigens einen interessanten Beitrag in "The Legend of Zelda and Philosophy - I link therefore I am".)


    Ansonsten fallen mir zu diesem Thema noch die Gerudos ein, die bei genauerer Betrachtung aber auch eher enttäuschen, was die Eröffnung neuer Geschlechterräume angeht: starke, kompetente Kriegerinnen, die aber - natürlich - einem Mann folgen (OoT) oder an kaum etwas anderes denken können als daran, wie sie sich einen Vooi angeln und diesen dann bekochen können (BotW). Lediglich die Gerudo-Piraten aus "Majora's Mask" scheinen tatsächlich völlig selbstbestimmt zu sein, was eine nette Abwechslung ist. Dass diese Gerudo im Gegensatz zu jenen aus anderen Spielen durch die Bank negativ und geldgierig dargestellt werden, passt allerdings schon wieder ins Geschlechterklischee.


    Ansonsten fällt mir noch Links cross-dressing-Szene aus "Breath of the Wild" sowie der Verkäufer der Gerudo-Kleider ein.
    Letzterer ist tatsächlich recht interessant. Auf den ersten Blick sieht es zwar so aus als hätte er sich in die Gerudo-Stadt geschlichen, um die Gerudo zu begaffen, aber dass er Link - von dem er ja weiß, dass dieser ein Mann ist - nach dem Umkleiden ein ziemlich deutliches Angebot macht, bricht mit diesem ersten Eindruck und öffnet zumindest Spekulationsraum dafür, ob hier eine transgender-Figur gezeigt wird, deren sexuelle Orientierung ebenfalls auf transsexuelle Männer ausgerichtet ist, weswegen ihn die Gerudo mit ihren muskelbepackten Körpern faszinieren, auch wenn sie durch große Brüste und vor allem ihre krass ausladenden Hüften gleichzeitig hyperfeminin sind.


    Links cross-dressing-Szene selbst erinnert mich an eine ganz ähnliche Szene aus "Final Fantasy VII", wo Cloud sich ebenfalls als Frau verkleiden muss, um Zugang zur Villa eines Zuhälters/Mafioso (?) zu bekommen und dort Tifa zu retten. Deswegen fällt es mir schwer, diese Idee Zelda zuzuschreiben, wo sie ganz ähnlich schon in einem anderen, deutlich älteren Spiel vorkam und dort sogar interessanter war. Ich meine, dass sich die Gerudo, die ja selbst totale Muskelberge sind, nicht über Links zwar schmalen, aber nichtsdestotrotz kräftigen Körperbau wundern, ist nicht weiter überraschend. Aber dass der cross-dressende Cloud, der eine ähnliche Statur wie Link hat, zwischen Tifa (Miss Boobs) und Aerith von einem anderen Mann zur hübschesten Frau des Abends gewählt wird (bzw. gewählt werden kann; kommt auf die Items an, die man zum Verkleiden gesammelt hat), ist schon interessant.


    Lange Rede, kurzer Sinn: Zelda zeigt in meinen Augen schon Ansätze, mit Geschlechterklischees zu spielen, verwirft diese aber sehr häufig zu Gunsten klassischer Geschlechterrollen. Da sind andere Spiele/Spielreihen weiter und offener. Allerdings zeigt BotW sich diesbezüglich schon aufgeschlossener als frühere Zelda-Teile, was mich neugierig darauf macht, wie die Serie zukünftig mit derlei Themen umgehen wird.

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    Avatar-Artwork von mokke; Signatur-Artwork von Kamui Fujiwara (official artwork)

  • Ich sehe es weit pragmatischer. Zelda wurde in einer Zeit geschaffen, als Transgendering noch nicht ernsthaft wahrgenommen wurde, crossdressing und eben Männer die sich als Frauen anziehen und umgekehrt wurde damals noch als humoristische Einlage gesehen - ist mir schon aus vielen Spielen in Erinnerung, wo eben Crossdresser als comedic reliefs und nicht als Kritik an der Gesellschaft gesehen wurden.
    Im Speziellen bei Sheik denke ich eher, dass die Intention war, eine Pointe zu erzeugen, nämlich, dass Sheik in Wahrheit Zelda ist (zumindest in den Games), daher war es zumindest ein Stück weit nötig, auch ihre (seine) Geschlechterrolle zu ändern. Diese sexuelle Spannung zwischen den Beiden ist eher so ein Mulan Effekt - Frau gibt sich als Mann aus aber tief drinnen weiß der andere schon Bescheid und verliebt sich in die Frau hinter der Fassade. So einfach, wie genial, dieses Thema wurde übrigens in so vielen anderen Filmen und Spielne aufgegriffen, dass ich es nicht einmal als Novum oder besonders Herausragend ansehen würde, dass Zelda sich damit auseinandersetzt - selbst in den 90ern. Ich weiß jetzt nicht im speziellen, wie Bigot Japaner so sind, habe aber das Gefühl, dass sie sich nicht an Homosexuellen oder Transgender stören, va da in deren Popkultur, grad im Visual Kai doch auch oft zu beobachten ist, wie sich Männer gern bewusst feminin geben - auch beim Cosplay sehr beliebt und die dazugehörigen Erotika, die ja auch nicht unbeliebt sein dürften, sonst gäbs sie ja nicht, zeigen das ja auch auf, dass selbst hinter verschlossenen Türen, wo anscheinend alles, was irgendwie mit Sex zu tun hat in Japan, auch Platz für sowas ist.


    Also diese Auseinandersetzung ist in den Zelda Spielen definitiv da, hat aber meiner Meinung nach keinen sozialkritischen Aspekt sondern wird eher light hearted behandelt und die Auseinandersetzung damit hat weder Zelda erfunden noch besonders forciert. Ich müsste zwar Recherchieren aber ich habe da schon einige NES und SNES Spiele im Hinterkopf, wo Crossdressing oÄ thematisiert wurde.

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  • Ich sehe es weit pragmatischer. Zelda wurde in einer Zeit geschaffen, als Transgendering noch nicht ernsthaft wahrgenommen wurde, crossdressing und eben Männer die sich als Frauen anziehen und umgekehrt wurde damals noch als humoristische Einlage gesehen - ist mir schon aus vielen Spielen in Erinnerung, wo eben Crossdresser als comedic reliefs und nicht als Kritik an der Gesellschaft gesehen wurden.


    Das Interessante an solchen Themen ist ja, dass sie größer sind als die bewusste Intention des Künstlers. Ich glaube auch nicht, dass derartige Figuren bewusst eingebaut werden, um zu provozieren oder dergleichen - zumindest nicht immer. Dennoch geben sie bzw ihre Darstellung Aufschluss darüber, wie eine Gesellschaft "tickt", wie mit Charakteren, die sich außerhalb der gängigen Norm bewegen, umgegangen wird (ob sie z.B. ins Lächerliche gezogen oder gar nicht weiter kommentiert werden). Außerdem können auch Videospiele als Teil medialer Produkte dazu beitragen, dass Räume für neue (Geschlechter-)Identitäten eröffnet werden - ganz egal, ob das jetzt die Intention des Erschaffers war oder nicht. Viel relevanter ist die Interpretation des Publikums.

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  • Entschuldigung dass meine Antwort so lange auf sich warten lies, aber mein Berufs- und Privatleben waren ein wenig turbulent die letzten Wochen. Besser verspätet als nie, also wollen wir mal. :)


    Das Thema ist wohl wirklich eher etwas für "Sozi-Berufe" (btw. Hallo Frau Kollegin :)), oder einfach nicht interessant genug als dass mehr Leute etwas dazu schreiben möchten. Vollkommen ok, ich hoffe nur mir wird mein "Doppelpost" nicht allzu negativ angerechnet, denn die eine oder andere Kleinigkeit würde ich gerne noch ergänzend zum Topic schreiben.


    Es lässt sich wohl nicht von der Hand weisen, dass Zelda im Vergleich zu anderen Games bzgl. des Genderthemas eher schlecht abschneidet, allerdings gibt es m.M. auch Spiele die hinter Zelda stehen. Die Kontroverse rund im Shiek finde ich diesbezüglich schon auch am spannensten, einfach weil er/sie nicht karikiert dargestellt wird. Allerdings (wie @Megaolf bereits schrieb) ist Zelda auch kein Kind von Traurigkeit wenn es darum geht bestimmte Geschlechterrollen ins Lächerliche zu ziehen. Mir persönlich ist so ein wenig Satire oder Ironie allerdings immer sehr lieb, denn beide Stilmittel sind (finde ich) sehr schön in der Lage gesellschaftliche Klischees oder Missstände darzustellen. Allerdings begibt man sich mit diesen Stilmittel auch automatisch auf dünnes Eis, weil die Grenzen zwischen Diskriminierung und Ironie manchmal sehr, sehr Nahe beieinander liegen. Ob es bei Zelda diskriminierende Aspekte in punkto Geschlechterrollen gibt, mag ich aber nicht beurteilen.


    Was ich im gesamten Kontext spannend finde sind z.B. die Darstellungen von Bauarbeitern in verschiedenen Zeldas. Zimmerleute, Maurer etc. alles typische Männerdomänen, wenn es nach dem Gesellschaftsklischee geht. Umso interessanter, dass Zelda damit auf ironische Weise spielt. Bereits in OoT war zwar der Chef der Zimmerleute ein regelrechter Haudegen, seine Arbeiter verkörperten allerdings ganz und gar nicht das Bild des "typischen" Bauarbeiters. Genau umgekehrt verhielt es sich bei BotW, wo der Chef Landa bestimmt nicht der zu erwartende Bauleiter war, seine Arbeiter dem Klischee jedoch sehr gut entsprachen.


    Spannend finde ich auch, wenn man in OoT als Kind-Link mit der Gerudo-Maske verschiedene Leute anspricht. Bei manchen erhält man typische Antworten. Die etwas schrägeren Charakteren, reagieren allerdings doppeldeutig. Tagsüber Sakon am Marktplatz, oder der entstellten Sohn des Zimmermanns in Kakariko in der Nacht. Sie loben Link als schöne Frau etc. Fraglich ob das von ihnen satirisch gemeint ist, oder ob sie Link tatsächlich auf den Leim gegangen sind und ihn für eine Gerudo halten. Im übrigen ist die Reaktion der Köchin in Kokiri auch sehr spannend, denn sie sagt zu Link im übertragenen Sinne, dass er mit dieser Maske nie eine Frau abbekommen wird. Wie gesagt, die Grenze zwischen Diskrimierung und Ironie ist m.M. nach manchmal wirklich hauchdünn.


    In ZSS fällt mir spontan die Ehe zwischen Diomed und der Trankbrauerin Xia ein. Die zwei leben ihre Ehe außerhalb der üblichen Geschlechterrollen. Diomend kümmert sich um Haushalt und Baby und steht ziemlich unter der Fuchtel seiner sehr dominanten Frau, die wiederum das Geschäft schmeißt. Im Prinzip wird ein Klischee durch ein anderes ersetzt anstatt Gleichberechtigung zu zeigen. Wobei die Ehe zwischen Diomed und Xia nur als Beispiel dienen soll und ich damit nicht zum Ausdruck bringen möchte, dass Zelda generell so verfährt. Es ist ein ziemlich kontroverses und (für mich) durchaus spannendes Thema.


    Abschließend möchte ich nochmal den Kritikpunkt aufgreifen, dass Zelda in punkto Geschlechterdiversität im Gesamtvergleich eher hinten ansteht. Das entspricht (je nach Vergleichsspiel) unbestreitbar der Wahrheit und brachte mich dazu, noch einen Schritt weiter zu denken. Denn Diversität scheint generell keine große Stärke von Zelda zu sein. Es gibt zwar unterschiedliche Völker, allerdings sind die Völker im Inneren sehr monoton aufgebaut, besonders was das Erscheinungsbild der Lebewesen betrifft. Man nehme als Beispiel die Hylianer, die im Gesamten hauptsächlich der nordeuropäischen Bevölkerung ähneln. Es gibt meines Wissens keinen dunkelhäutigen Hylianer. Eine Ausnahme bildet hier vielleicht in TP der Priester Leonard und seine Tochter Luda in Kakariko, die vom Erscheinungsbild amerikanischen Ureinwohnern ähneln.Überhaupt hat TP ein klein wenig mehr Vielfalt ins Leben gerufen, weil z.B. auch Lucida bei den Zoras sich ebenso von dem "üblichen" Zora-Erscheinungsbild ein wenig abhob. Im weitläufigem Sinne könnte vielleicht noch der Terri-Händler (aus verschiedenen Spielen) einer anderen hylianischen Ethnie angehören, aber ansonsten ist Diversität wohl wirklich nicht gerade Zeldas Stärke.

  • Zitat von Labrynna

    Und wenn man sich jetzt noch überlegt, dass sie/er auch ohne heiliges Master Sword gut zurecht kommt, wäre zumindest die Überlegung, ob Shiek Link auch im Kampf besiegen könnte, nicht ganz abwegig. Und dann zeigt diese mächtige, unabhängige, vermeintlich männliche Figur ihr echtes weibliches Gesicht und mutiert innerhalb von Sekunden zur wehrlosen, zu rettenden Jungfrau in Nöten.

    Das habe ich ganz anders interpretiert. Ganondorf wird die ganze Zeit als mächtige Person mit magischen Kräften dargestellt, vor welcher man nun mal Angst haben muss. Eben DESWEGEN lief ja Zelda die ganze Zeit als Shiek herum. Verkleidet als solcher wurde sie von ihm, einem der einzigen, die ihr gefährlich werden könnten, in Ruhe gelassen. Somit war Zelda als erwachsene Frau niemals schwach, aber Ganondorf war sie wohl nicht gewachsen, vor allem, weil er sie ja völlig überrascht hat.


    Da fällt mir übrigens Impa aus OoT ein. Sie IST eine starke Frau, welche sogar für Leute in Not Kakariko erbaute. In Skyward Sword wird sie sowohl als starke Wächterin als auch als weise alte Frau dargestellt. Soviel zu starken Frauenrollen.


    Viele von euch haben bereits gesagt, dass die Spielreihe, was das Thema Geschlechterrollenwandel angeht, weit hinter anderen Titeln steht und es wurde damit begründet, dass man sich dabei auf dünnes Eis begibt. Nintendo bietet noch sehr viele Spiele an, welche sowohl für das Kind als auch für den Erwachsenen gedacht sind. Je weiter sie sich auf das Geschlechterthema einlassen umso kritischer werden es auch manche Eltern betrachten und sich vielleicht entscheiden ihre Kinder es nicht spielen zu lassen, je nachdem wie zurückhaltend, offen, züchtig oder freiheitsliebend sie sind. Daher ist es nicht falsch, sich vorsichtig hineinzutasten. Ich frage mich, wie sehr das Thema von einem Kind fern gehalten werden muss. Was hätte es für schlimme Auswirkungen? Vielleicht hat einer von euch damit Erfahrungen gemacht? Aber was meinen Geschmack angeht, ich freue mich ja schon darüber, dass sie sich mehr trauen. Immerhin ist Sexualität nichts, dessen man sich schämen sollte, auch wenn man Bi, Homo oder sonst was ist. Ob man sich als Mann mehr als Frau fühlt oder anderherum. Ein Mädchen als Anwärter in der Ritterschule? Wieso nicht? (Skyward sword) Da zeigt sich Gleichberechtigung.


    In Twilight princess gab es einen Fan des Insektenmädchens, in welchen auch gut und gerne ein Pädophiler hinein interpretiert werden kann. Ihn sah ich als einziges kritisch. Klar, Pädophile sind mit ihrer Vorliebe gestraft. Worauf sie stehen ist mit Recht verboten und dass sie darauf stehen ist erstmal nichts Böses, soweit so gut. Im schlimmsten Fall brauchen sie Hilfe, damit richtig umgehen zu lernen, ohne sich an einem Kind zu vergreifen (Was sie bis dahin hoffentlich noch nicht getan haben). Der Charakter stört mich aber deswegen, weil er ihr hinterher stalked. Er ist daher ein schlechtes Vorbild in dem Spiel. Ja, in der Spielreihe gibt es viele schlechte Vorbilder, aber normalerweise wird darauf hingewiesen, wenn ein Verhalten so schlimm war, dass es nicht tolerierbar war. ....Wobei ich dann doch an die Ehefrau denken muss, welche Link Geld dafür bezahlt, damit er für sie die Wohnung sauber macht.... aber immerhin bemängelt der Ehemann die Faulheit, wenn ich mich recht entsinne. Wie mit der gemeinsamen Kasse verfahren wird, sollte abgesprochen sein. Vielleicht nicht unbedingt bei Minibeträgen, aber wenn diese sich häufen geht auch da eine Menge Geld verloren.

    9 Mal editiert, zuletzt von Ashes ()

  • Im Rahmen meines Beitrages in "Warum Breath of the Wild so gut ist" bin ich auf eine interessante Publikation gestoßen: "Link Is Not Silent: Queer Disability Positivity in Fan Readings of The Legend of Zelda: Breath of the Wild", die hier ja wunderbar reinpasst und sicherlich für (oh Ersteller ist nicht mehr da) und Labrynna und Ashes interessant sein dürfte.


    Link wird hierbei als eine nicht-typische Identifikationsfigur des klassischen Helden (im Sinne der Figurenzeichnung) betrachtet.

    Er schweigt (was in der Ausführung als Behinderung gewertet wird), weist keine äußeren Merkmale einer maskulinen Figur auf und springt im Spiel sogar im Abschnitt der Gerudo-Stadt (zumindest optisch durch "dress-crossing") zwischen den Geschlechtern.

    Im Text wird es wie folgt beschrieben: "As demonstrated by the necessity of cross-dressing to enter Gerudo Town, Breath of the Wild allows Link to be mildly genderqueer, for instance, but it does so for the purpose of emphasizing a dual-gender binary."


    Gerade den Part mit dem Schweigen finde ich äußerst spannend.

    Stumme Menschen weisen per Definition eine Behinderung auf oder erfahren zumindest in gewisser Form an bestimmten Punkten im Leben Ausgrenzung, in welcher Form auch immer. Hier stellt sich die Frage, wie Link aktiv und passiv durch die Spielewelt gelangen kann ohne die Fähigkeit des Sprechens - die Autorin nimmt an er beherrsche eine "universelle Zeichensprache". Dabei kommt es im Text zu keine finalen Antwort, aber bietet genug Spekulationsraum, wie ein möglicher Transfer in die Realität aussehen könnte.

    Ich mag Signaturen nicht, weil sie die Scroll-Leiste ohne Kontext verlängern.

  • Link ist NICHT stumm. Aus Zeldas Tagebuch geht hervor, dass er sehr wohl mit Leuten, denen er vertraut, kommuniziert.

    Und so ist es auch in Verlauf von BotW: Man kann ihm Worte in den Mund legen. Klar fuchtelt er dann nur herum, aber man muss sich das, aufgrund der Reaktion der NPCs so vorstellen, dass er da eigentlich tatsächlich spricht.

    Link ist auch nicht transgender, obwohl Generation Kunterbunt es gerne so hätte. Er verkleidet sich nur als Frau, um in die Gerudo-Stadt zu gelangen. Tiefer geht es nicht.

  • Mipha schreibt doch noch in ihr Tagebuch, dass er als Kind viel redete, was sich änderte, als er erwachsen wurde. In Kombination mit dem, was Zelda in ihr eigenes Tagebuch schreibt, nämlich dass er mit seiner Rolle als vom Schwert Auserwählter ebenfalls großen Druck empfand, gehe ich zumindest davon aus, dass er nicht behindert ist, sondern einfach abgestumpft ist.

  • Hyrokkin Mipha ist aber auch nur eine kranke Stalkerin, die Link in eine Ehe zwingen will. Siehe Anfertigung der Zora-Rüstung. Und wie jeder im Zora-Dorf die Hochzeit erwartet, Link aber irgendwie so damit umgeht, als wäre es ihm höchst unangenehm. Scheiss Fische.

  • Link ist auch nicht transgender, obwohl Generation Kunterbunt es gerne so hätte. Er verkleidet sich nur als Frau, um in die Gerudo-Stadt zu gelangen. Tiefer geht es nicht.

    "by the necessity of cross-dressing to enter Gerudo Town"

    Genau das wird so auch beschrieben.


    Ich denke es geht dabei nicht darum weshalb er es tut, sondern dass er es überhaupt macht und es im Spiel visualisiert wird. Es geht dabei auch um "leicht geschlechtsspezifisch". Durch die Verkleidung bekommen Spieler:innen bewusst oder unbewusst zumindest teilweise mit, dass es vollkommen in Ordnung ist, dass ein "Mann" "Frauenkleidung trägt.


    Mir fallen gerade keine passenden Beispiele ein, aber welche männlichen Figuren in der Videospiellandschaft haben Ähnliches getan - also "genderqueer" verhalten? (Ernstgemeinte Frage, mir fehlt schlicht die Experience)


    als Kind viel redete

    sehr wohl mit Leuten, denen er vertraut, kommuniziert.

    Das hatte ich nicht auf dem Schirm.

    Wie verhält sich Link denn im Laufe des Spiels gegenüber den Leuten?
    Für mich sah es immer so aus, als ob er ein eher passiver Teilnehmer ist und bestenfalls ein paar Töne abgibt - ähnlich wie ein Kleinkind.

    Ich mag Signaturen nicht, weil sie die Scroll-Leiste ohne Kontext verlängern.

  • Gravost Siehe es mal so: Link muss sich explizit als Frau verkleiden. Er kann nicht hergehen und sagen: "Ich bin zwar ein Vooi, empfinde mich aber als Vaai!"

    So auf dem Vormarsch in Richtung Gender-Wechseldings ist Nintendo also nicht.

    Da ist das in Majora's Mask besser dargestellt, wenn Link sich in einen Deku/Goronen/Zora verwandelt und von seiner Umwelt auch kritiklos als solcher wahrgenommen wird

  • Siehe es mal so: Link muss sich explizit als Frau verkleiden.


    Da ist das in Majora's Mask besser dargestellt, wenn Link sich in einen Deku/Goronen/Zora verwandelt und von seiner Umwelt auch kritiklos als solcher wahrgenommen wird

    Ich sehe aber auch, dass Verkleiden oder Tarnen als Funktion definitiv keine Nische für Videospiele ist, aber sehr wohl selten (oder nie?) sich ein Mann zu einer Frau verkleiden muss. Oder umgekehrt.


    Es geht ja darum, dass mir als Spieler ein Mann in Frauenkleider bewusst gezeigt wird. Ich laufe aktiv als Frau verkleidet durch das Dorf und es wird nicht negativ ausgelegt. Ob in "der Realität" sich Männer als Frauen "nur kleiden" oder sich "wirklich als Frau fühlen" ist ja auch egal, zumindest für Außenstehende. Es ist lediglich wichtig, dass "dress-crossing" (und eigentlich alles genderqueering) als vollkommen normal angesehen werden kann / soll. Um diesen Erfahrungswert geht es, denke ich, in der Analyse.

    (Hast du den Abschnitt bezüglich Verkleiden in der Analyse gelesen?)


    Und klar kann das bei MM (und auch bei OoT) ebenfalls auch so betrachtet werden. Wobei ich den Vergleich etwas schwierig finde, da sich Link dabei ja als eine andere Rasse zu erkennen gibt.

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  • Mir fallen gerade keine passenden Beispiele ein, aber welche männlichen Figuren in der Videospiellandschaft haben Ähnliches getan - also "genderqueer" verhalten? (Ernstgemeinte Frage, mir fehlt schlicht die Experience)

    Auch wenn das Spiel schon alt ist, packe ich die Antwort mal in einen Spoiler:

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  • Ich sah in Breath of the Wild Links Verkleidung bzw. auch die Möglichkeit, dieses Outfit zu tragen, einfach eine Art Gameplayelement und hätte es nie als Statement, egal ob politisch oder gesellschaftskritisch gesehen. Nintendo packte in Zeldaspiele immer mal wieder, sagen wir, extravagante Charaktere hinein, die vielleicht in konservativeren Ländern als eigenartig bezeichnet würden. Tingle fällt mir da ein. Ebenso fiele mir Shiek ein, also Zelda, die sich ja als Kerl verkleidet oder Yuga, bei dem ich mich erinnere, dass ich ihn anfangs lange für eine Frau hielt.

    Das Thema des Verkleidens zieht sich meiner Meinung nach doch durch einige Videospiele. Ich kann jetzt zwar keine konkreten Beispiele nennen, ohne zu recherchieren, bin mir aber zu 100% sicher schon einige Spiele gezockt zu haben, in denen eine Frau oder ein Mann sich als jemand des anderen Geschlechts ausgibt um jemanden zu täuschen oder sich irgendwo hinein zu schleichen. Das von Labrynna angeführte Beispiel ist, wie sie schon sagt, auch weit über die Grenzen des Spiels hinaus sehr ikonisch.

    Ich habe eher das Gefühl, dass Japan oder japanische Entwickler mit Genderrollen und auch bspw. Homosexualität, androgynen Frauen oder femininen Männern anders und liberaler umgeht. Zumindest würde ich es, jetzt so aus meinem Kopf heraus, so beschreiben, wenn ich daran denke, dass mir in hauptsächlich RPGs oder "japanischen" Spielen (damit meine ich, dass die Spiele etwas anders, ausgeflippt oder verrückt sind) doch immer wieder solche Rollen auffallen und in westlichen Spielen eher nicht. Zumindest wäre das mein Eindruck. Lange Rede kurz, ich halte es nicht für ein Statement, für das es vereinnahmt wird, wenn ich das richtig herauslese.

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    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"

  • Ich sehe das ähnlich wie Megaolf und denke, dass BotW bzw TLoZ allgemein ein eher schlechtes Beispiel für ein derartiges Thema abgibt; bzw. dass es deutlich bessere gäbe.


    In Fire Emblem - Awakening z.B. gibt es einen Charakter, der wie eine Frau klingt, weiblich aussieht und von vielen anderen Figuren ingame für eine Frau gehalten wird, selbst aber darauf besteht, ein Mann zu sein.

    Dies könnte man durchaus so lesen, dass dieser Charakter f2m-transgender ist.

    Abgesehen davon, dass die anderen Figuren irritiert und peinlich berührt sind von ihrem eigenen Fauxpas, spielt die Geschlechteridentität dieser Figur aber keine Rolle. Sie erfährt, soweit ich weiß, nie Kritik für ihr nach außen nicht eindeutiges Geschlecht.


    Ein anderes Beispiel, das mir einfallen würde, ist Story of Seasons - Pioneers of Olive Town, wo man - anders als bei vergleichbaren Genrevertretern - vor der Erstellung des eigenen Charakters nicht nach dem Geschlecht gefragt wird. Auch die Optionen für Gesicht, Haare, Kleidung, etc. sind nicht unterteilt, sondern geschlechterneutral.

    Nach dem Geschlecht wird man erst danach gefragt.

    Man kann sich also z.B. einen super femininen Charakter bauen, der aber von den anderen Figuren als Mann adressiert wird, ohne dass es ingame jemand komisch fände.


    Das sind für mich weitaus bessere Beispiele, wie man queere Personen in Videospielen repräsentieren kann als Link, der sich eigentlich nur gezwungenermaßen in den Weiberfummel schmeißt, wodurch dieses Crossdressing zum Mittel zum Zweck verkommt und nicht als etwas gezeigt wird, das Link tut, weil er es möchte/so fühlt ( - auch wenn man die Frauenkleider danach weitertragen kann, wenn man möchte, ohne dafür sanktioniert zu werden).

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  • Mein Mann hat mir mal erzählt, wie er von Papa beim FF7-Spielen beobachtet wurde, da war er gerade bei Clouds Verkleidungsszene. Seitdem war es beim Vater wohl das Tuntenspiel. Aber es war Humor, das Spiel war dann nicht verboten und dabei ist es in der Generation noch am ehesten empfindlich gesehen worden als danach.


    Aber im Großen und Ganzen hat Megaolf Recht, in Japan scheint das mit dem Crossdressing recht gut in den Medien zu gehen. Man schaue sich das Kabuki-Theater an. Männer stellen alles dar, auch die weiblichen Rollen. In Samurai Champloo war auch einmal ein verkleideter Mann auf der Bühne, welcher vom Ausländer für eine Frau gehalten wurde und in Lady Oscar wird die Tochter zu einem Sohn erzogen. Furchtbar...ich mein ja, wenn sie Hosen tragen möchte, soll sie das auch dürfen, aber der Vater hätte ihr verboten, ein Kleid zu tragen, da die Ehefrau tot war und das Haus einen Sohn brauchte. Irgendwie ziemlich dämliche Situation für die Tochter, wenn ihr mich fragt. Dann gab es noch einen Anime, wo mir der Name nicht einfallen mag. Der spielt ebenfalls in Frankreich vor der Revolution. Schwester und Bruder sehen sich zum verwechseln ähnlich, er will Gedichte schreiben, sie treu ihrem König dienen. Leider wird sie irgendwann ermordet aufgefunden, wodurch der Bruder seine Laufbahn ändert und anfängt, als treuer Gefolgsmann des Königs zu ermitteln. Auf einem Fest muss er unbedingt mit der Herrin des Schlosses reden und verkleidet sich dafür, denn auf diesem Fest galt Crossdressing. Er wurde auf den ersten Blick für seine Schwester gehalten.


    Edit: Gefunden: Der Anime heißt Le Chevalier D'eon

  • Das irgendwie Frustrierende an Shiek ist allerdings die Auflösung seiner/ihrer Identität: Jahre lang hat sich Zelda als Shiek (als Mann) wunderbar alleine durchgeschlagen. Sie hat sich frei im von Ganindorfs Schergen besetzten Land bewegen können, was voraussetzt, dass sie entweder gut kämpfen kann oder sehr geschickt darin ist, sich vor Gegnern zu verbergen - egal was, die Quintessenz ist: Zelda alias Shiek kann gut auf sich alleine aufpassen. Und nicht nur das: Sie hilft dem Herrn der Zeiten immer wieder mit Informationen und den Liedern weiter. Ohne Shiek/Zelda wäre Link im Erwachsenenabschnitt von OoT ganz schön aufgeschmissen und ahnungslosen. In gewisser Weise ist Shiek dadurch, in ihrem/seinem Wissen immer einen Schritt voraus zu sein, Link überlegen. Und wenn man sich jetzt noch überlegt, dass sie/er auch ohne heiliges Master Sword gut zurecht kommt, wäre zumindest die Überlegung, ob Shiek Link auch im Kampf besiegen könnte, nicht ganz abwegig. Und dann zeigt diese mächtige, unabhängige, vermeintlich männliche Figur ihr echtes weibliches Gesicht und mutiert innerhalb von Sekunden zur wehrlosen, zu rettenden Jungfrau in Nöten.

    Als jemand der sich viel mit Persönlichkeitsanteilen beschäftigt könnte ich das aber auch anders interpretieren.
    Zeldas starker kämpferischer Persönlichkeitsanteil könnte stark männlich geprägt sein weil sie es so gelernt hat schon in frühester Kindheit. Als normale Zelda ist sie aber wieder die Prinzessin die sie Dank gesellschaftlichen Druck sein muss weil das alle von ihr erwarten.
    Man könnte jetzt auch spekulieren das durch die Entführung und die Dinge die sie durch Ganondorf erlebte (wir wissen ja nicht was sie alles durchmachen musste) ein schweres Trauma erlitten hat das dazu führte das beide Persönlichkeitsanteile stark getrennt sind (Sheik war der Anteil der sie das alles hat durchstehen lassen) und daher Zelda nicht fähig ist die Fähigkeiten beider Persönlichkeitsanteile zu integrieren. Sie kann immer nur entweder Sheik oder Zelda sein. Das ist absolut nichts ungewöhnlcihes bei komplexen PTBS.
    Fraglich ist ob sich die Macher von OoT wirklich sowas ausgedacht haben.

    Anzumerken ist das Zelda ja öfters diese Doppelpersönlichkeiten hat. Zum Beispiel in WW wo sie einerseits die muitige, verwegene und selbstbestimmte Piratenkapitänin Tetra ist aber kaum muss sie Zelda sein wird sie zur "Damsel in Distress".
    Da dies öfters in Zeldaspielen mit dem Charakter Zelda gemacht wird kann ich mir schon vorstellen das eine Idee dahintersteckt.

    "Ich war die Welt in der ich wandelte und was ich sah und hörte und fühlte kam nur durch mich selbst!"

    "Vielleicht werde ich ewig Leben oder vielleicht ist das auch nur ein allerletzter Traum vor dem ewigen Tod!"

  • Zitat von Gravost

    Für mich sah es immer so aus, als ob er ein eher passiver Teilnehmer ist und bestenfalls ein paar Töne abgibt - ähnlich wie ein Kleinkind.

    Die Geschichte zu Link ist in BotW zerpflückt und in alle Windrichtungen verstreut. Mipha schrieb, er habe als Vierjähriger schon Erwachsene in Trainingskämpfen geschlagen. Er lachte viel usw.

    Zelda erzählt in einer der Erinnerungen, dass seine Ausbildung zum Ritter hart und schwierig war, er sie trotzdem bestand. Mipha schreibt weiters, er hörte auf zu reden und zu lachen etc.


    Allerdings kann Link sehr gut mit einigen Leuten und ist in der Lage, bewusst ihre richtigen Knöpfe zu drücken.


    Dumsda, der Typ der Tabu Rasa baut, redet auf eine ganz bestimmte Art und Link imitiert das. So kriegt er dessen Vertrauen und darf ihm helfen.

    Er macht sich ein Spaß mit Paya, Impas Enkelin, die extrem verknallt in ihn ist. Man kann in der Dialogauswahl mit ihr flirten.


    Von ner Behinderung sehe ich absolut nichts in BotW.

    Der Typ realisierte einfach (vor 100 Jahren), dass er seinen Kopf geben muss, weil er derjenige sein darf, der sich Ganon stellen muss. Um das leisten zu können, baute er sich eine harte Schale und redete nicht mehr oder nur noch extrem wenig. Vielleicht um zu allen eine Distanz zu halten, nicht aus Arroganz, sondern aus Vorsicht. Aber wenn er reden will, kann er das ziemlich gut wie man an Dumsda und Paya erkennt.

  • Man könnte jetzt auch spekulieren das durch die Entführung und die Dinge die sie durch Ganondorf erlebte

    Aber sie wird doch erst entführt, nachdem sie sich als Zelda gezeigt hat - wo die Trennung von Shiek und Zelda also schon lange passiert ist.


    Trotzdem kann man deine Argumentation nicht ganz von der Hand weisen. In der Nacht, in der sie mit Impa geflohen ist (und danach als Shiek "undercover" gegangen ist), hat es ziemlich sicher Kämpfe gegeben - man kann am nächsten Morgen in einer Seitengasse von Hyrule-Stadt ja einen Soldaten finden, der dann seinen Verletzungen erliegt. Zudem hört man danach nie wieder etwas vom König und es ist wohl durchaus legitim, anzunehmen, dass Ganondorf ihn getötet hat/hat töten lassen.

    Wer weiß also, was Zelda (im zarten Alter von 11 oder 12 Jahren) in dieser Nacht so alles gesehen hat, bevor Impa sie endlich aus dem Schloss bringen konnte.

    Zudem waren die Jahre als Shiek sicher auch nicht leicht. Mitansehen zu müssen, wie Ganondorf das eigene Königreich mit eiserner Faust und Furcht regiert, Hyrule-Stadt quasi dem Erdboden gleichmacht und befreundete Völker beinah auslöscht, während man selbst nichts tun kann, ist sicher furchtbar.


    Deine Interpretation ist also durchaus nachvollziehbar (auch wenn Zelda nie direkten Schaden durch Ganondorf erleiden muss, bis sie bereits schon zur Damsel in Distress mutiert ist).

    ZF-Signatur-2.jpg

    Avatar-Artwork von mokke; Signatur-Artwork von Kamui Fujiwara (official artwork)