Zunächst einmal: Ja, es kommt drauf an. Ich denke, es ist auch eine Sache der Gewichtung der einzelnen Aspekte. Sowohl TotK als auch BotW haben ihre Stärken und Schwächen.
Ich finde die Frage nach dem besseren Spiel nach einigen Überlegungen aber als einigermaßen verfehlt, denn es handelt sich hierbei um zwei Spiele, die in irgendeiner Art und Weise doch unterschiedliche Ziele zu verfolgen scheinen. Das ist insofern ironisch, als dass sie vor allem von außen eigentlich extrem ähnlich wirken, auf der gleichen Engine basieren usw.
Ich habe die Erzählweise in BotW deutlich mehr geschätzt, weil sie sich für mich als in sich durchdachter offenbart hat. Es gab keine Cross-Spoilers wie in TotK und die Story war weniger linear, sodass man ebenfalls dazu angehalten war, sich fortführende Gedanken zur Story zu machen. Ich habe ferner ein ganz großes Problem mit dem allgemeinen Leveldesign in Tears of the Kingdom. Das liegt daran, dass die BotW-Map wieder verwendet wurde. Und ich kritisiere daran nicht das Recycling, sondern die fehlende Übersetzung der Welt in ein Spiel, welches komplett andere Fortbewegungsmittel verwendet als sein Vorgänger. Du hast dieselbe Map, aber komplett andere Möglichkeiten, sie durch die Konstrukte, die du bauen kannst, zu erkunden.
Das ist auf der einen Seite erfrischend. Auf der anderen Seite ist das aus Sicht des Gamedesigns jedoch eine absolute Katastrophe, weil diese Möglichkeiten eigentlich gar nicht auf die Hauptwelt ausgelegt sind. Ich habe mich extrem oft beim Spielen dabei ertappt, wie ich die Welt einfach kreuz und quer erkundet und mich in ihr negativ verloren habe, weil du aufgrund der Türme und der Inseln in Kombination mit den Konstrukten von überall auch überall hinkommst. Du musst die Welt gar nicht mehr erkunden, um trotzdem alles gesehen und aktiviert zu haben. Du kannst beliebig erkunden, noch viel beliebiger als in BotW. Das macht die Welt natürlich reizvoll, aber auch ein Stück weit zusammenhangslos. Die Platzierungen der Orte werden wesentlich generischer und unwichtiger.
Ich habe beispielsweise den Auftakt zu den Zoras komplett geskippt und erst 50 Spielstunden später erkundet, bis mir aufgefallen ist, dass ich einiges verpasst habe und es ein schöner Weg zu Zora-Sektion gewesen wäre. In BotW kannst du das nicht verpassen. Die Welt ist um die Module designed und wirkt dementsprechend um ein Vielfaches zusammenhängender, als in Tears of the Kingdom. Man merkt, dass eigentlich nur der Himmel richtig auf die Fortbewegungsmöglichkeiten des Spiels angepasst ist. Mit diesen Brocken und Steinen, die überall auf der Welt platziert worden sind, wurde wahrscheinlich der Zweck verfolgt, zumindest die Deckenfunktion öfters in die Spielwelt zu integrieren. Man benutzt diese Funktion beim normalen Erkunden auf der Hauptwelt insbesondere am Anfang jedoch gar nicht häufig, weil man mit den Türmen und mit dem Fliegen auf Konstrukten beschäftigt ist.
All das, was ich eben erläutert habe, muss nicht zwingend schlechter sein (auch, wenn es aus meiner Sicht schon eigentlich schlechtes Leveldesign ist bzw. wenig optimiertes). Es ist halt anders. Um meinen Beitrag wieder schließen zu können: Die Spiele sind nicht so stark vergleichbar, wie man denkt. Ich habe mit meinem Chat geredet und wir sind einstimmig zu dem Ergebnis gekommen, dass sich die Spiel- und Herangehensweise bei den beiden Spielen so stark voneinander unterscheidet, dass ein Vergleich, zumindest ein Vergleich bezüglich des besseren Spiels, irgendwie fehl am Platz ist.
Ich hab es mal für mich treffend formuliert. "TotK ist ein gigantisches Sandbox-Game mit viel Action und Story, BotW ist ein extrem gut designtes und in sich abgeschlossenes Open-World-Action-Adventure-Game, das weitaus weniger überfordernd wirkt". Beides sind großartige Spiele. Keins der Konzepte ist zwingend besser oder dem anderen vorzuziehen, aber sie sind gar nicht so vergleichbar, wie man zunächst denkt. Und es geht nicht um das Genre, beide Spiele sind natürlich Open-World und schon ähnlich, aber es geht vor allem um das entstehende Gefühl während des Spielens. So erkläre ich mir übrigens auch, warum die "Magie" bei BotW während des Spielens stärker ausgeprägt war. BotW war in sich einfach kohärenter und abgeschlossener, ein runderes Abenteuer als TotK. In gewisser Weise würde ich übrigens sagen, dass sich TotK deswegen von der alten Grundformel der Zelda-Spiele nochmals stärker entfremdet hat als BotW, weil sie hier von einer in sich abgeschlossenen Welt noch mehr entfernt haben. Und wie gesagt, das ist nicht schlechter oder besser, sondern schlichtweg anders.
Um meine rein persönliche Noten reinzubringen, finde ich TotK wesentlich spaßiger in seiner Spielerfahrung, weil es steuerungstechnisch extrem ausgereift ist. Aber ich liebe BotW für seine deutlich kohärentere Spielwelt und Erzählung. Ich würde die Spiele rein persönlich deswegen auf eine ähnliche Stufe stellen, aber TotK ist in meinen Augen definitiv nicht besser als BotW.