Stall der Sümpfe {Gasthof}

  • Der Mond der Mond, der Mond scheint hell!



    Der blutige Vollmond brach aus der Wolkendecke hervor und tränkte den gesamten Stall in eine Mischung aus Furcht, Kampfeswillen, eine tiefe Verbissenheit, in jedem der Ansässigen. Eves Haare wehten wie wild im aufkeimenden Wind und ihr Blick war auf Sebariell gerichtet, den sie nicht abwenden wollte. Sie hatte ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen, das einfach nicht verstarb. Der rote Schein, der sich über alles und jeden legte, erstickte die aufkeimende Fröhlichkeit, die besonnene und ausgelassene Feier der Leute und überdeckte den noch so feinsten Ton am Stall. Es war still. So wie sich der rote Mantel langsam legte, erstickte er sämtliche Gespräche der feiernden Leute. Sämtliches Tuscheln der Spanner, die geradewegs noch die Gruppe im Visier hatten. Sämtliches Lachen der Betrunkenen, die sich schunkelnd im Arm lagen. Keiner vermochte sich zu räuspern, keiner sagte etwas. Diese Stille, Eve kannte sie ganz genau. Es war die Stille, die die stummen Emotionen nicht nur hörbar, sondern auch spürbar machte. Das ängstliche Zittern der Hände, die das Klappern des Metalls in ihren Händen zum Vibrieren brachten. Das verbissene Zähnefletschen, wenn der Ernst der Lage jedem bewusst war. Das Rascheln der Kleidung, wenn sich die Kinder in die Arme der Mütter warfen. Es war ein Augenblick, der sich bis zur Unendlichkeit ausdehnte. Eine Sekunde war gefühlt ein Jahr, ein Jahrzehnt, ein Jahrtausend. Jedem war bewusst, es würde Opfer geben. Niemand konnte den Ausgang der Schlacht ausmachen. Oh ja! So war es, an der Front zu stehen. Einfach herrlich! Das ungewisse Knistern in der Luft, die Spannung, die sich auf den Armen abzeichnete, wenn sich die Haare aufstellten. Das kochende Blut gemischt mit dem Adrenalin, welches durch die Adern schoss und das Herz auf Hochtouren antrieb, den Kopf und die Sinne dämpfte. Ein Mancher wurde schlecht von diesem giftigen Cocktail des Kampfes. Mut wich der Angst. Angst schaffte Platz für Zweifel. Wer Zweifel hatte wurde unvorsichtig. Unvorsichtige starben als Erster. Nicht umsonst, ist es eine Kunst seine Waffe zu führen, in guten so wie in schlechten Tagen. Nicht nur physisch, sondern auch mental.


    Die Kriegerin sog mit geschlossenen Augen die Luft scharf ein und hielt den Atem an. Sie fühlte sich, als würde sie mit dem Rücken an einer Klippe stehen und ihre Arme ausbreiten, um sich metertief den Hang hinunter zu stürzen, um in der Schwerelosigkeit in der aufkeimenden, blutroten Gischt, die brachial an den Felsbrocken zerbarst, unterzugehen. Zu sinken. In einem Meer aus Tot. In einem Wellenrauschen des Adrenalins des Krieges, dem Aufschlagen von Metall auf Metall. Der eiserne Geschmack des Lebenssaftes, welcher auf einem niederprasst, wenn man seinem Feind gegenüberstand und seine Klinge schreiend aus dem Leib zog, sodass dieser Saft deine Lippen benetzte. Der salzige Schweiß, der sich einen Weg von der Stirn über die Nasenspitze bahnte, an dem er sich sammelte und dann langsam im Erdboden versickerte, wenn er schwerelos zu Boden glitt. Langsam öffneten sich die blauen Augen der Frau und eine Hand fuhr an ihre Sense, die sie fest umschlang. Rote, glühende Funken stiegen vom Erdboden empor und verteilten sich in der Luft. Kaum greifbar, dennoch präsent. Es war als würde der ganze Erdboden in einer Glut einer Feuersbrunst verdampfen.


    Ihre Erinnerung brachte sie zurück an die Front. Diese Situation gehörte zu ihrem Leben, es war fast wie ein Spiel. Die Frau stand vorrangig vor allen anderen, blickte über die Reihen hinfort. Da waren Köche mit Pfannen und Töpfen bewaffnet. Bauern mit Mistgabeln. Frauen mit Stöcken die sich schützend vor den Kindern aufbauten. Soldaten mit ihren Waffen. Der betrunkene Orni der einen Bogen zückte. Es war interessant. Alles was gerade war, schien vergessen und plötzlich war jeder auf einer Wellenlänge. Was der Krieg einst auseinanderbrachte, brachte ihn in ernsten Situationen wieder zusammen. Das war Gesetz! So wollte es die Natur! Eves Gedanken preschten wie die zuvor beschriebene, blutrote Gischt durch ihren Kopf und umso länger sie die Einheiten betrachtete und über Sebariell hinwegsah, umso größer wurde ihr süffisantes Lächeln. Sie wagte den gedanklichen Schritt und zog mit einem lauten Surren ihre Klinge von ihrem Rücken und damit fiel sie rücklings der Klippe hinunter in die Gischt des Krieges.


    Der Kampf entbrannte mit dem Zerbersten des Bodens, als sich verschiedene Knochenwesen aus der Erde gruben. Ein Kampfesschrei der Menschenmassen setzte sich in Bewegung und das Splittern der Knochen entbrannte sich wie ein Lauffeuer am Stall. Die Wesen verteidigten sich, schrien auf, wenn sie getroffen wurden, schrien wenn sie eines der Biester zerlegt hatten und gerieten in Panik, wenn sie es nicht schafften die Knochenhaufen zu bändigen. Es war wie ein Sturm, der über alles und jeden hinwegfegte. Eve hatte diesen Tanz schon dutzende Male getanzt. Mit dem Blutmond fing ihre Reise an. Niemand aus ihrer Truppe hatte ihn überlebt, doch eines war sicher, ihre Reise würde nicht mit einem Blutmond enden.


    Ihr Puls war ruhig, ihre Figuren die sie zusammen mit ihrem treuen Tanzpartner tanzte, stabil und ihre Klinge rauschte nur über die Untoten so hinweg und zerteilte die Knochenhaufen Stück für Stück, Knochen für Knochen. Sie waren langsame Kameraden und nur die Anzahl der Feinde machte sie zu einer ernsten Gefahr. Das wusste die Frau und so hielt sie ihre Knochengegner auf Abstand. Sie wusste darüber Bescheid, wie diese Feinde zu erlegen waren und ehe sich die Situation ergab, hatte Symin bereits die Taktik angeschlagen. Sie setzte ihre Klinge kurz ab und musterte den jungen Knaben mit einem zufriedenen Lächeln, wehrte eine heranrauschende Knochenhand ab und stieß das Gerippe mit dem Stil zu Boden, wo die Frau mit einem schwungvollen Tritt den Schädel eintrat.


    Der Takt der Zeit lief in solch einer Situation anders. Das wusste die Kriegerin nur zu gut und sie konnte nur hoffen, dass jeder genügend Ausdauer mitbrachte. Es würde eine lange Nacht werden. Eine sehr sehr lange Nacht. Zumindest regnete es nicht, darüber war die Frau hoch erfreut, als ihr der Gedanke wie ein Schwung ihrer Sense durch ihren Kopf schoss.


    Die Gegnerhorden waren mal mehr, mal weniger. Immer wieder kamen erneut Knochenhaufen aus der Erde. Dies zerrte an der Ausdauer und das ganze Spiel hier, war nur eine Frage der Zeit. Wann würde der erste Kochlöffel fallen? Wann waren die ersten Pfeile aufgebraucht? Wann war die Deckung der Wesen hier aufgebrochen? Das Zelt als Verankerungspunkt der Schlacht, bot noch weiterhin Schutz für die Bedürftigen und Eve machte es sich zur Aufgabe auch diesen Eingang so gut wie möglich zu schützen. Sie sprach nicht viel. Eigentlich sprach die Frau gar nicht, denn ihr Tunnelblick war voll und ganz auf den Tanz ihres Lebensgefährten gerichtet. Ihre Kette raschelte im vorgegebenen Takt, wie bei einer rhythmischen Sportgymnastik und setzte eine Kombination aus Schwung und Schlag an den Tag. Mit einem ausholenden Schwung ließ die Kriegerin ihre Waffe über ihren Kopf kreisen, sodass ihre Haare wild umhergewirbelt wurden und schleuderte das dürstende Blatt ihres Tanzpartners auf eines der Feinde. Im Augenwinkel sah sie, wie eines der Feinde Symin umkreiste. Auch er in einem Rausch des Kampfes gefangen, hatte keine Mühe sich der Front entgegenzustellen. Eines der Knochengerippe allerdings, war bedrohlich nahe an seinem Rücken und holte zum Schlag aus. Eve verließ ihre Position und rannte auf das Gerippe zu. Ihre Metallstiefel donnerten raschelnd auf dem Boden, ihre Sense starr in der Hand wie eine Lanze auf einem Ritterturnier. Sie sprang, löste einen Mechanismus an ihrer Waffe aus sodass sich das Sensenblatt mit der Spitze nach vorne umklappte und wie ein Speer, warf sie ihre Waffe in der Luft auf den Schädel des Angreifers. Sie setzte auf, blickte Symin tief in die Augen, dessen Blick die Frau musterte. “Dachte ich schau mal vorbei, vielleicht brauchst du ja Hilfe.“ Scherzte sie in ihrer eignen Art. Sie zog ihre Waffe aus dem Erdboden und stellte den Speer zurück auf Sense um und schnappte sich die rauschende Kette unter ihrem Handschuh. Jetzt war es Zeit das neue Spielzeug auszuprobieren. Erneut holte sie Schwung mit ihrer Waffe und stieß ihren Partner von ihrem Leib, als wäre Evelyn eine Diskuswerferin. Die Raschelnde Kette unter ihren Fingern entglitt ihr Glied für Glied, bis sie fest daran zog und sie mit einem Schwung die Sense zurück zu sich an Mann brachte. Eine Kombination aus Nah und Fernkampf ermöglichte ihr diese neue Art des Kampfes auszuprobieren und lange hatte sie auf eine Gelegenheit wie diese gewartet, um ihr neues Schätzen in Aktion zu sehen. Die Kette diente als Verlängerung die Waffe mit Schwung kontrollierbar einzusetzen, als wäre es eine Kralle.


    Übereifrig in ihrem Rausch, Rücken an Rücken mit Symin, bemerkte die Frau gar nicht, wie unter ihnen erneut der Boden bebte. Dieses Mal gruben sich keine Knochenwesen aus der Erde, sondern ein großer Berg türmte sich auf, der die beiden Kämpfer trennten. Eve rollte sich ab und fand sich auf dem Boden wieder, auf dem sie sich erst einmal sammeln musste. Aus einem kleinen Knochen, wurde ein großer, dann noch ein größerer und ein noch noch noch größerer, der sich vor ihr aufbaute. Sie scharrte mit den Füßen um Halt auf dem Boden zu finden und setzte sich so schnell wie möglich auf. Der Knochenberg, der einem Riesen glich, warf einen bedrohlichen Schatten des Nachtmondes, der sich hinter einer Wolkendecke verschanzte, auf das Zelt und sein schwarzes Auge suchte mit einem immerwährenden Grinsen in seinem Gesicht, nach einem nächsten Opfer. Er riss sich eine Rippe aus seinem Leib und ein heranstürmender Brom erlag der Wucht des Schlages, sodass der Gorone Meterweit durch die Luft gewirbelt wurde. Der Zug des Feindes war so stark, dass ihre Haare wie wild durcheinanderflogen. Sie biss sich wild fletschend auf ihre Zähne und suchte nach Schwachstellen, doch für eine längere Analyse war keine Zeit. Der Riese fuchtelte unkontrolliert in tiefe Bahnen um sich herum und warf Leute durch die Gegend, die laut stöhnend auf dem Boden liegen blieben. “Verdammt. Wenn das so weiter geht dann …“ Eve streifte sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. Der Mond, der in seinem vollen, blutroten Glanz hinter einer vorbeifliegenden Wolke erneut emporstieg, war saftiger und intensiver als zuvor. Er hatte den Höhepunkt erreicht und schien mit seiner vollen Pracht auf Eve herab. Sie blickte mit ihren tiefen, blauen Augen empor gegen den Himmel und in ihre Pupillen spiegelten die runde, rote Kugel am Firmament.



    Der Mond, der Mond, der Mond scheint hell!



    Ihr Herz pulsierte wie verrückt und setzte einen Schlag aus. Ihre Brust hämmerte. Eve hustete angestrengt und ihre Augen weiteten sich vor Schmerzen. Sie fiel auf die Knie, die Sense, dessen Blatt nach vorne überkippte und sich im staubigen Boden vergrub, wirbelte Dreck auf, der sich mit den roten Funken vermischte. Eve keuchte angestrengt und sie presste ihre Augen fest zusammen. Der Schweiß stand ihr auf der Stirn. Sie keuchte heftiger. Angestrengter. Der Druck, der auf ihrem Brustkorb lastete, hörte nicht auf. Es fühlte sich an, als würden Tonnen von Steinen darauf liegen. Verbissen krallten sich ihre Finger im Erdboden und hinterließen Furchen. Ihre Faust ballte sich und schlug auf den Dreck. Sie konnte kaum atmen. Irgendetwas schnürte ihr die Luft ab. Sie beugte sich noch weiter nach vorne. Dumpfe Schreie gelangten aus ihren Lungen, die durch die Kampfgeräusche komplett hinweggetragen wurden. Schließlich gab es einen Stich in ihrem Herz. Das Gefühl brannte sich durch Mark und Bein und Eve verlor fast das Bewusstsein. Ihre langen, braunen Haare rutschten nach vorne und überdeckten ihren kompletten Körper wie eine Decke. Ihre Ohren unterlagen einem lauten Rauschen, sodass sie nichts mehr vernahm. Ihr Kopf drehte sich. Ihre Hände zitterten. Ihr rechtes Auge, es schmerzte. Ihr rechter Arm fühlte sich an, als würden tausend glühende Messerschneiden Worte in ihr Fleisch ritzen.


    Sie setzte ein Knie auf dem Sandboden auf und raffte sich mit hängender Gestalt auf. Die Haare rutschten von ihrer buckligen Statur die vorne rechts überhing. Ihre linke Hand stützte ihre rechte Schulter, ihr rechter Arm hing leblos an ihr herab. Ihr tiefer, ernster Blick, fokussiert auf jeden Einzelnen, auf die Masse. Kein Feind, kein Freund, kein Verbündeter.


    Über ihrem rechten Arm zogen sich schwarz, lilaglänzende Runen die sich zu unverständlichen Worten manifestierten und teilweise schimmerten. Ihr rechtes Auge war tiefschwarz. Jedes glänzende Weiß war ausgefüllt, jedes tiefe Blau verschlungen. Schwarzlilanes Feuer brannte um ihr rechtes Augenlicht und die Flammen flatterten wild im auftreibenden Wind. Sie waren für alle ersichtlich. Über ihren Kopf, ein brennender Halbkreis, dessen offener Ring sich wie ein C über das Haupt der Frau gelegt hatte. Evelyn knackte mit ihrem Genick und zog messerscharf die Sense langsam aus dem Boden, dabei ersuchte ihr Blick einfach alles.



    Der Mond, der Mond, der Mond scheint hell!

  • Immer auf den Kopf! Immer auf den Kopf! In seinen Gedanken gab es nichts weiter als diesen Befehl, während Sebariells Schwert in der Luft ein unsichtbares Muster aus geraden Linien und weiten Bögen zeichnete. Mit jedem Hieb wurde ein Knochen zersplittert, ein Schädel zerschlagen und ein Gerippe nach dem anderen niedergemäht. Dabei sahen die Schwertkünste des Schmieds bei weitem nicht so elegant aus wie bei der geübten Eve oder so akrobatisch wie bei Symin. Sein Stil war einfach und zweckmäßig. Es lag keine Kunst darin, wie bei den hohen Rittern, von denen einst sein Großvater erzählte. Doch sein Schwert erfüllte in seiner Hand den Zweck, für den es geschaffen wurde. Und so wurden die kleinen Gerippe, die einst Bokblins waren, eins nach dem anderen zu Staub.


    Sebariell schaute sich um. Er musste sich vergewissern, dass es seinen Gefährten gut ging! Da erst bemerkte er, dass nicht nur sie kämpften, sondern auch eine ganze Schar Leute aus dem Stall zu den Waffen gegriffen hatten. Und nicht nur dies, selbst Mistgabeln, Kochlöffel, Pfannen... alles wurde umfunktioniert, um der Knochenhorde Herr zu werden!

    In diesem Moment schoss ein Felsbrocken nur knapp an Sebariell vorbei, traf einen Baum und ließ diesen bersten wie einen Zahnstocher. Als Sebariell in Richtung des Geschosses schaute, musste er feststellen, dass es Brom war! Der Gorone lag am Boden und versuchte sich mühsam aufzurappeln. Sebariell wollte zu ihm hin, doch in diesem Augenblick sah er, wie eine gewaltige Rippe durch die Luft sauste! Er duckte sich und spürte den Luftzug über sich. Sofort richtete er sich auf und sah nach hinten. Ein riesiges Skelett war erschienen. Mit seinem einzigen Auge starrte es auf das Kampfgeschehen, stapfte an die Stelle, in welcher die Rippe sich in den Boden gebohrt hatte und hob sie hoch.

    Bei Hylia! Wie sollte man gegen so einen Koloss kämpfen? Das war unmöglich! Der Knochenriese (was war dieses Gerippe einst für ein Lebewesen?) stapfte auf den Stall zu. Jeder Schritt ließ den blutroten Erdboden erzittern. Jeder Schritt ließ die gerade noch tapfer kämpfenden Menschen zurückweichen. Und auch Sebariell spürte, wie er zurückwich. Verständlich! So ein gewaltiges Biest konnte man nicht zu Fall bringen. Sich in Sicherheit zu bringen, war das einzig richtige.

    Doch noch während Seba rückwärts vom Riesengerippe davonstolperte, fing sein Blick das Zelt ein. Durch den Eingang linsten mehrere Kinderköpfe, bevor sie von Frauen und Männern wieder ins Innere de Stalls geschoben wurden. Die Erwachsenen stellten sich zitternd vor das Zelt, bewaffnet nur mit eben jenen einfachen Alltagsgegenständen, die nicht für Tod und Kampf bestimmt waren. Plötzlich bemerkte der junge Schmied, dass sich seine Beine nicht weiter vom Fleck bewegten. Dann wurde ihm bewusst, wieso. Alles in ihm schrie danach, zu fliehen. Doch sein tiefstes Inneres begehrte dagegen auf. Mit schweißnasser Hande umschlang er sein Schwert fester und ging los.

    Da tauchte ein Gerippe vor ihm auf und griff Sebariell an. Erschrocken geriet dieser ins Taumeln und kippte schließlich um. Das Bokblin-Gerippe lief auf ihn zu und Sebariell schwang sein Schwert hastig. Dabei traf er ein Bein des Gerippes und brachte es zum Fall. Die Erkenntnis traf den Schmied wie ein Blitzschlag! Er richtete sich auf, trieb seine Schwertspitze in den Schädel des noch kriechenden Gerippes und brüllte in Broms Richtung: "Brom! Kannst du noch kämpfen?"

    Der Gorone kam wackelig auf die Beine, sein Blick haftete panisch auf dem Riesen. Sebariell brüllte nochmals. Erst da konnte Brom den Blick losreißen und zum Schmied schauen. "I-ich weiß nicht. Was kann ich schon tun?"

    "Du kannst das! Du bist stärker als wir alle! Du kannst den Riesen zu Fall bringen! Wir alle gemeinsam! Komm mit mir!"

    Kurz zögerte Brom, dann lief er Sebariell hinterher, der bereits auf den Riesen zulief.


    Sebariell schaute sich hastig um. Weder Symin noch Eve konnte er ausmachen, aber wenigstens Malkus. Jetzt blieb gerade nur zu hoffen, dass es den beiden anderen gut ging!

    Malkus schwang sein Schwert tapfer (und etwas ungeschickt) herum und erledigte dabei ein paar der kleinen Gerippe. Brom war mittlerweile an der Seite des Schmieds, der gerade vor Malkus stehen blieb.

    "Malkus, ich habe einen Plan, wie wir den Riesen stürzen können!"

    "Fürwahr, das wäre ein Segen. Bei den Göttinnen!"

    "Brom muss mit seinem Hammer ein Beinknochen des Riesengerippes zerstören -"

    "Es ist ein Hinox", meldete sich Brom dazwischen. "Das muss das Gerippe eines Hinox sein!"

    Ein Hinox? Seba hatte von diesen Kreaturen gehört, glaubte er sich zu erinnern.

    "Okay, dann also der Hinox. Jedenfalls musst du sein Bein zerstören. Wenn er umkippt, dann haben wir eventuell eine Chance, ihn aufzuhalten!"

    "Ich soll das alleine schaffen? Das kann ich nicht!"

    "Doch, du kannst! Und du wirst! Ich werde dir helfen. Und du, Malkus, sagst den anderen Kämpfenden aus dem Stall bescheid. Ihr müsst den Hinox ablenken, sodass Brom und ich herankommen können!"

    Malkus zögerte nicht eine Sekunde. Er nickte Sebariell entschlossen zu und rannte los. Seba drehte sich zu Brom um und schaute diesem fest in die Augen. Er konnte die Angst des Goronen sehen. Wen wunderte es? Er fürchtete sich auch! Doch dafür war keine Zeit.


    Sebariell hatte sein Schwert weggesteckt und seinen alten Eisenhammer hervorgeholt. Das gute Stück hatte längst bessere Tage gesehen und war in einem furchtbaren Zustand, verglichen mit Broms Gegenstück. Schon Sebas Großvater hatte den Hammer zum Schmieden verwendet. Doch heute Nacht würde der Hammer, der schwer in Sebariells beider Hände lag, einen anderen Zweck erfüllen. Sie warteten nur noch auf Malkus!

    Endlich sah er, wie er ein paar Leute zusammengebracht hatte. Die kleine Gruppe, darunter war auch ein Orni, hatten etwas weiter entfernt, nahe des kleinen Wäldchens, das sich seitlich des Stalls erstreckte, aufgestellt. Sebariell fragte sich, wie Malkus es hatte anstellen können, die Leute zu überreden? Sebariell war sich bei seinem Plan nicht sicher, ob die Menschen vom Stall einfach dabei mitmachen würden. Doch der tapfere Wortverdreher hatte es geschafft!

    Nun machte die Gruppe ordentlich Lärm, um das Hinox-Gerippe auf sich aufmerksam zu machen. Doch erst als ein Pfeil des Ornis das violett pulsierende Auge des Riesen traf, wurde dieser auf die Gruppe aufmerksam. Sofort stapfte er los.

    "Es ist soweit, Brom. Wir laufen los und ich schlage mit aller Kraft gegen sein Knie, um es im Bestfall schon vorweg zu beschädigen. Du gibst ihm den Rest!"

    "I-ich versuche es!"

    Der Schmied und der Gorone rannten los. Das Adrenalin trieb Sebariell zu Höchstform an und ließ seine Ohren pulsieren. Seine Muskeln spannten sich an und er holte breits beim Lauf mit dem Hammer aus. Er musste beide Hände nehmen und hatte größte Mühe, dem Hammer genug Schwung zu verleihen. Als er die Beine des Hinox-Gerippes erreicht hatte, riss er mit allen Kräften, die er aufbringen konnte, den Hammer hoch und zielte auf das linke Knie. Der Kopf des Hammers traf auf das Knie, erzitterte und zerbrach in tausend Stücke. Sebariells gesamter Körper wurde von der Schockwelle des Aufpralls erschüttert und seine Finger wurden taub und verloren den Halt um ddn Griff des Hammers. Sein Kopf wurde ordentlich durchgerüttelt und ihm wurde schwindelig.

    Sebariell starrte leicht benommen an die Stelle, wo sein Hammer das Knie getroffen hatte. Hatte er was erreicht? Er glaubte, einen feinen Riss ausmachen zu können. Jetzt kam es auf Brom an!!!

    "Smile, my Dear. You know, you're never fully dressed without one!"




  • Während Brom sich von seinem unfreiwilligen Flug erholte, nutze er die Gelegenheit sich umzuschauen. Dabei entdeckte er weitere überraschende Kämpfer, die ihm bisher im Kampfgeschehen nicht aufgefallen waren. Nahezu alle Gäste des Stalls, die nur irgendwie kämpfen konnten, kämpften ebenfalls mit allem was gerade zur Hand war. Brom war sprachlos. Während er sich am liebsten im Stall versteckt hätte, kämpfte alles, egal welchen Ranges und Namens. Wie konnte er unter diesen Umständen auch nur auf die Idee kommen, zu flüchten. Brom fühlte sich schlecht. Aber was sollten sie gegen so einen Koloss ausrichten.


    Scheinbar hatte Sebariell aber eine Idee, denn er rief alle Gefährten zusammen. Wobei, alle? Aus welchen Gründen auch immer fehlten Eve und Symin, wo waren sie hin? Hatten sich ausgerechnet die besten Kämpfer verpisst, während alles andere kämpfte? Das konnte Brom sich nicht vorstellen. Brom nahm sich vor nach ihnen zu suchen, falls er diesen Koloss hier überlebte, wovon er noch nicht überzeugt war.


    Sebariell schlug vor, gemeinsam auf das Bein des Kolosses einzuschlagen, während es abgelenkt wurde. Ausgerechnet Brom plante er für den entscheidenden Schlag ein. Brom zitterte bei dem Gedanken wie Espenlaub. Er sollte der Gefahr entgegen laufen, statt vor ihr zu fliehen. Sebariell vertraute ihm, er vertraute darauf das sie es schaffen konnten. Es wäre gut wenn Brom genausoviel Vertrauen hätte.


    Sebariell lief los, während Brom noch zögerte. Doch als der Koloss sich zu den Zivilisten umdrehte, die es erfolgreich ablenkten, konnte er nicht länger zögern. Wenn er jetzt nichts tat, würden unschuldige verletzt. Also lief er los.


    Sebariell erreichte den Koloss natürlich als erstes und schlug erfolgreich auf ihn ein. Dabei zerbrach sein Hammer in tausend Stücke. Sebariell schaute erwartend hinter sich zu Brom. Jetzt kam es auf ihn an. Er fixierte sein Ziel und begann den Endspurt. Er holte weit aus und schlug mit ganzer Kraft auf den Knochen ein.


    Das Bein zersplitterte genau wie Sebariells Hammer zuvor und der Koloss brach über Brom zusammen, der vor Schreck seinen eigenen Hammer los ließ. Aber ganz am Ende war der Koloss noch nicht. Denn kurz darauf stieg der Koloss wieder auf und.... Brom.... ging... mit.... ihm.... in.... die.... Höhe?


    Es dauerte einen Moment bis Brom aufging das er Zwischen den Rippen feststeckte, wie in einem Käfig. Der Koloss hummelte auf den Überresten des zerschmetterten Beins weiter, mit Brom als unfreiwilligen Passagier. Im ersten Moment war Brom einfach zu verduzt um etwas zu unternehmen. Von außen sah das sicher ulkig aus, wie er dort auf dem Becken des Ungetüms hockte und durch die Rippen blickte.


    Nachdem Brom sich gefangen hatte, versuchte er natürlich sich aus dem Gefängnis zu befreien. Er zerte an den Brustknochen und brach dem Ungetüm mehrere Rippen. Das schien dem Ungetüm nicht gut zu bekommen, es fing immer mehr zu Staucheln an. Sollten Brom und seine Gefährten tatsächlich erfolgreich sein?

  • Das Schlachtfeld war ein absolutes Chaos. Selbst wenn man ganz Hyrule in den Krieg schicken würde, wäre der Platz übersichtlicher, weil Menschen nicht einfach wahllos alles angreifen, was ihnen vor die Augen kommt. Normann und Symin hatten es also nicht einfach. Beide waren exzellente Kämpfer und verziehen dem Gegner keinen einzigen Fehler, keine einzige Sekunde der Ablenkung, keinen unglücklichen Zufall. Umso schlimmer war es also, dass sie ihr Duell in einer Horde Skelette austrugen. Von dem riesigen Skelett-Hinox mal abgesehen.

    Symin und Normann hatten immer noch ihre Schwerter aneinander gepresst. Beide drückten ihre Klingen mit voller Kraft gegen die des anderen und gaben lange nicht nach. Doch mit der Zeit zerrten die Kräfte an ihnen, vor allem an Symin. Symin's Arme schmerzten. Und nach und nach verließ ihn die Kraft. Schließlich musste er nachgeben und wich dabei einige Schritte zurück. Er stolperte zurück und sah dabei ein zynisches Lächeln auf dem Gesicht seines Gegenübers. Symin rappelte sich auf und begab sich wieder in Kampfstellung, als plötzlich ein Bokblin-Skelett von der Seite auf ihn zusprang. Symin wich hektisch aus und schlug dem Angreifer sofort den Schädel von den Schultern, den er dann auch sofort zerschmetterte. Keine besonders schwierige Aufgabe, aber Normann ließ diesen Moment nicht ungenutzt. Normann sprintete auf Symin zu, holte aus und schlug heftigst zu. Im letzten Moment schon Symin die schwarze Klinge zwischen seinen Körper und die Windklinge. Der Wind dieser war klar spürbar und der Schwung schleuderte Symin einige Meter zur Seite. Symin's Körper wirbelte Staub auf und schlitterte über den in blutrotes Licht getauchten Boden. Symin war wehrlos, zerschlagen. Sein linker Ellebogen war aufgeschürft, seine Knie ebenfalls. Sein ganzer Körper war verschrammt. Sein Schwert lag einen halben Meter vor ihm auf dem Boden, da es ihm aus der Hand gefallen war. Normann hätte ihn vernichten können. Symin lag wie auf dem Präsentierteller da. Doch was ihn in die Situation brachte, half ihm auch wieder heraus. Ein Stalbokblin sprang auf Normann's Rücken und klammerte sich an ihm fest. Normann konnte ihn zwar abschütteln, bekam aber noch einen Schlag auf den Kopf mit. Nach kurzem Taumeln fing er sich wieder und wandte sich wieder Symin zu, welcher nun wieder stand. Mit dem Schwert in der Hand, in Kampfeshaltung. Eine kleine Wunde am Kopf hatte Symin nun auch, weshalb ein Bluttropfen sein Gesicht hinablief. So stand er da -blutend, verschmutzt, verletzt. Aber er würde kämpfen, bis zuletzt. Sieh es doch ein, Symin! Du hast keine Chance. rief Normann ihm zu. Dann fiel Symin ein, was er tun musste. Hochmut, das war Normann's Schwäche. Arroganz, Eitelkeit. Und außerdem war er taktisch nicht besonders begabt. Und Symin wusste schon genau, wie er das nutzen wollte. Meine Leiche bringt dich keinen Schritt weiter. Ich war bereits da. Du bist geliefert. Dein Leben wird ebenfalls nur als ein sinnloses, kurzes Verräterleben in Erinnerung bleiben und du wirst so bedeutungslos werden, wie du es vor deiner Geburt warst. Du bist ein Nichts. Ein Niemand. rief er ihm zu. Er blickte Normann tief in die Augen dabei und wurde immer lauter zum Ende hin. Seine Betonung lag immer auf den Beschimpfungen, auf den Angriffen und Symin klang wahrhaft aggressiv. Danach setzte er ein zynisches Lächeln auf, da er in Normann's Augen sah, was er sehen wollte. Wut. Und Hass. Normann sagte nichts mehr. Er stürmte einfach nur auf Symin zu und bündelte all seine Kraft in einen Schlag - und verfehlte. Wut war ein Instrument. Wut machte zwar meist stärker und schmerzresistenter, aber eben auch berechenbarer und unvorsichtiger. So war es einfaches für Symin, frühzeitig zu erkennen, wo die Schläge von Normann landen sollten und ihnen auszuweichen. Langsam lenkte er die Schritte des Offiziers in die Richtung, in die er sie haben wollte. Bis er dort war, wo er stehen wollte. Und Normann ein letztes Mal auf Symin zugesprintet kam. Voller Wut, voller Kraft. Er holte weit aus und bündelte erneut all seine Kraft. Er entlud sie mit einem Schlag. Die Klinge surrte über Symin's geducktem Kopf entlang. Schließlich krachte sie mit voller Kraft in ein riesigen Knochen, das rechte Bein des Kolosses. Das Bein splitterte und überall schossen Splitter entlang. Einige Zentimeter tief konnte die Klinge in das Bein eindringen, aber komplett zerschlagen konnte Normann das dicke Bein nicht. Stattdessen hing seine Klinge fest und machte ihn unbeweglich. Der Hinox bemerkte das natürlich und schrie auf. Einen derartigen Schrei hatte Symin noch nie gehört - und er ging durch Mark und Bein. Sofort schnappte der Riese sich Normann. Er dreht sich um und griff sofort zu. Er nahm Normann in die Hand, welcher dem Riesen nicht ansatzweise die Stirn bieten konnte. Normann war für einen Menschen kräftig, aber einem Hinox gegenüber schwach. Der Hinox hob Normann in die Höhe und schmetterte ihn mit aller Kraft zu Boden. Dort ließ er Normann dann liegen. Das, was noch übrig blieb, war eine bemitleidenswerte Erscheinung. Symin ging sofort zu Normann hinüber, um es zu beenden, falls nötig. Normann hatte vorhin die Gelegenheit gehabt, Symin zu vernichten, und jetzt war er vernichtet. Seine Arme lagen neben seinem Brustkorb, als hätte man sie abgeschnitten und wieder nebendran gelegt. Vollkommen leblos, verschmutzt und blutüberströmt klebte Normann am Boden. Normann hatte eine Platzwunde am Kopf und mehrere Blutströme im Gesicht, die durch sein Gesicht strömten wie Flüsse durch Täler. Um Normann herum hatte sich bereits eine Pfütze gebildet, die in einem noch tieferen Rot erschien als der Blutmond. Seine Augen waren geschlossen und das würden sie auch für immer bleiben.

    Maroni ist die Mehrzahl von Maronus. Esst meine Brüder nicht !

  • Stimmgewirr und Kampfeslärm zerschnitten die Luft. Schmerzensschreie und das Klirren von Waffen oder metallischen Gegenständen erfüllten die kühle Nachtluft und der Mond, sein Gesicht schien sich zu einer blutroten Fratze verzogen zu haben, die angesichts des Chaos, die er anrichtete, nur schallend lachen konnte. Wie ein Puppenspieler, dessen Marionetten nach seinem Willen tanzten thronte die rote Kugel am Himmel und verspotte die Lebewesen unten auf der Erde, die um ihr Leben kämpften. In diesem Moment dachte wohl niemand daran, den Mond anzustarren, denn nur eine Sekunde abgelenkt zu sein, konnte den Tod bedeuten angesichts dieses brutalen Angriffs, aber hätte jemand den Mond genauer bestaunt, in all seiner Röte, wäre demjenigen vielleicht aufgefallen, dass die Scheibe dort oben noch blutroter wirkte, als würde sie angestrengt mit jedem Bisschen Kraft versuchen, so furchteinflößend wie nur möglich zu erscheinen. Das Licht, in welches die Szene getunkt wurde, wirkte wie der Fiebertraum eines Soldaten. Rot in Rot, Blut überall und diese Schreie.


    Sebariell erklärte knapp einen Plan und Malkus wusste sofort, was zu tun war. Was ihm an Stärke und Geschick fehlte, um das Monster zu Fall zu bringen, konnte er nun durch seine silberne Zunge ausgleichen. Noch während Brom und Sebariell sich dem Monster näherten, wandte sich Malkus an die Kriegerinnen und Krieger, Bauern und Mägde, Fischer, Köche und Wanderer, die nah genug waren, seine Stimme zu hören. "Hört mir zu" schallte Malkus' Stimme in deren Richtung. Manche wagten garnicht ihre Köpfe von den Monstern abzuwenden, die ihnen gegenüberstanden. Andere schienen vor Furcht wie angewurzelt und unfähig, sich zu bewegen. "Hört mir gut zu. Wir können diese Kreaturen nur gemeinsam besiegen. Wenn ihr diese Nacht überleben wollt, dann seid tapfer und wahrhaftig. Denkt an eure Lieben, an die schönen Dinge, die ihr noch vor euch habt." Malkus spürte, wie die Lebensgeister zu den Leuten am Stall zurückkehrten und jene wieder Hoffnung schöpften, die bereits aufzugeben schienen. "Helft meinen Gefährten dieses Ungetüm zu Fall zu bringen. Wir müssen diese riesige Gestalt ablenken, damit der Gorone es vernichten kann!"


    Sobald Malkus seine flammenden Worte an die Hylianer gerichtet hatte, spürte er, wie Kampfeslust und Mut in ihnen aufstieg. Jene Skelette, die zwischen dem Stahlox und ihnen standen, wurde in windeseile niedergemäht, die Kinder und Frauen begaben sich zurück ins Zelt, während eine Hand voll Männer sich am Eingang postierte. Malkus erkannte in ihren Augen, dass sie bereit waren, das Zelt und die Menschen darin bis zum letzten Atemzug zu verteidigen. Eine Orni, er wirkte hager und müde, sein Atem roch verdächtig nach Schnapps aber in seinen Augen loderten gefährliche Flammen, kam auf Malkus zu, in seinen gefiederten Händen hatte er einen Bogen gespannt. "Sagt uns, was wir machen sollen?" Der Orni war in Begleitung ebenso entschlossener Kämpfer. Malkus erklärte ihnen, was Sebariell vor hatte, noch während sie sich in Richtung des Stahlox in Bewegung setzten und dabei mühelos mehrere Skelette aus dem Weg räumten.


    Die Ablenkung klappte genau so, wie Sebariell es geplant hatte und Brom schaffte es, den riesigen Koloss zu Fall zu bringen, konnte aber nicht mehr rechtzeitig wegrollen und fand sich, im Brustkorb des Feindes gefangen, wieder. Wütend und wild versuchte er sich daraus zu befreien und riss Rippe um Rippe aus der Brust des Skelettriesen. In jenem Augenblick sah Malkus aus dem Augenwinkel, wie zwei Männer sich ein wildes Duell lieferten und einer von ihnen, wutentbrannt, auf seinen Kontrahenten zustürmte. Als dieser flink auswich, bemerkte Malkus, dass es Symin war, der geschickt einen Schritt zur Seite machte und das Schwert seines Feindes knapp über seinem Kopf genau in das verbliebene Bein des Hinox rammte. Der Hinox stieß einen markerschütternden Schrei aus, packte den Mann, der noch hilflos versuchte, sein Schwert aus dem Bein des Hinox zu ziehen und zertrümmerte seinen Körper auf den in blutrotes Licht getauchten Boden.


    Brom, wusste, dass seine Gefährten sich auf ihn verlassen würden, dass sie ihn vertrauten und dass dies seine Chance war, den Stahlox zu Fall zu bringen. Würde es ihm nicht gelingen, würden Sebariell oder Malkus als nächstes das Schicksal dieses armen Tropfs teilen, der in seinem eigenen Blut vor den Füßen des Skelettungetüms lag. Er packte eine Rippe, die er dem Monster herausgerissen hatte, in Gedanken stellte er sich vor, was das Monster mit seinen Gefährten anstellen würde, falls er scheiterte und mit aller Kraft rammte er dem Stahlox von seinem Knochengefängnis aus die spitzkantige Rippe von unten durch seinen Unterkiefer direkt in das furchteinflößende Auge. Sofort stieß der Riese erneut einen Schrei aus, der wohl Meilenweit zu hören war und ganze Dörfer in Furcht und Schrecken versetzen würde, aber es war kein Kampfschrei, vielmehr ein Schmerzensschrei eines erneut sterbenden Feindes. Der Stahlox kippte auf seinem verbliebenen Bein zur Seite und krachte auf den Wagen eines Händlers. Das Holz barst unter dem Gewicht des Monsters und die Erde bebte, als seine Knochen, jeder das Gewicht eines Pferdes, in sich zusammenfielen. Staub und Knochensplitter wirbelten auf, als das Ungetüm in sich zusammensackte und... liegen blieb. Sebariell, Malkus und Symin waren überrascht und konnten ihr Glück erst nicht fassen. Brom war es tatsächlich gelungen, den Stahlox zu besiegen. Brom... aber wo war der Gorone?


    Die Luft schien zum Zerschneiden dick, Sekunden verstrichen und Sebariell hastete zum Knochenhaufen, dabei wich er gekonnt zwei Skeletten aus, die langsam schlurfend seinen Weg kreuzten. Er hatte keine Zeit, sich um die Gerippe zu kümmern, denn sein Freund lag unter dem Haufen Knochen begraben. Als er die Überreste des Stahlox erreichte, wollte er gerade damit beginnen, einen größeren Knochen, der aussah, als wäre er ein Teil eines Armes gewesen, wegzuschaffen, als der Knochenhaufen sich regte und zitterte. Für eine Sekunde stockte Sebariell der Atem. War das Monster etwa nicht besiegt? Erwachte es erneut zum Leben, nur, um ihnen das Leben zu nehmen, wie es ihm einst genommen worden war? Sebariell wich einen Schritt zurück und hob sein Schwert erneut. Doch es war nicht der Stahlox, der sich vor ihm aufrichtete, das Skelett hatte sich wie eine fürchterliche Rüstung um die orange-gelbe Haut des Goronen gelegt, als dieser sich aus dem Knochenhaufen erhoben und die Überreste des Monsters abstreifte. Überglücklich ließ Sebariell das Schwert sinken und wäre um ein Haar seinem Gefährten um den Hals gefallen.


    Enttäuscht verzog der blutrote Mond scheinbar seine Fratze, sein Lächeln verzerrte sich und die Krater und Schatten auf seiner Oberfläche schienen nun ein mit zähnen besetztes Maul zu bilden. Hätte in diesem Moment jemand zum Himmel gesehen, hätte ihn ein furchteinflößendes Bild eines Mondes erwartet, mit scheinbar weit aufgerissenem Maul und großen, bedrohlichen Augen. Die Schlacht war noch nicht zu Ende.

    Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

    #75: Me and the Boys


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    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"

  • Ein donnerndes Roden zerfallener Knochen barst in einem aufkeimenden Staubgebilde auf dem Boden und die Luft erfüllte sich mit verschmutzter Luft, Dreck, Schweiß, Blut. Das riesige Knochengebilde, erschaffen durch die Macht des Blutmondes, zerfiel wie ein schlecht gestapelter Kartenturm, leblos, dessen stützendes Pik Ass aus dem Stapel genommen wurde. Die Krieger hatten gesiegt. Der tapfere Gorone, aufopfernd seiner Selbst, hatte im Zusammenspiel mit seinen Freunden, mit der Strategie von Sebariell, mit dem Ablenkungsmanöver von Malkus, mit dem Todeskampf von Symin, den Riesen besiegt und die Gefahr gebannt. Vorerst.


    Evelyn hatte tief eingeatmet, ihre rechte Hand knarrte fest umschlossen an ihrer Waffe, das Leder, es zerrte am kalten Metall der Sense. Ihre Augen waren geschlossen. Der Windhauch des Riesen zerpflügte ihre Haare und brachte diese in einem Windstoß durcheinander. Sie spürte wie etwas an ihren Beinen zog. Sie senkte langsam ihr Haupt, an ihren Füßen kauernd, ein Gast des Stalls. Die Freude in seinem Gesicht das große Übel erlegt zu haben, überdeckte seine Erschöpfung, seine Angst. Er zitterte vor Anstrengung. Legte ein säuselndes Grinsen auf seine Lippen. Die Kriegerin, sie öffnete ihre kalten Augen und packte den Bewohner an seiner Kehle und blickte mit ihrem schwarzen Auge tief in seine bibbernde Seele. “ Ein Vieh frisst wie das Vieh, und auch der Mensch, insofern er ein Vieh ist, frisst wie dieses von der Erde, er soll jedoch nicht sein wie ein Vieh, sondern soll ein vom Ewigen her Bestimmter aus dem gespeist werden, was ewig ist. Denn er ist nicht als Vieh geschaffen, sondern als Mensch, als Ebenbild der Götter und als sein Gleichnis. Der viehische Leib ist ein anderer als jener, der sich von dem Baume nährt, der aus der Wurzel der Götter wächst. Dieser Leib des Menschen ist der ewige Leib, den Göttern nachgebildet, ihnen gleich und darum unsterblich. Als Unsterblicher wurde der Mensch geschaffen“ Sie legte ihren Kopf leicht schräg, das Feuer an ihrem Auge brannte tiefschwarz und lila Funken flogen beiseite. “Bist du unsterblich?“ Ihre Worte hallend wie ein Echo in einer Höhle zogen durch das Schlachtfeld und zog die Aufmerksamkeit ihrer Kameraden auf sich. Ihr Griff wurde fester und der erschrockene Mann drückte beide Hände um ihr Handgelenk, röchelnd, mit weit aufgerissenen Augen. Schaum bildete sich vor seinem Mund. >>“W-was seid ihr? B-bitte!“<< Das Surren des erhobenen Sensenblattes vibrierte auf der heißen Wange des Mannes. Wie ein Zischen, legte sich der kalte Stahl auf seine Wange, als Eve ihre Waffe plan an ihn drückte. Sie knackte mit ihrem Hals. Sie lies ab. Wie ein nasser Sack fiel der Gast zurück auf seine Knie, in gebeugter Haltung, seinen Hals schützend von ihrem abgelassenen Blick. Die Furcht wuchs, er keuchte. “Die einzelnen Individuen in einer Population sind nie gleich. Sie unterscheiden sich in mehreren Merkmalen. Eine vollständig determinierte Welt müsste ablaufen wie ein Uhrwerk. In ihr gibt es keine Probleme und keine Möglichkeit, die Abläufe irgendwie zu beeinflussen. Die reale Welt ist nicht von dieser Art.“ Ihre Klinge zerschnitt in einem Luftzug die Umgebung und grub sich in das zarte Fleisch des kauernden Mannes. Sein Blut, glänzend und in voller Pracht wie die Farbe des Mondes, rannte in Tropfenform der Schneide der Sense hinab. Der Kopf des Mannes schlug mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden auf, gefolgt von seinem regungslosen Körper. Eve wirbelte die Sense in ihrer Rechten um ihre eigene Achse, ihr fokussierter Blick, langsam und beständig, erhob sich. Ihre Augen, sie flogen von einer Person hinweg zur nächsten, erfasste die starren Blicke ihrer Gegenüber. Sie leckte sich einmal über ihre Lippen, die sich zu einem süffisanten Grinsen ausbreiteten. Die Gäste, die Bewirtung, die Krieger, Malkus, Symin, Sebariell, Brom, alle waren erstarrt, erhoben ihre Waffen, unsicher, was vorgefallen war, wie sie weiter verfahren würden. Der Moment der Starre schien Ewigkeiten anzudauern.


    Der Mond hoch am Firmament, er versteckte sich hinter einer schwarzen Nachtwolke. Eves Grinsen verhallte nicht und ihr Blick flog auf ihr nächstes Ziel. Ihre Füße fingen an wie ein müdes Pferd zu traben. Das Donnern ihrer Stiefel wurde lauter und lauter und lauter bis sie schließlich rannte. Lachend baute sich ihre bedrohliche Statur vor einem weiteren Gast auf, der Schützend eine Keule vor sich hielt. Das Zittern übertrug sich über das Holz seiner Waffe und vibrierte in der Luft. Evelyn stoppte mit einem Ruck vor dem Mann. Ihre weißen, spitzen Zähne standen im vollen Kontrast ihres dunklen Antlitzes. Ihre rechte Fußspitze tippte auf dem Boden auf und ihr linker Stiefel grub sich in den sandigen Boden. Ihre Waffe drehte sich zur Horizontalen in ihrer Hand, dann fing die Kriegerin an sich einmal um ihre eigene Achse zu drehen. Das Blatt fraß sich mühelos durch den Körper ihres Gegenübers und zerteilte ihn durch zwei. Wieder trat das dunkle Rot ans Tageslicht, benetzte die glänzenden Platten ihrer Rüstung. Sie machte keinen Halt. Dieses Mal war ihr Ablauf schneller. Sie ruckte ihren Kopf zur Seite, preschte auf eine Frau zu die sich schreiend, schützend ihre Hände vor ihr Gesicht hielt. Die Spitze der Sense hoch am Himmelszelt, fuhr mit einer Wucht senkrecht nach unten. Einer ihrer Kameraden schrie in der Ferne sie solle endlich zur Vernunft kommen und aufhören, doch der Schall drang erst gar nicht an ihr Gehör. Ihre Ohren betäubt vom Rausch des Mondes, das kochende Blut in ihren Venen. Wie ein Drang MUSSTE sie die Blutopfer bringen. Die Opfer für IHN! Ihr Grinsen wurde breiter. Ihr Herz hüpfte vor Aufregung doch ihre Waffe verhallte in einem klirrenden Donnern als sich Malkus schützend vor die wimmernde Frau stellte, sein Schwert parierend nach oben gehalten. Sie blickte enttäuscht in sein aufgeregtes Gesicht. Sein Mund bewegte sich doch konnte sie keinen Ton vernehmen. Ihre Gesichtszüge entglitten fast schon traurig, ihre Mundwinkel zogen sich nach unten, wie ein kleines Kind, welches gerade anfangen wollte zu weinen. Sie lies ihre Waffe locker und trat Malkus zur Seite, holte mit ihrer Waffe aus und beendete das Schluchzen der Frau mit einem Streich. “Das Uhrwerk!“ Sie richtete ihre Aufmerksamkeit nun ihrem Kameraden. äHäasd


    Der Mond, ein letztes Mal trat er hervor, fast am Horizont des Landes angekommen. Sie setzte ihren Stiefel auf die Brust ihres Freundes und führte das Blatt an seine Kehle. Sie sprach nicht. Ihr Herz machte einen Satz. Sie erhob ihre Rechte und holte zum Schlag aus. Malkus wandte sich unter ihr wie ein Tier, welches zur Flucht ansetzen wollte. Seine warmen Finger, sie umschlangen das Bein der Frau. Er zitterte. Die roten, glühenden Funken des Blutmondes traten aus dem Boden hervor und erloschen in der Luft. Ihr Grinsen, so breit wie das eines Psychopathen.


    Ihr Angriff wurde gestoppt als zwei starke, brachiale Hände das Handgelenk der Frau umschlangen. Brom hatte sich eingeschalten und mit all seiner Kraft ihren Arm und die Waffe festgehalten. Symin baute sich hinter Evelyn auf und packte sie am Rumpf, um ihre Bewegung einzuschränken. Sebariell, er hatte seine Klinge unter den Hals der Kämpferin gesetzt. Noch immer zierte das seltsame Lächeln die Lippen der Frau. Sie versuchte sich zu bewegen. Nichts. Ein Ruck mit ihrem Fuß. Nichts. Malkus hatte sie fest im Griff. Ihr Arm, pariert durch den Goronen. Ihr sensibler Blick flog durch die Gesichter ihrer Kameraden. Verwunderung legte sich über ihr schwarzes Auge. Mit der linken, freien Hand, griff sie nach Sebariell. Ihre kalten Finger legten sich um seinen langen Hals. Sie fletschte die Zähne, drückte zu. Der Griff von Brom wurde stärker, Symin zerrte weiter an ihrem Rumpf um sie nach hinten zu drücken. Vergangene Bilder schossen ihr durch den Kopf. Sie spürte die warmen und vergänglichen Lippen einst von Sebariell auf ihren. Ihr freudiges Lächeln in ihrer Erinnerung. Sie schüttelte für einen Moment den Kopf. Die Stimmen ihrer Kameraden donnerten auf ihr Gehör ein. Schmerzverzerrt presste sie ihre Augen zusammen. Der Mond am Firmament, nun halb am Horizont. Das Feuer an ihrem Auge begann schwächer zu werden. Sie zischte. “LASST MICH LOS!“ Brach ihre echoverzerrte Stimme heraus. Brom zischte vor Anstrengung, die Klinge von Saberiell drückte sich weiter in das Fleisch der Langhaarigen. Dann ließ Eve locker. Ihre Muskeln entspannten sich für einen Augenblick und es war, als wäre sie schwerelos in einem Gefängnis aus tiefer Schwärze. Ihr Herz es klopfte, wurde langsamer und langsamer, bis es fast stillstand. Ihr Gesicht entspannte sich, dann riss sie ihre beiden Augen weit auf. Ihre aggressive Haltung änderte sich in einen Ausdruck von Verwirrtheit. Hastig ersuchten ihre Blicke die ihrer Kameraden. Schmerzen in ihrer Brust breiteten sich aus und zwangen die Frau in die Knie. Sie schrie auf. Schweißtropfen fielen von ihrer nassen Stirn und tränkten ihre Haarpracht. Brom hielt noch weiterhin ihre Hand empor als würde er die Kriegerin für einen Langlauf zum Sieger erklären. Ihre Hand, sie löste sich von Sebariell und rutschte an seiner Brust hinunter auf den staubigen Boden. Ihre Knochen schmerzten, jeder Muskel, angespannt und zum Reißen nahe. Sie biss sich auf ihre Unterlippe. “Geht! GEHT! BITTE VERSSCHWINDET!“ Es gab nicht viel worum Evelyn bat. Eigentlich bat Evelyn nie, doch sie wusste was passieren würde. Ihr rechter Arm fing an zu glühen und die Runen traten an der Luft hervor. Das Feuer um ihr Auge entzündete sich erneut. Ihre feminine, bittende Stimme, wandte sich wieder in das kratzige Echolot. “Vertraut mir, lasst mich, ICH MUSS HIER WEG!“ Ein Impuls drückte die Luft von ihr beiseite und Staubwolken setzten sich in der Luft nieder. Die einzelnen Staubpartikel in der Luft, sie schwebten und blieben eingefroren in der Luft stehen. Eves Haare, sie waberten in der Luft. Das gesammelte Blut der Frau auf Sebariells Klingenspitze, verharrte wie eingefroren in der Luft als es geradewegs herabtropfen wollte. Die Frau setzte sich auf und riss sich mit einem Ruck von allem los und rannte. Ihre donnernden Schritte hinterließen tiefe risse im Boden und ihr Körper bewegte sich ohne Verstand weg vom Plateau. Sie preschte an den Rand des Baumes an den sie einst stand hindurch des Gestrüpps des Busches zum Hügel hervor, wo sie mit einem Satz nach unten Sprang. Auf der Hälfte des Weges setzte sie auf, sie geriet ins Straucheln und stolperte. Die Erde, schwerelos in der Luft. Sie machte einen Satz kopfüber und fiel nach vorne über. Als Geradewegs ihr Körper zusammen mit ihrer klappernden Rüstung auf dem schrägen Boden auf prasste, tickte für sie die Zeit normal. Brocken von Erde und Wiese setzten mit der Schwerkraft ein und verteilten sich auf dem Hang. Sie stöhnte, sie haspelte. Das Umherschütteln brachte ihren Kopf vollkommen durcheinander und ihr Verstand verlor das Bewusstsein. Sie wusste nicht wo sie war. Erst als ihr Körper die letzte Drehung machte und zum Stehen kam, atmete sie schmerztreibend auf. Sie verlor ihre Waffe und sie rutschte an ihr vorbei, bis die Kettenglieder sich spannten und auch diese zum Stillstand zwangen. Ihr eigenes Blut trat an ihren Mundwinkeln hervor und sie hustete laut. Die trockene Erde unter ihrem Körper sog das rote Lebenselixier in sich auf und versickerte. Ihre Lider flatterten und sie kroch nach vorne.


    Schritte. Sie hörte langsam trabende, schlurfende Schritte. Ihr Augen öffneten sich. Das Feuer fast erloschen. Vor ihrem Gesicht kamen ein paar schwarze Stiefel zum Stehen die gerade so aus einem schwarzen Umhang hervorragten. Die Person die vor ihr stand ging in die Knie und sie spürte wie sich Finger einer Frau um ihre dreckig blutige Wange legte. Sie sagte etwas, konnte die Worte allerdings nicht erfassen. Schließlich erhob sich die Fremde und zwei Männer traten an ihre Seite und versuchten Evelyn unter die Arme zu Greifen um sie wie einen nassen Sack nach oben zu hieven. Sie biss sich auf die Lippen. “LASST MICH LOS! WER SEID IHR?!“ Das Feuer, ein dunkler Hauch in ihrem schwarzen Auge. Der brennende Heiligenschein, fast vom Winde verweht. Der Mond am Firmament hatte bereits den Rollentausch begonnen und Platz für seinen Spielpartner, der Sonne, gemacht.


    Eve blickte in die Tiefen der Kapuze ihres Gegenübers. Eine hochgewachsene, stämmige Frau glitt mit ihren Fingern über die Kanten ihres Mantels und zog ihre Kapuze hinweg. Ihre giftigen Augen, die wie nach einem Triumph aufblitzten, ergötzten sich an dem Elend der Kriegerin. Sie sprach nicht. Hielt es wahrscheinlich nicht von Nöten Worte an ihr Vieh zu richten, denn nicht mehr und nicht weniger betrachtete sie Evelyn so. Das war an ihrer Nasenspitze abzulesen. Sie schnippte mit ihren Fingern und die Männer packten härter zu. Die Braunhaarige schrie auf. Speichel vermischt mit ihrem Blut tropfte zu Boden als sie zischte. “VERDAMMT LASST MICH!“ Das Feuer, es wurde erneut intensiver. Sie stapfte mit ihrem Bein auf dem Boden und stieß sich mit einer brachialen Wucht unkontrolliert ab. Mit einem blitzschnellen Schwung zog sie an der Kette die sich nach wie vor um ihr Handgelenk befand und holte ihren Todesbringer an sich. Die Klinge drehte sich wie Zeitlupe in der Luft und das Blatt zeigte wie ein Sichelmond gegen den Himmel, um den Arm ihres linken Peinigers abzuschlagen. Sie setzte einen Schwung zurück. Das Aufschreien des muskulösen Mannes trieb der Kriegerin ein Lächeln ins Gesicht. Das Feuer es erlosch, der gewohnte, kühle See füllte bereits wieder ihr rechtes Auge. Sie ging in die Knie und ihre Sense donnerte auf dem Boden auf. Sie schrie. Schrie vor Schmerzen. Mylady, die einst ihren Rücken gegen Evelyn richtete, drehte sich erneut im Stand um und blickte in das Haufen Elend, der gerade vor ihr im Dreck kampierte, an ihrer Linken ein Mann der vor Schmerz sein Handgelenk hielt, im Hintergrund die Gruppe, die Schlitternd versuchte die Hügel hinunterzukommen.

  • Harald war im Schatten des nahegelegenen Waldes eingetaucht, als wäre er ein Teil der Dunkelheit selbst. Nicht einmal die Bokblin-Gerippe konnten ihn ausmachen. Doch er sah alles. Er sah, wie der tote Hinox erneut ins jenseitige Reich entschwand, sah den treulosen Normann, wie auch er ins Totenreich einkehrte, sah die kleine Gruppe, die wie durch die Göttinnen gelenkt mit dem Schicksal Myladys verknüpft war und er sah auch die Soldatin - den Schlüssel, welcher Mordred entglitten war. Der Schlüssel war erwacht und Harald konnte sehen, was dadurch entfesselt wurde! Was er sah, war alles, worauf Mylady gewartet hatte! Alsdann wurde es Zeit. Harald drehte dem blutigen Schauspiel den Rücken zu, ließ die Künstlerin weiter auf der Leinwand ihr blutiges Kunstwerk malen, richtete den Blick zum Horizont, wo sein Treffpunkt mit Mylady war und rannte los.






    Sebariell starrte wie gelähmt auf den Kopf des Mannes, der im Gras lag, ein ganzes Stück von dessen Rumpf entfernt, die Augen glasig, weit aufgerissen und in den blutroten Nachthimmel starrend. Für immer. Dem Schmied wurden die Knie weich und er musste gegen eine Übelkeit ankämpfen, die sich in seinem Magen auszubreiten versuchte. Er wandte den Blick ab, doch konnte er so nicht der Wahrheit den Rücken kehren: Lady Evelyn hatte diesem Mann das Leben genommen! Wieso? Nach einer Antwort zu suchen, dazu blieb keine Zeit! Evelyn bewegte sich so abnormal schnell, dass Sebariell beim Anblick schon schwindlig wurde. Sie raste auf eine Frau los, die nicht unweit des Schauspiels stand, wie das Lahm auf der Schlachtbank!

    Sebariell wollte etwas tun. Musste etwas tun! Doch was?! Er drehte sich zu seinen Kameraden. Brom war wie angewurzelt. Sebariell war sich nicht sicher, ob die dicke, widerstandsfähige Haut von Goronen die Farbe ändern konnte, doch er glaubte, dass sein Freund kreidebleich war in diesem Augenblick. Auch Symin sah unentschlossen aus. Die Hand am Griff seiner neuen Waffe, war er unsicher, was er tun sollte. Aber wo war Malkus? Panisch blickte Sebariell weiter und sah, dass sein Kamerad bereits bei Evelyn war! War er bereits losgelaufen als der Mann gestorben war?

    "Symin! Brom! Keine Ahnung, was hier los ist. Was mit Lady Evelyn ist! Doch wir müssen eingreifen. Malkus ist ihr nicht gewachsen! LOS!" Das letzte brüllte Sebariell, zog sein Schwert und rannte los. Brom und Symin folgten ihm.


    Als die Freunde Evelyn und Malkus erreichten, war die unschuldige Frau, die Malkus zu beschützen versuchte, bereits der Sense zum Opfer gefallen. Nun war Eve drauf und dran auch noch zur Todesgöttin für Malkus zu werden.

    "Brom, ihr Waffenarm!"

    Der Gorone nickte, machte einen großen Schritt und streckte dabei die Hand aus. Er bekam Evelyns Arm samt Sense zu fassen und stoppte ihr todbringendes Spiel. Gleichzeitig hechtete Symin nach vorne und umschlang von hinten ihren Oberkörper. Sebariell eilte zwischen Eve und Malkus, zögerte und ließ dann doch sein Schwert sich zu ihrer Kehle bewegen.

    "Hör auf, Evelyn! Es ist genug!"

    Der Schmied blickte in das Gesicht der Ritterin. Doch von Eves schönen, verheißungsvollen Gesichtszügen war nichts mehr zu sehen. Eine Grimasse, von Hass und Zorn verzerrt, starrte auf ihn zurück. Ein Auge war ein Loch aus nie enden wollender Finsternis, welches Sebariell zu verschlingen drohte. Fast wäre er zurückgeschreckt, hatte er mit solch einem Anblick nicht gerechnet. Das Schwert zitterte ihm, doch ließ er es, wo es war. Sebariell war es, als ob er vor einer Bestie stand, die ihn jeden Moment zerreißen würde, sollte er nur einen Schritt weichen!

    Plötzlich aber verschwand die fürchterliche Fratze und machte Platz für Evelyns Gesicht, welches jetzt nichts zeigte, außer Verständnislosigkeit und Verwirrung. Ihr Körper erschlaffte und sie sank auf die Knie. Mit zitternder und beinah krächzender Stimme rief sie: “Geht! GEHT! BITTE VERSCHWINDET!“

    Mit flehendem Blick starrte sie zu Sebariell hoch. Diesem schossen Bilder von Evelyns Gesicht, so nah an dem seinen, durch den Kopf, dass sein Herz zu rasen begann. Das Gefühl der Lippen der Ritterin auf seinen eigenen hallte als Erinnerung nach. Sein Schwert sank und er ging einen winzigen Schritt nach hinten. Doch er blieb in ihrer Reichweite, ebenso Brom und Symin. Alle drei waren angespannt und erwarteten einen erneuten Angriff.

    Vertraut mir, lasst mich, ICH MUSS HIER WEG!“ Diesen Worten folgte ein Windstoss, dessen Ursprung Sebariell nicht auszumachen vermochte. Er und seine Gefährten wurden von den Füßen gerissen und dann war Evelyn verschwunden!


    "Was zum Teufel ist in sie gefahren?" Symins Stimme bebte, ob vor Angst oder Zorn konnte Sebariell nicht sagen. Er hätte beides nachvollziehen können. Was hier gerade passiert war, blieb fernab seines Verständnisses.

    Während er Malkus aufhalf, sagte der Schmied: "Ich weiß es nicht... wenn ich es nicht besser wüsste, dann hätte ich schwören können, einen Moment lang jemand anderem als Evelyn in die Augen zu sehen. Aber das ist unmöglich... oder?"

    Nach Rat suchend schaute er seine Freunde an. Keiner konnte etwas dazu sagen. "Jedenfalls müssen wir ihr folgen!"

    "Was?!" Brom erschrack. "D-das ist zu gefährlich!"

    "Sie ist eine Kameradin. Wir müssen ihr beistehen."

    "Oder aufhalten, wenn es zum Äußersten kommt", schloss Symin.

    Sebariell schaute ihn entsetzt an. Wieder spürte er die Erinnerung von Eves Lippen auf seinem Mund. Sie aufhalten? Wäre Sebariell dazu überhaupt in der Lage?

    "Wir sollten nichts überweilen. Doch wir müssen ihr nach. Sonst ist sie für sich und andere eine Gefahr! Wer kommt mit?"

    Malkus war der erste, der zustimmte. Er kannte Evelyn auch am längsten und war ihr wahrlich ein treuer Kamerad. Nach kurzem Zögern willigten auch Symin und Brom ein. Dann rannten sie gemeinsam Evelyn hinterher.


    Sebariell, Malkus, Symin und Brom kamen gerade den Hügel hinab gelaufen, in dessen Richtung Evelyn verschwunden war, nur um ihre Kameradin in Gefahr vorzufinden. Eine hochgewachsene Gestalt in einem dunklen Gewand stand gebieterisch vor der am Boden kauernden Evelyn. Zwei Männer flankierten links und rechts die Gestalt und Eve. Einem der Männer fehlte ein Arm und er presste den Stumpf mit der heilen Hand an seinen Leib.

    Beim Herankommen musste Sebariell erschrecken. Die Gestalt vor Evelyn war jene Gerudo, die er im Gasthaus von Kakariko gesehen hatte. Der verletzte Mann an ihrer Seite war das Narbengesicht, dass ihr damals zur Seite stand und das die Gruppe im Stall beobachtet hatte! Was bedeutete das?

    "Oh, die Bezwinger von Bracken geben sich die Ehre! Bei eurem kühnen Anblick gerät mein Blut in Wallung!" Die Gerudo lachte und streckte die Arme weit aus, wie eine Geste des Willkommens.

    Symin zögerte nicht, zog sein Schwert und griff die Frau an. Diese packte den Yiga an seinem Schwertarm, noch während er in der Luft war, zog Symin näher zu sich heran und rammte ihm dann ihr Knie in die Magengrube. Symin blieb die Luft weg und die Gerudo warf ihn achtlos in die Richtung, aus der er gekommen war.

    "So stürmisch! Ich liebe heißblütige Männer!"

    Sebariell hatte sein Schwert in der Hand, kam aus der anderen Seite und lief auf die Gerudo zu. Gleichzeitig ließ er die Männer nicht aus den Augen. Doch diese machten keine Anstalten einzugreifen.

    "Na, konzentriere dich ganz auf mich, wenn du mich schon angreifst!" Während die Frau sprach, würdigte sie Sbeariell keines Blickes, da sie noch in Richtung von Symin und den anderen blickte. Doch blitzschnell duckte sie sich unter Sebas folgenden Schwerthieb hinweg und trieb ihren Ellbogen gegen seine Brust. Seba blieb die Luft weg, er keuchte und taumelte nach hinten. Aber die Gerudo setzte nach und verpasste dem Schmied einen Kinnhaken, der ihn von den Füßen riss. Ungelenk fiel Seba auf den Boden und lag jetzt neben Evelyn. Sie schaute ihn mit erschöpften, schmerzgepeinigten Blick an. Er versuchte sie mit seiner Hand zu erreichen, doch dann donnerte der Stiefel der Gerudo auf seinen ausgestreckten Arm. Seba stieß einen Schrei aus.

    "Nun zu dir, mein Großer!" Die Gerudo winkte Brom zu sich. Dieser zögerte, wich kurz zurück. Doch dann besann er sich, griff nach seinem Hammer und schwang diesen voller Elan.

    Die Gerudo lachte ausgelassen, wich den weiten Schlägen des Hammers aus und kam dann plötzlich näher. Sie verpasste Brom einen Hagelsturm aus Schlägen, der ihn an empfindlichen Stellen, wie unter der Achsel oder zwischen den Rippen, traf. Schließlich fiel der Gorone um.

    Es hatte nur wenige Augenblicke gedauert und schon lag die kleine Gruppe am Boden. Geschlagen von einer einzigen Kriegerin!


    Sebariell lag noch immer am Boden und musste mitansehen, wie die Stiefel der Gerudokriegerin näher kamen. Sie blieben vor Evelyn stehen. Dann griff eine behandschuhte Hand nach Eves Kopf, riss sie an den Haaren hoch und schliff sie hinter sich her. Der Schmied versuchte schwankend aufzustehen. Da sah er, wie Malkus sich der Gerudo in den Weg stellte. Mutig hielt er sein Schwert hoch.

    "Oh, Ihr seid unter die Kämpfer gegangen, Sohn Kakarikos?" Belustigung war in der Stimme der Frau zu hören. Doch plötzlich schrie sie vor Schmerz auf. Eve hatte mit letzter Kraft ihre Sense in die Flanke der Gerudo getrieben, als diese abgelenkt war. Zwar nicht tief, dennoch ausreichend.

    "LADY VARA!", brüllte der einarmige Mann mit der Narbe fast schon hysterisch und rannte auf seine Herrin zu, den eigenen Schmerz vergessend. Er packte sie und knurrte dem anderen Mann entgegen, es ihm gleich zu tun. Dann rannten sie - vorbei an Malkus - auf und davon. Schnell waren sie in der Dunkelheit der Nacht verschwunden...

    "Smile, my Dear. You know, you're never fully dressed without one!"




  • Brom kämpfte noch im Gerippe des Ungeheuers, als dieses plötzlich ausholte und einen "unschuldigen" Mann unter seiner Hand begrub, von ihm blieb nichts mehr übrig, außer einer dicken fetten blutigen Fleischpaste am Boden. Brom wusste nicht woher dieser Mann plötzlich gekommen war, aber er sah Symin ganz in der Nähe des Unglücks stehen.


    Das war genug, das Ungetüm musste sterben und das schnell, bevor es weitere Tote gibt. Was war der Schwachpunkt eines Hinox, das war sein Auge, soweit Brom das noch wusste und auch dieses Ungetüm besaß noch eines, auch wenn es sonst nur aus Knochen bestand. Darum brach Brom eine Rippe ab und stach das spitze Ende von unten durch den Kiefer ins glühende Auge.


    Das Monster schrie noch einmal kräftig auf, doch dann war der Spuk vorbei und es brach zusammen inkl. Brom, der immer noch im Gerippe feststeckte. Nach dem er sich von dem Sturz erholt hatte, stand er auf und erschrak dabei Sebariell, der sich den Überresten gerade näherte. Brom sah aber auch zum fürchten aus in seiner ungewollten "Knochenrüstung". Mmmh, eigentlich keine so schlechte Idee. Vielleicht wäre so eine Rüstung tatsächlich nicht schlecht, dann würden Räuber allein durch seinen Anblick erzittern. Obwohl, nicht nur diese, sondern auch unschuldige Einwohner und das wollte Brom dann wieder nicht, darum verwarf er diesen Gedanken ganz schnell wieder.


    Brom hatte sich gerade erst aus dem Gerippe befreit, als er einen Entsetzensschrei hörte. Als er sich nach dem Grund umsah, entdeckte er Evelyn, wie sie vor der Leiche eines enthaupteten Mannes stand. Was war dort geschehen? Noch bevor Brom die Situation richtig begreifen konnte, flog Evelyn förmlich zu einer weiteren Person und zerlegte auch diese. Was passierte hier? Das war doch nicht Evelyn, oder doch?


    Gerade als Evelyn zum nächsten Opfer stürmte, sprang Malkus ihr in den Weg. Doch umsonst, sie metzelte auch die Frau erfolgreich um. Brom war erstarrt, weshalb er nicht sofort reagierte als Sebariell zum Handeln Aufrief. Er wollte Evelyn stoppen, aber das war doch reiner Selbstmord, viel zu gefährlich. Als seine Gefährten allerdings losliefen, konnte auch Brom nicht weiter zögern und alle im Stich lassen.


    Als er Evelyn erreichte, schaffte er es irgendwie ihren Waffenarm zu packen und versuchte ihn zu bändigen, aber verdammt hatte Evelyn eine Kraft. Eine Kraft die einem Goronen fast ebenbürtig war. Soviel Kraft konnte doch nicht in einem einzelnen Menschen stecken. Wo nahm sie diese Energie nur her. Ihr Körper schien unter der Anstrengung fast zu glühen. Aber Moment, glühte sie nicht tatsächlich. Ja, doch, da glühten irgendwelche unbekannte Runen auf ihrer Haut. Aber noch bevor Brom sich diese näher anschauen konnte, riss sich Evelyn mit einem plötzlich Ruck los und war verschwunden. Zumindest schien es so, aber einem Windhauch zu folgen, war sie in unglaublicher Geschwindigkeit davongeeilt und die Gefährten blieben zurück.


    Alle standen dort mit überraschten Gesichtern. Brom konnte immer noch nicht begreifen was da in den letzten Minuten passiert war, als Sebariell zur Verfolgung aufrief. WAS! Hatte er immer noch nicht genug gesehen. Evelyn war zu einer Bestie geworden. Ihr zu folgen wäre viel zu gefährlich, vielleicht sollten sie Froh sein, wenn sie weg ist. Aber konnte Brom verantworten, das ihr weitere Opfer in die Quere kamen. Nein, auch wenn ihm jeder Muskel zur Flucht antrieb, er musste Evelyn aufhalten. Darum folgte er dann doch wiederwillig seinen Gefährten.


    Einige Meter weiter entdeckten sie sie dann auch. Allerdings war sie nicht allein, denn sie war umringt von mehreren Personen, die nichts Gutes im Schilde führten, wie ihre Blicke erahnen ließen. Symin und anschließend auch Sebariell eilten ihr als erstes zur Hilfe, doch wurden sie mühelos von einer Gerudo ausgeschaltet. Nach einem kurzen zögern, stellte sich auch Brom ihr in den Weg, einem Goronen wird sie doch nicht gewachsen sein, mit ihr würde er schon fertig werden. Er musste nur..... UFF! Mehr brachte Brom nicht mehr heraus als die Gerudo ihn mit Schlägen bombardierte. Die Hiebe kamen so schnell, daß Brom ihnen nicht ausweichen konnte. Eher er es sich versah, lag er auf dem Boden. Der zweite Mensch innerhalb kürzester Zeit, die ihm ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen war. War er doch nicht so stark wie er in den letzten Stunden langsam immer mehr geglaubt hatte. War er doch ein Schwächling?


    Ihm wurde kurz schwarz vor Augen. Als er wieder zu Bewusstsein kam, waren die Gerudo und die anderen verschwunden und die Gefährten lagen ziemlich angeschlagen um Evelyn herum. Alle außer Malkus, der Evelyn gegenüber stand. Was würde jetzt geschehen. Würde Evelyn erneut zur Bluttat schreiten? Wenn ja, dann würden Brom und die Gefährten ihre jetzt wohl kaum mehr etwas entgegenzusetzen haben.


    Malkus tratt auf Evelyn zu und sprach beruhigend auf sie ein. Wusste er vielleicht was gerade mit ihr los war? Konnte er sie besänftigen. Brom sah der Situation mit bangen zu und hoffte das Malkus Erfolg haben würde, sonst würden die Gefährten den morgen wohl nicht mehr erleben...

  • Und auf einmal war alles weg. Die Monster, der Hinox, der Stall, seine Gefährten und selbst der Blutmond am Himmelszelt waren urplötzlich verschwunden. Geräusche gab es auch nicht mehr. Nur Schwärze, Finsternis, Nichts. Nichts außer Normann's bemitleidenswerten Überresten und Symin. Eine zerschmetterte Leiche und ein beschmutzter, verletzter Krieger. Symin stand auf diesem finsteren, schwarzen Boden, während das Schwert in seiner rechten Hand nach unten hing. Als von Symin's Arm Blut abtropfte, verschmalz er mit der Schwärze und verließ diesen finsteren Ort. Symin machte einen Schritt in Normann's Richtung. Vorne, hinten, links, rechts - all das gab es nicht mehr. Es gab nur noch eine Richtung: In Richtung Normann. Die Schritte zu Normann passierten einfach so und Symin dachte nicht darüber nach. Das Nichts hatte mittlerweile auch seinen Kopf erobert. Neben Normann kniete Symin sich nieder. Und plötzlich fühlte er wieder. Die Schwärze brachte Schmerz mit und ließ Symin in einer finsteren Welt aus Schmerzen zurück. Und seine Gedanken wurden auch wieder aktiv. Warum das? Warum tat ihm dieser arrogante Verräter so leid? Eine kleine, durchsichtige, flüssige Perle bildete sich am unteren Rand von Symin's Auge und rollte sein Gesicht hinab. Ein völlig anderes Gefühl als, wenn ein Bluttropfen sein Gesicht hinablief. Als die Träne den Boden erreichte, nahm Symin auch wieder Geräusche wahr. Der Klang echote in der Finsternis. Doch das brachte noch immer keine Antwort auf Symin's Frage: Wieso trauerte er Normann hinterher?

    Zunächst war Normann ein Yiga. Es war immer schwer, einen Kameraden zu verlieren. Und dann auch schon der zweite tote Yiga in so kurzer Zeit. Zusätzlich war Normann zwar überheblich und kein besonders netter oder loyaler Mensch, aber irgendwie doch faszinierend. Er war ein eigener Kopf, genau wie Symin, der auch immer Gedanken hatte, die vom allgemeinen Yiga-Gedankengut abwichen. Und genau das war der Punkt, der Symin zu dem unheimlichsten Gedanken brachte: Wer war eigentlich der Verräter? Natürlich hatte Normann einen ungenehmigten Überfall auf Kakariko, zusammen mit einer externen Räubergruppe unternommen, aber war Symin denn besser? War Symin das geworden, dass er immer verabscheut hatte? Symin war an zwei Yiga-Morden beteiligt, hatte mit Verrätern kooperiert und sich schützend für den Feind eingesetzt. Hat Normann nicht wenigstens noch die Ziele der Yiga verfolgt, indem er den Feind, die Shiekah, attackiert hatte? Symin hingegen hatte Verräter geschützt und Yiga getötet. War Normann vielleich im Recht gewesen? Hätte Symin jetzt dort liegen sollen?


    Ein scheppernder Knall vernichtete die Schwärze, die Symin umgab. Plötzlich hatte die Welt wieder Farbe, der Stall, die Skelette und nicht zuletzt das Himmelszelt waren zurückgekehrt. Der Krach ließ Symin's Kopf herumfahren und Symin wandte den Blick von Normann's Leiche ab. Der Krach wurde wohl durch das Zusammenkrachen des Stalhinox ausgelöst. Gut, dass der besiegt war - aber im Nachhinein betrachtet hätte Symin natürlich helfen können. Aus den Trümmern dieser Knochengestalt brach Brom hervor, der die Knochen wie ein Gewand trug. Sebariell erschreckte das sichtlich, was wohl auch verständlich war.

    Erneut wandte sich Symin kurz Normann zu, ließ seine Gestalt dann aber mit einem unguten Gefühl zurück. Als Symin dann in Richtung von Sebariell und Brom ging, um ihnen für diesen Sieg über das Knochengerüst zu gratulieren, brachte ihn metallenes, unangenehmes Kreischen eines Sensenblattes und das daran anschließende, dumpfe Geräusch eines zu Boden gehenden Kopfes vom Weg ab. Das Geräusch der Sense beim Zerschneiden des Halses klang wie das Fletschen der Zähne einer wütenden Bestie. Und was Symins Augen fanden, war Eve. Die kalte, emotionslose Eve. Oder? Nein, sie war nicht so, wie sonst. Sonst hatte sie eine Einstellung der Gleichgültigkeit und gab nur selten Emotionen von sich, was einen kühlen Eindruck vermittelte. Das, was hier geschah, war purer Hass. Und dann auch noch so ein komischer, grundloser Hass. Während Symin noch aufgrund des ersten Mordes der Atem stockte, machte Eve sich bereits auf zum nächsten Gast des Stalles. Mühelos zerschnitt sie den Körper des Mannes in zwei Hälften. Und der Arme hatte nichts getan! Er hatte Eve nicht provoziert, sie beleidigt oder sonst irgendwie einen solchen Angriff gerechtfertigt. Das Einzige, was der Mann tat, war, dass er seine letzten Moment zitternd mit einer Keule in der Hand und einem flehenden Gesichtsausdruck verbrachte. Eve zeigte aber keine Erbarmung. Der Hass hatte Eve besudelt und, woher auch immer er kam, sie mussten jetzt etwas tun! Symin lief also in ihre Richtung, wenn auch etwas zögerlich, da das Duell mit Normann nicht spurlos an ihm vorbeiging. Er konnte zu Sebariell und Brom aufschließen, bis Eve ihr nächstes Opfer erreichte. Eine wehrlose Frau war ihr nächstes Ziel - doch Malkus machte ihr einen Strich durch die Richtung. Er warf sich schützend vor die verängstigte Frau und parierte den Schlag Eve's mit dem Schwert. Malkus hatte die Frau gerettet, aber Eve nicht zur Vernunft gebracht. Eve trat Malkus zur Seite und vollendete doch noch ihr Ziel. Sie wirkte, als wäre sie von einem inneren Drang, einem Auftrag getrieben, dem sie sich nicht wiedersetzen konnte. Was auch immer da geschah, es war allerhöchste Zeit zu handeln, denn sonst machte sie auch noch Malkus dem Erdboden gleich. Das erkannte auch Sebariell sofort, der Brom und Symin auftrug, jetzt zu handeln und Malkus zu helfen. Also rannten die drei los. Bei dem höchsten Tempo, was Symin möglich war, zog nicht nur die Umgebung an ihm vorbei, sondern auch eine ganz besondere Erinnerung. Er erinnerte sich, wie Malkus damals im Gasthof im Würgegriff Mylords lag, und wie Symin ihn befreite. Das hatte er nicht getan, damit Malkus nur wenige Tage später sein Leben an seiner Kameradin verlor!

    Als sie endlich zu Eve aufgeschlossen hatten, packten alle gemeinsam an. Während Brom Eve's Arme packte, krallte sich Symin ihren Rumpf. Sebariell hielt Eve dann sein Schwert an die Kehle. Die Situation war so ironisch. Noch am selben Abend hatten sich Eve' und Sebariells Lippen aneinander geschmiegt, und jetzt trennte sie ein Schwert. Es war unheimlich schwer, Eve festzuhalten, und häufig rutschten Symin's Hände kurz ab. Zunächst folgte ein aggressiver Schrei, der LASST MICH LOS! beinhaltete. Natürlich ließen die Gefährten nicht locker. Doch Eve gab langsam nach. Sie bewegte sich nicht mehr so viel hin und her und wurde ruhiger. Dann bat sie ihre Gefährten, sie in Ruhe zu lassen. Sie klang aufgelöst, betrübt. Plötzlich war da wieder Menschlichkeit in ihr. Natürlich ließen sie sie nicht ganz los, da war ihnen Malkus' Leben zu wichtig für. Doch als sie dann sagte "Vertraut mir, lasst mich, ICH MUSS HIER WEG!" verschwand sie auch wieder und es gab keinen Halt mehr. Was war da bloß passiert? Sie wirkte traurig, als hätte sie keine Ahnung gehabt, was sie da tut.

    Was zum Teufel ist in sie gefahren? brach aus Symin hervor. Symin klang sowohl beängstigt als auch aggressiv, denn er konnte das weder nachvollziehen noch wusste er, was er jetzt tun sollte. Während Sebariell Malkus aufhalf, antwortete er: Ich weiß es nicht... wenn ich es nicht besser wüsste, dann hätte ich schwören können, einen Moment lang jemand anderem als Evelyn in die Augen zu sehen. Aber das ist unmöglich... oder? Und Symin musste zustimmen, das wirkte nicht natürlich. Aber - was sollte das denn sonst sein? Jedenfalls müssen wir ihr folgen! fuhr er fort. Brom erschrak sofort. Er hielt das für viel zu gefährlich - zurecht. Eve war eine grandiose Kämpferin. Wenn sie dann auch noch kein Erbarmen zeigte, war sie eine Vernichtungsmaschine. Sie ist eine Kameradin. Wir müssen ihr beistehen. entgegnete Sebariell. Man merkte Sebariell an, dass er sie mochte. Natürlich wollte er sie verteidigen, er hatte sie vorhin noch geküsst. Symin wollte also schonmal klar machen, dass seine nächste Begegnung mit Eve vielleicht nicht so liebevoll verläuft, indem er sagte: Oder aufhalten, wenn es zum Äußersten kommt. Er beobachtete Sebariell dabei genau, der ein entsetztes Gesicht machte. Er wollte nicht daran denken, wie es wäre, gegen Eve auf Leben und Tod zu kämpfen. Aber sie mussten diese Möglichkeit in Betracht ziehen. Schließlich schluckte Sebariell einmal und entgegnete: Wir sollten nichts überweilen. Doch wir müssen ihr nach. Sonst ist sie für sich und andere eine Gefahr! Wer kommt mit? Malkus willigte sofort ein. Klar, ihm lag Eve wahrscheinlich auch sehr am Herzen. Sie kannten sich ja schon sehr lange. Symin willigte auch ein, kurz danach gefolgt von Brom. Sie mussten Eve zur Vernunft bringen.


    Doch was sie fanden war nicht das, was Symin erwartet hatte. Sie fanden eine entführte Eve, die von zwei Männern hinter einer Gerudo hergeschleppt wurde. Der eine Mann hatte bereits einen Arm verloren und er hatte starke Mühe, Eve dennoch unschädlich zu halten. Als er die Gerudo dann ansah, fiel ihm auf, dass er sie kannte. Das war die Gerudo aus Kakariko! Und als sie dann auch noch mit einem Oh, die Bezwinger von Bracken geben sich die Ehre! Bei eurem kühnen Anblick gerät mein Blut in Wallung! die Gruppe begrüßte, war alles klar. Sie war die Drahtzieherin hinter All dem. Symin's Blut kochte und auf einmal schoss Wut in ihm hoch. Sie war schuld an allem! An der Verwüstung Kakarikos, an dem Schock in Hateno und natürlich den toten Yiga. Das alles hätte nie passieren müssen, wenn diese Frau nicht wäre! Also schoss Symin los, ungeachtet seiner Verletzungen. Das bekam Symin auch direkt zu spüren: Er konnte sich nicht rechtzeitig bewegen, also griff die Gerudo nach Symin's Arm, zog ihn zu sich und stieß ihm ihr Knie in die Magengrube. Das tat auch unheimlich weh, auch wenn es ein anderer Schmerz war, als der Schmerz, der die Leere vorhin beglitten hatte. Symin lag am Boden und beachtete den spöttischen Kommentar der Gerudo gar nicht. Lieber beobachtete er das Geschehen. Auch Sebariell schien machtlos im Nahkampf gegen die Frau und landete schnell ebenfalls am Boden. Und selbst der gut gepanzerte Gorone Brom hatte keine Chance und konnte ihrem Fäustehagel nichts entgegensetzen. Nun blieb nur noch Malkus. Und auch wenn er keine richtige Erfahrung mit dem Schwert hatte, brachte er den Mut auf, sich der Gerudo entgegenzustellen. Die Gerudo gab erneut einen spöttischen Kommentar ab - Und bekam sofort die Strafe. Eve hatte sich aus dem Einflussbereich der Männer gelöst und ihre Sense in die Seite der Gerudo gejagt, was die Gerudo bestialisch aufschreien ließ. Sowohl sie als auch ihre Gefolgsleute verschwanden so schnell wie möglich im Dunkel der Nacht. Die Gefährten richteten sich jetzt alle wieder auf. Eve schien wieder normal zu sein, jedenfalls attackierte sie niemanden und wirkte wieder menschlich. Doch dennoch musste Symin einfach wissen, was da los war. Als sie sich alle wieder erhoben hatten, sagte er: Es tut mir leid, aber eine Sache muss ich jetzt wissen: Was zum Teufel war da gerade mit dir los? während er Eve ernst in die Augen schaute.

    Maroni ist die Mehrzahl von Maronus. Esst meine Brüder nicht !

  • Malkus war fassungslos, als er sah, was am Vorplatz des Stalls in den nächsten Sekunden, die in Zeitluppe vergingen, ereignete. Eve, die zuvor die Bewohner und Reisenden Hyrules unter Einsatz ihres Lebens verteidigt hatte, nahm das Leben zweier Menschen ohne auch nur einen Anflug von Mitleid zu verspüren. Er wusste nicht, was er denken sollte, was er fühlen sollte. Seine Gefährtin hatte sich in eine blutrünstige Bestie verwandelt, vor seinen Augen. Als die Kriegerin ein weiteres Mal zum Schlag ausholte und ihre Sense wie das Werkzeug, das sie eigentlich war, statt durch Weizen, durch den Körper einer weiteren Frau gleiten zu lassen, drängte sich Malkus zwischen die Frau und Eve. Mit leeren, schwarzen Augen starrte sie durch ihn hindurch. Es war, als würden violette Blitze in der Schwärze aufblitzen. Sie verzog keine Miene, als sie zuschlagen wollte. Malkus schloss die Augen, bereit den Göttinnen gegenüber zu treten. War dies nun das Ende? Sollte dies nun das letzte Kapitel seiner Geschichte sein. Er stellte sich vor, wie es sich anfühlen würde, wenn die Sense sich ihren Weg durch sein Fleisch bahnen würde. Tat es weh fragte er sich. Würde er starke Schmerzen haben. Erwartend, jeden Moment das dünne, scharf geschliffene Blatt in seiner Seite zu spüren, hielt er die Luft an. Jede Faser seines Körpers war angestrengt, aber es passierte... nichts. Blinzelnd öffnete er seine Augen und sah, dass Brom und Sebariell mit großer Mühe an Eves Armen zerrten, sie zurück hielten und versuchten, sie zu Vernunft zu bringen. Symin hielt der Kriegerin seine pechschwarze Klinge an den Hals, für einen Moment dachte Malkus, dass er die Schneide in ihren Hals drücken und dem Horror ein Ende machen würde. Aber Symin tat nichts dergleichen. Stattdessen gelang es Eve sich zu befreien und gefolgt von lauten, hysterischen Schreien verschwand sie ins Dunkel.


    Geistesgegenwärtig schlug Sebariell vor, ihr zu folgen. Malkus, der die Situation erst jetzt langsam zu realisieren begann, stimmte ihm zu. Das war nicht Eve gewesen, dachte sich der Hylianer. Er hatte schon einmal gesehen, wie Eve sich in eine Bestie verwandelte. Es schien Ewigkeiten her zu sein, damals, im Gasthaus von Hateno, wo alles seinen Anfang nahm. Als die Halunken Morgan, Eve und ihn attackierten und der Dolch Besitz von Eve ergriff. Der Dolch. Eve konnte seine Macht nicht mehr unterdrücken und zwei Stallbewohner mussten mit ihrem Leben dafür bezahlen. Eve muss aufgehalten werden. Aber wie? Gab es denn keine andere Möglichkeit, seine Gefährtin von ihrem Fluch zu befreien? Noch während Malkus länger darüber nachdenken konnte, bot sich vor ihm ein außergewöhnliches Schauspiel. In jenem Moment, als seine Gefährten und er über den Hügel in die aufkeimende Dunkelheit blickten, die nur spärlich vom nunmehr durch Wolken verdeckten Mond silbrig durchbrochen wurde, konnte er drei Gestalten ausmachen, die Eve umzingelten. Er zog sein Schwert und stolperte zu jener Frau, eine Gerudo, die ihm seltsamerweise vertraut vorkam. Wo habe ich sie schon einmal gesehen? Hatte er mit ihr ein Bett geteilt? Nein, an eine Gerudo würde er sich vermutlich erinnern, aber er kannte die Frau, daran bestand kein Zweifel.


    Als sie Eve anbrüllte, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Sie war in Hateno im Gasthaus gesessen, bevor Bracken aufgetaucht war. Und sie saß mit der kapuzengewandeten Gestalt an einem Tisch. Jene Gestalt, die er zuvor im Stall erkannte und die einen der Leute dort vergiftet hatte. Hätte Malkus in diesem Moment geblinzelt, hätte er vermutlich verpasst, wie die Frauengestalt sich blitzschnell bewegt und seine drei Gefährten nacheinander ausschaltete. Malkus' Hand legte sich auf den Griff seines Schwerts und wie von selbst zog er daran, hielt die Spitze hin zur Gerudo und forderte sie auf, sich zu ergeben. Er wusste, dass es zwecklos war. Malkus war nicht annähernd so geschickt mit dem Schwert wie Sebariell, so schnell wie Symin oder so stark, wie Brom, aber nichts zu tun, war keine Option. Gerade, als sich der Mundwinkel der Gerudo zu einem hämischen Grinsen verzog, sie ihre Augen zusammenkniff und im Begriff war, auf Malkus loszustürmen, riss sie die Augen weit auf. Ihre Lippen formten sich zu einem Ausdruck der Überraschung sie blickte an sich herab, voller Schrecken musste sie feststellen, dass die verdammte Kriegerin ihr mit letzter Kraft in einem Moment der Unachtsamkeit die Sense in ihre Seite rammte. Sofort ergoss sich dunkles Blut aus dem Schnitt, den die Sense seitlich ihres Bauches in ihrer nussbraunen Haut hinterließ. Sofort färbte sich ihre Kleidung rot. Malkus konnte nicht verstehen, was die beiden Kerle schrien, das Adrenalin schoss in ihm hoch und er wollte gerade auf die Frau zustürmen und ihr den Garaus machen, als die beiden Handlanger die Gerudo packten und mit ihr in die Dunkelheit verschwanden. Im nächsten Moment riss Malkus geistesgegenwärtig das Schwert zur Seite und zielte gegen Eve, bereit zuzustoßen, falls das Gift in ihr wieder ihren Körper übernahm. Malkus wusste genau, dass er, so oder so, nicht in der Lage sein würde, Eve zu verletzen, selbst, wenn sie es zulassen würde, aber zumindest würde er dies nicht kampflos tun. Noch bevor er überhaupt darüber nachdenken konnte, ob er es fertig bringen würde, die Kriegerin zu töten, spürte er eine Hand auf seiner Schulter.

    Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

    #75: Me and the Boys


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    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"

  • Zeit für Antworten, der offenen Fragen die im Raum standen, blieben nicht. Es war ein unbefriedigendes Gefühl ein Zahnrad in einer Struktur zu sein, die man selbst nicht kannte. Wer war die Frau? Was wollte sie von Eve? Warum waren die Männer und die Kapuzenlady so scharf darauf die Langhaarige gefangen zu nehmen? War es sie, die sie damals ins Gefängnis gesteckt hatte? Umso länger die Frau auf dem Boden lag, in die weiten und bittenden Augen Sebariells blickte, sie ebenfalls versuchte ihre Fingersitzen nach ihm auszustrecken, umso weniger Antworten erhielt sie. Jede Muskelfaser in ihrem Körper donnerte wie ein Trommelschlag auf ihr Fleisch, ihre Knochen, zum Zerbersten nahe. Der Schmerz stand ihr ins Gesicht geschrieben und nur ihr Anstand und ihre Eitelkeit, unterdrückten die wehleidigen Schreie, die sich auf ihrer Zunge formten. Ihre Atmung war schwer, doch sie wollte für Sebariell stark sein.


    Ihre Gruppe fielen wie Schachfiguren vom Platz. Geschlagen vom Feind. Einer nach dem Anderen wurde vom Schachbrett gefegt, die Figuren beiseitegestellt, die schwarze Königin die am Zug war, den König unterwarf, den Turm mit Schlägen verprügelte, den Springer ausknockte. Eves Handschuhe gruben sich in den Dreck des Bodens und erneut hörte sie Schritte. Die Stiefel der schwarzen Lady fanden ihren Halt erneut vor Evelyn. Ohne Anstanden und ohne einen Laut von sich zu geben, packte die kräftige Gerudo emotionslos den Kopf der Kriegerin, hielt sich an ihren langen braunen Haaren fest und schleifte die 1.86m große Frau im Dreck hinter sich her, als wäre sie ein Stück Vieh, ein Hund, der nicht folgen wollte und den man an der Leine an seiner Gurgel hinterher ziehen wollte.


    Eve strampelte, versuchte mit den Händen die Arme der Gerudo zu erwischen, doch ihre Koordination war alles andere als Präzise. Mit einer Hand streifte sie das Handgelenk der verhüllten Person, dann ließ Eve schließlich ab. Sie schluckte und blickte weiterhin auf Sebariell, dessen tiefe Augen alles verfolgten, was sich gerade abspielte. Eve ließ locker und ihre linke Hand fiel auf den Boden. Ihr Handrücken verursachte zusammen mit ihrem Körper tiefe Schleifspuren auf dem Dreck. Ihre rechte Hand, sie war ausgestreckt nach Sebariell. Auf ihren Lippen ein Lächeln von Melancholie. Das tropfende Blut von ihren Mundwinkeln sammelte sich im Zwischenraum ihrer vollen Lippen und untermalte ihre sonst schon roten Lippen in einem kräftigeren Ton. Es war wie in einem Albtraum. Nach etwas greifen zu wollen, was sich stetig entfernte, doch der Unterschied war, dass Eve hier nicht aufwachen würde. Nachdem das letzte, raschelnde Glied an ihrem Handgelenk sich in Position gebracht hatte, fing sie an ihre Waffe ebenso mitzuschleifen.


    Eves Blick kreuzte Sebariell ein letztes Mal, als sie erkannte, wie er sich aufraffen wollte. Sie deutete an, dass er liegen bleiben sollte, dass Evelyn es nicht wert war, sein Leben zu opfern für eine Person, die er gar nicht kannte. Sie schloss die Augen und atmete tief durch die Nase ein. Ihre Lider waren schwach. In ihren Augen konnte man eine ausbreitende Erschöpfung wahrnehmen. Eine Erschöpfung die mehr, als nur die Körperliche war. Evelyn hatte es satt auf diesem Planeten zu wandeln. Sie hatte es satt, Menschen, Freunde, Geschöpfe in Gefahr zu bringen, wenn sie etwas mit der Kriegerin zu tun hatten. Es war ein ewiges Trauerspiel, welches kein Ende fand. Wie ein alter 9mm Film der sich auf der Spule aufgehängt hatte und immer und immer wieder dieselbe Farce zeigte. Eine nie endende Qual, eine nie endende Geschichte. Es war ihr Schicksal andere Menschen ins Verderben zu schicken, sobald die junge Frau ihr Glück fand.


    Abrupt hielt die Gerudo inne, was die Frau aus ihren Gedanken riss. Ihr trüber Blick setzte mit ihrem Kopf zusammen die Sicht nach oben, wo sie Malkus wiederfand, der sich tapfer zwischen alles und jeden gestellt hatte. Sie lächelte und versuchte mit den Fingerspitzen den tapferen Mann zu erreichen. Sie war stolz auf ihn. Malkus hatte viel durchgemacht, viel Unschönes erlebt. Er hatte wohl von beiden die meiste Entwicklung durchgemacht und der Mann, der nun mit seiner Waffe vor ihr Stand, war zu jemanden herangewachsen der nun Lasten stemmen konnte. Ein weiterer Schmerz durchzuckte ihren Kopf, als die Gerudo die Frau zur Seite schliff, sie erneut ruckartig an den Haaren packte. Das angestaute Blut in ihrem Mund ergoss sich auf ihre Oberweite und tropfte hinab, als sie diesen aufriss. Ihre Gedanken waren auf das Minimalste reduziert. Allein der Schmerz und dominierte ihre Windungen im Kopf und brachte die Frau in eine Art Lethargie. “M a l k u s … nicht …“ Erwiderte sie. Was für ein tapferer, tapferer Krieger er geworden ist.


    Malkus war im Begriff loszustürmen. Auch wenn sie Mylady nicht sehen konnte, konnte sie anhand ihrer Körperspannung erkennen, wie siegessicher sich die Frau wog. Malkus war bereit zu kämpfen. Er war bereit sein Leben zu geben. Dann entzündete sich in eine Flamme in ihrem Geist. Wann hatte die Frau aufgegeben? Wann hatte die Eve aufgehört bis zum Letzten zu gehen? Alle ihre Freunde waren bereit ihr Leben zu geben um das der Kriegerin zu retten und Eve war egostisch genug das zu ignorieren? Nein. So konnte es nicht zu Ende gehen. Evelyn musste Malkus schützen. Es war egal was mit ihr passierte, doch sie konnte nicht einen weiteren geliebten Menschen aus ihrer Liste streichen. Mit ihrer rechten Hand fingerte sie Glied für Glied die Kette ihrer Waffe an sich heran. Sie spürte durch ihre taube Fingerspitze die Stange ihrer Sense, die sie fest umschloss. Ein lauter Schrei, ein Kampfschrei, tobte aus ihren Stimmbändern und die angestaute Luft aus ihren Lungen presste sich wie eine Dampfwalze über ihre Lippen. Sie zog das Blatt zu ihrer Seite und stach die Gerudo ihn ihre Seite, die mit einem lauten Aufschrei den Kopf der Kriegerin losließ. Sie spürte wie aus der Wunde sich das Blut auf ihren Kopf ergoss und ihre Haare verklebten. Der dumpfe Schlag auf ihren Hinterkopf, als die Gerudo von Evelyn abließ und diese auf den Boden knallte, raubte ihr alle Sinne. Sie schloss ihre Augen und war für eine gewisse Zeit in einer tiefen Schwärze gefangen.


    Es dauerte eine Weile bis Evelyn erneut zu sich kam. Sebariell hatte sich knieend neben Evelyn eingefunden und sie in den Händen gehalten, Malkus‘ Schwertspitze, zeigte auf die Kehle der jungen Frau während Symin und Brom schützend in einem Halbkreis um ihre Freunde standen. Brom stand mit seinem Gewicht auf dem Sensenblatt, Symin mit verschränkten Armen musternd die Kriegerin, die dessen Geist nicht verstand. Was war passiert? Ihr fehlte die Kraft sich aufzurichten. Ihr hoffnungsvoller Blick ersuchte die grauen Steinaugen ihres mutigen Kameraden. Die unglaubliche Wärme die von Sebariell ausging erfüllte den kompletten Körper von Evelyn. Sie erhob ihre rechte Hand und streichelte angestrengt die Wange des Schmiedes, dann sah sie zu Malkus. War er bereit sie von allem zu erlösen? Sie schloss ihre Augen, dämmerte für ein paar Sekunden weg, ehe sie zuckte und erschöpft ihre Lider auf Halbmast öffnete. Sie versuchte sich mit ihren Händen auf dem Boden aufzustützen, dabei rutschte sie auf ihren Hintern. Sie hielt sich ihre linke Schulter vor Schmerz. Ihre Beine kitzelten schmerzhaft, als würden tausend Ameisen unter ihrer Haut krabbeln.


    Sie löste sich wortlos von Sebariell und versuchte sich aufzurichten. Wie ein Haufen voll Elend taumelte sie im Stand von einer Seite auf die Andere, jederzeit im Begriff zu sein erneut das Bewusstsein zu verlieren. Nach Symins Aufruf, vereiste ihre Mimik und ein Vorhang von Schuld und gleichzeitig aufkeimender Trauer, überdeckten ihre Gesichtszüge. Sie leckte sich mit ihrer Zunge über ihre Zähne, sammelte genug Spucke um den blutigen Auswurf auf den Boden zu donnern. Sie stellte sich aufrechte hin, die Schwertspitze von Malkus noch immer auf die Frau gerichtet. Sie sah in seinem Blick, wie sich etwas geändert hatte. Seine Augen strahlten etwas aus, was Malkus selbst nicht rechtfertigen konnte. Sie las, wie er zwischen Messersschneide stand. Ein Teil von Malkus wollte Evelyn weiterhin verteidigen. Sich rechtfertigen, dass alles nur ein Missverständnis war. Der andere Teil allerdings, wollte genauso wie die Gruppe Antworten, ein weiteres Ausufern ihres Alteregos verhindern, indem er jetzt den Schlussstrich zog. Malkus war sich uneinig darüber zu entscheiden. Er konnte es nicht entscheiden, er würde nach Situation handeln. Der Kriegerin schmerzte den Umstand mehr, dass Malkus sich in der Zeit, in denen sie sich nicht sahen, mehr von ihr entfernt hatte, als sie es wollte. Doch war es das natürlichste auf der ganzen Welt. Ihr Blick wich von Sebariell über den streng blickenden Symin, hinüber weg zum ernsten und grimmigen Goronen. Als sie wieder bei Malkus Halt machte, erhob sie Zeige und Mittelfinger von ihrer rechten Hand, berührte die Schwertspitze so sacht wie eine Mutter ihr Kind in der Wiege wog, und drückte die Klinge zur Seite. Sie versuchte sich an einem aufmunternden Lächeln. Nichts. Ihre Lippen, die sich zu einer Freude formten prallten mit ihrer Botschaft an Malkus ab. Er zitterte. Ob vor Aufregung oder Angst, das konnte sie nicht sagen, feststand, Malkus fand eine neue Familie und damit war die Frau wieder allein.


    Diese tiefe Schwärze, die allein durch die Einsamkeit dominiert war, war das, was Malkus mit einem Kerzenschein erhellte. Und jetzt war der Zeitpunkt gekommen, an dem die Kerze bis zu seinem kleinen Docht zu ende verbannte und drohte flackernd bei jedem kleinen Windhauch zu erlöschen.


    Eine Träne sammelte sich unter dem Auge der stolzen Frau. Sie erhob ihr Haupt und blickte zufrieden und ihr Schicksal erkennend in den dunklen Nachthimmel. Die salzige Träne, sie formte sich zu einem Tropfen und rannte an ihrer Wange hinüber zu ihrem Kinn hinweg und bahnte sich schon fast Schwerelos ihren Weg über die Luft auf den Boden, auf dem sie ihren Glanz des hell leuchtenden Vollmondes verlor.


    Nun blickte sie tief zu Symin. Sie war ihm eine Antwort schuldig. Eigentlich war sie jedem hier eine Antwort schuldig und so begann sie zu erzählen. Sie erzählte vom Beginn ihrer Reise, erzählte von ihrem Auftrag, von den Artefakten, von Mordret, wie sie Malkus kennenlernte, von dem Dolch, von ihren neu gewonnen Fähigkeiten und auch davon, wie ein Parasit sie von innen auffressen würde. Ihre Worte sprudelten wie ein Wasserfall aus ihren Lippen und jedes Wort, welches ihrem Mund verließ, löste eine Last von ihren Schultern die sie erdrückte. Sie machte eine lange Pause und schloss dabei ihre Augen, bis sie erneut zu Symin blickte. “Was heute geschah, kannte ich selbst nicht. Es war, als wäre mein Geist klar bei Sinnen doch würde mein Körper wie eine Marionette fremdgesteuert. Es war der Mond. Der Mond brachte das in mir zum Vorschein und richtete dieses Massaker an. Ich wünschte ich könnte es ungeschehen machen. …“ Sie machte eine erneute Pause. Blickte nun zu Malkus, zu Brom, dann hing ihr Blick an Sebariell. “Ich kann nicht bei euch bleiben. Solange ich das in mir nicht unter Kontrolle habe, bin ich eine Gefahr für jeden. Solange ich meine Mission nicht beendet und Modredt getötet, das Böse aufgehalten habe, kann ich mit niemandem zusammen sein. Ich bin der wandelnde Tot und Überbringer von Schmerzen in meinem Umfeld. Ich kann nicht unter Menschen leben, ich kann keine Freunde haben. Ich kann nie ein eigenes Leben führen. Kann nie einen Partner an meiner Seite haben.“ Ihre Worte bebten unter ihren zitternden Lippen. Das Geständnis brach ihre Emotion zum Beben. “Es tut mir leid, Sebariell … Sie druckte ihre Hand auf seine Brust. “Ich brauche Zeit meine Fähigkeiten kontrolliert für meine Ziele einzusetzen und weiß jetzt, dass ich am besten angekettet in einem Verlies sein sollte, wenn der Blutmond erneut zum Vorschein kommt. Oder ich mache Mordret und seine Leute ausfindig und beende dieses Spiel ein für alle Mal, bevor das tiefe Rot erneut am Himmelszelt triumphiert. …“ Ihre Stimme wurde schwächer und erneut übermannte sie eine Schwärze der Erschöpfung, die die Frau in die Knie zwang.

  • Es war alles so schnell gegangen. Plötzlich war die Gerudo fort, verletzt. Ob tödlich, vermochte Sebariell nicht zu sagen. Er bezweifelte es jedoch. Eve war sicher zu schwach gewesen, um die Waffe tief genug in den Leib der Frau zu treiben. Für den Moment aber war es vorbei.

    Auch der Blutmond hatte sich zurückgezogen. Die ersten, zarten Strahlen Sonnenlicht würden bald über die Berge Eldins kriechen und die Nacht beiseite fegen.

    Was sich aber nicht durch dieses Licht wegfegen lassen würde, waren die Taten Evelyns. Jene Kriegerin lag nun dort im Dreck, wo die Gerudo, Vara hatte der einarmige Narbenmann sie gerufen, sie hatte liegen lassen. Jetzt lag sie dort still. Malkus war an ihrer Seite, hatte das Schwert an ihrer Kehle. Würde er zustechen? Würde Sebariell es verhindern? Eine gefühlte Ewigkeit verging und nichts geschah. Seba schlurfte auf Malkus zu, legte die Hand auf seine Schulter und schüttelte den Kopf. Dann beugte er sich zu Evelyn hinunter, wischte ihr mit einem Tuch etwas Blut und Dreck aus dem Gesicht und lehnte die Frau dann vorsichtig an sich.

    Mit ernstem Gesicht schaute er seine Kameraden an und nickte. Brom kam an Eves eine Seite und stellte sich auf ihre Waffe. Symin war gegenüber in Stellung gegangen, das Schwert bereits in der Hand. Malkus blieb vor Eve und hielt ebenfalls das Schwert hoch.

    "Was auch immer passiert, wenn Eve gleich erwacht, wir müssen ihr Einhalt gebieten. Doch sollten wir versuchen, sie nicht zu töten. Bitte." Sebariell schaute nochmals alle an. Eindringlich.


    Doch als Eve schließlich erwachte, war es nur die Kriegerin. Keine mordlüsterne Furie. Sie stand auf wackeligen Beinen, kaum in der Lage aufrecht zu bleiben. Und sie begann zu erzählen. Sie erzählte von einem Mann namens Mordred, von einem verfluchten Dolch und von Kräften, die sie nicht zu kontrollieren vermochte.

    Sebariell zog sich der Magen zusammen. All dies lastete die Frau alleine? Wieso hatte sie nichts gesagt? Wenigstens zu Malkus?

    “Es tut mir leid, Sebariell … Ich brauche Zeit meine Fähigkeiten kontrolliert für meine Ziele einzusetzen und weiß jetzt, dass ich am besten angekettet in einem Verlies sein sollte, wenn der Blutmond erneut zum Vorschein kommt. Oder ich mache Mordret und seine Leute ausfindig und beende dieses Spiel ein für alle Mal, bevor das tiefe Rot erneut am Himmelszelt triumphiert."

    Was sollte das jetzt heißen? War das ein Abschied? Jedenfalls beugte sich Eve nach diesen Worten nach ihrer Sense, schulterte diese und setzte sich ungelenk in Bewegung.

    Sebariell machte einen Schritt vorwärts, packte sie am Handgelenk und hielt es fest. Die Kriegerin schaute über ihre Schulter und in seine Augen. Kurz pochte sein Herz etwas schneller, dann aber ignorierte er dieses Gefühl. "Wo willst du hin?" Die Worte waren eisiger als geplant, aber doch erfüllten sie ihren Zweck. "Willst du abhauen? Das kannst du vergessen! Zuallererst müssen wir zum Stall. Dort werden wir uns zu erklären versuchen und unser aller Wunden versorgen."

    "Ich werde dort wohl eher hängen als versorgt zu werden."

    "Das lasse ich nicht zu. Doch ebensowenig lasse ich zu, dass du dich einfach so davon machst. Diese Leute müssen wissen, was geschehen ist. Müssen verstehen. Es reicht, dass dieser Mordred dich jagt. Ein Mob wütender Menschen muss nicht noch dazukommen."

    Nach diesen Worten blickte er nach einander Eve, Malkus, Symin und Brom an. Ein jeder von ihnen blieb stumm.

    "Was danach passiert, entscheiden wir gemeinsam. Als Gruppe! Einverstanden?"

    Die anderen nickten, sagten nichts weiter dazu. Sebariell wusste nicht, ob die Menschen des Stalls diese Geschichte glauben würden. Er wusste selbst nicht, ob er es glauben konnte. Anderseits gab es die Verheerung, den Blutmond und wandelnde Gerippe. Ein Fluch wäre da nicht weniger glaubhaft. Mit den geschickten Worten Malkus' würden sie die Leute eventuell besänftigen können...

    "Smile, my Dear. You know, you're never fully dressed without one!"




  • Es war unglaublich, was Eve den Gefährten dort erzählte, ein Fluch lastete auf ihr, der für das Massaker heute verantwortlich war. Brom konnte es nicht so richtig fassen, und doch würde es das heute Geschehene erklären, denn das was da passiert war, daß war nicht Eve gewesen. Nein, sie wirkte fremdgesteuert. Zudem musste Brom das glauben, sonst könnte er Eve nicht mehr vertrauen.


    Nachdem Eve ihre Geschichte erzählt hatte, wollte Sebariell gemeinsam zum Stall, um dort alles zu erklären. Aber würden sie ihnen die Geschichte glauben. Und selbst wenn, würden sie vermutlich Eves Hinrichtung verlangen um die Gefahr zu bannen. Wie sollten sie sich da heraus reden. Brom konnte nur hoffen das die anderen eine Idee hatten und Eve lebend davon kam.


    Als sie sich dem Stall näherten, kamen sie auch an dem Hinox Skelett vorbei. Das half Brom auf andere Gedanken zu kommen, als er an seine Vorstellung der Knochenrüstung zurückdenken musste. Zwar ist er mittlerweile von dieser Idee abgekommen, aber sicherlich konnte Brom mit dem Knochen auch noch andere Geschäfte machen, darum fing er an, diese nach nützlichem zu durchsuchen, während die anderen zum Stall weiter gingen, ohne zu bemerken das er stehen geblieben war.


    Als Brom die Knochen durchwühlte wurde er plötzlich von hinten angesprochen. Brom erschrak und schaute sich um. Nicht weit vom ihm schwebte ein Ballon mit einer seltsamen Gestalt darin, die Brom neugierig beobachtete.


    Sag mal Grosser, sind das deine Knochen dort?


    Nun, ich habe dem Ungetüm seine eigene Rippe zu kosten gegeben und ihm dadurch den Todesstoss verpasst, darum will ich wohl meinen das die Knochen mir gehören.


    Mmmh, gut, gut. Wärt ihr bereit mir einige Überbleibsel zu überlassen? Ihr dürft euch dazu auch etwas aus meinem Sortiment aussuchen. Ich habe allerlei Artefakte die euch vor unterschiedlichen Gefahren schützen können. Wie wäre es?


    Brom überlegte kurz über dieses Angebot nach, als ihm plötzlich eine Idee kam.


    Habt ihr auch etwas gegen Flüche?


    Flüche... Ja... Ja, da hätte ich dieses Amulett. Das schützt einem vor jeden Fluch...


    Nein, nein. Ihr versteht mich falsch, etwas das einen Fluch aufheben könnte.


    Huch, wieso das? Bist du etwa verflucht, Großer?


    Nein, nicht ich. Aber ein Freund.


    Nun, wenn das so ist. Ich habe leider nichts das Flüche aufheben könnte. Aber Notfalls könnte euch auch da das Amulett vorerst helfen. Es würde den Fluch zumindest unterdrücken.


    Das wäre schon eine große Hilfe. Aber... Mmmh... Gibt es das vielleicht auch in einer Sonderanfertigung, so dass es zu einer Rüstung passt?


    Mmmh... Ja... doch, das müsste gehen. Aber das wird euch dann schon das ganze Skelett kosten.


    Ok, abgemacht...



    Einige Zeit später hielt Brom das umgearbeitete Amulett in Händen. Es wurde so ungearbeitet das man es problemlos an einer Rüstung befestigen konnte.


    Ich danke euch, das wird uns gut Dienste erweisen. Meine Gefährtin könnte damit wieder gefahrlos reisen.


    Nicht ganz, so einfach ist es dann auch nicht... Ich sollte euch vielleicht noch warnen das diese Armschienen ihre Kraft aus der Lebensenergie des Trägers beziehen. Das heißt bei Ausbruch des Fluches, könnte es den Tod des Trägers bedeuten, sollte der Fluch zu stark sein.


    Das dämpfte Broms Hochgefühl. Würde Eve unter diesen Umständen die Armschienen tragen wollen. Sie würden verhindern dass sie abermals die Kontrolle verliert und unschuldige Opfer vermeiden. Aber dafür könnte es sie im Ernstfall ihr Leben kosten. Wäre sie dazu bereit?


    Mit diesen Gedanken verabschiedete sich Brom von der kuriosen Gestalt die mit ihrer Beute im Ballon davon flog und trat in den Stall. Dort ging er sogleich zu seinen Gefährten.


    Leute, ich habe hier womöglich die Lösung für unser Problem...

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  • Noch immer hielt Malkus Eve zitternd seine Klinge entgegen. Noch vor wenigen Momenten hielt Symin Eve für ziemlich emotionslos, oder kalt. Diese Situation allerdings wendete das Blatt und zeigte die emotionale Seite Eves. Während Eve langsam das Schwert Malkus' beiseite schob und sich anschließend an einem aufmunterndem Lächeln versuchte, bildete sich langsam eine Träne in ihrem Auge. Man sah sowohl Malkus, als auch Eve an, dass dieser Moment ein ganz schwieriger war. Eve war wahrscheinlich bedrückt von ihren Taten und davon, dass Malkus, der Mann, den sie schon so lange kannte, der sie vor ein paar Abenden noch mit offenen Armen empfing und so glücklich über dieses Wiedersehen war, sich nun ihr entgegenstellte. Malkus fiel das aber auch nicht leicht, was einfach zu erkennen war. Das Zittern und die verzweifelte Miene belegten seinen inneren Zwiespalt. Es kostet viel Überwindung, sich einem Feind entgegenzustellen, aber noch viel mehr, sich einem Freund entgegenzustellen. Das spürte Malkus nun am eigenen Leib.


    Nachdem die Träne mit einem leisen Klang in den Boden überging, wandte Eve sich Symin zu. Sie blickte ihm tief in die Augen. Und schon jetzt wusste Symin, egal, was sie gleich sagte, es machte ihr schwer zu schaffen. Während Symin Eve in die wundervollen, blauen Augen blickte, begann Eve zu erzählen. Sie erzählte von einem Fluch, der von einem Relikt auf sie überging und der das verantwortete, was passiert war. Gleichzeitig schadete ihr der Fluch, den sie nicht kontrollieren konnte. Während dieser langen Erzählung blieben Symins Augen immer an Eves' gebunden. Ihre Augen waren geweitet, als wäre der starre See endlich über den Damm getreten, der ihn gefangenhielt. Man merkte die Entlastung, die Eve ausstrahlte. Schließlich berichtete Eve davon, dass der Mond dieses Massaker angerichtet hatte, und dass sie wohl, aufgrund ihres Fluches, besonders auf den Blutmond reagiert. Sie ließ kurz ihren Blick streifen und verblieb dann bei Sebariell. Dann fuhr sie fort und schlug vor, die Gruppe zu verlassen. Sie wollte ihren eigenen Weg gehen, bis sie ihren Auftrag erfüllt hat. Sie wandte sich dann von Sebariell ab und ging ungelenk von der Gruppe weg, auch wenn Sebariell ihr rasch folgte. Sebariell machte ihr sofort klar, dass er sie nicht gehen lassen wollte. Er schlug vor, zunächst zurück zum Stall zu gehen, um sich zu erklären. Erklären, was geschehen ist. Eve könnte nicht ewig vor einer Bande wütender Menschen davonlaufen, gerade, weil sie noch einen Auftrag erfüllen musste. Da stimmte Symin auch zu, auch wenn sie äußerts vorsichtig sein mussten. Es gab sicherlich einige rachsüchtige Menschen am Stall, die Eve tatsätlich hängen sehen wollen. Solchen Menschen etwas zu erklären ist sehr schwer und sie sind meistens nicht sehr einsichtig. Dennoch wagten sie sich in die Höhle des Löwen.


    Auf dem Weg zum Stall bog Brom bereits früh in Richtung des Hinox-Skelettes ab. Verständlich, schließlich hatte er den Hinox besiegt und als Händler würde er sicher einen Interessenten finden.

    Symin schaute sich um. Auf Sebariells Geheiß hin hatten sie sich um Eve herum gestellt, sodass Sebariell voraus lief und Symin und Malkus rechts und links von ihr. Eve gefiel das sicherlich nicht, so, wie Symin sie kennengelernt hatte, wollte sie nicht die sein, die beschützt wird. Aber Sebariell war das lieber gewesen, denn wenn jemand aus dem Hinterhalt angegriffen wird, dann Eve.

    Als sie sich dem Stall näherten, wurden die ersten Leute langsam auf sie aufmerksam. Es waren unterschiedliche Reaktionen zu sehen, so oder so aber zeugten sie von Verachtung. Ein paar Männer blickten sie streng an, einige Menschen wandten sich einfach ab. Manche hatten auch Angst. Das ging soweit, dass eine Frau mit ihrem Kind beim Erblicken von Eves Antlitz sofort auf ein Pferd stieg und davon ritt. Schlimm, was dieser Fluch alles verursacht hatte.

    Auf einmal fiel Symin ein Kind auf. Ein kleines, weinendes Kind. Es stand schreiend und ganz allein neben der Leiche seiner Mutter, die Eve, oder besser gesagt, der Fluch mithilfe von Eves Körper, verursacht hatte. Symin blieb stehen und er konnte den Blick nicht von dem Kind abwenden. Sein Unterkiefer zitterte und sein Herz bebte immer heftiger und schneller. Kurz sagte er zu seinen Gefährten "Geht schonmal vor" und dann wandte er sich dem kleinen Jungen zu. Symin war Schreckliches gewohnt, aber hier konnte er nicht einfach weg schauen. Denn plötzlich sah er nicht mehr nur ein fremdes Kind, sondern sich selbst dort neben der Leiche seiner Mutter stehen. All das, was Symin damals fühlen musste, was ihm so weh tat, spürte nun auch dieses Kind. Wie kein anderer konnte Symin diesen Schmerz, den er wirklich niemandem wünschte, nachempfinden. Er musste diesem Kind helfen und es zu seinem Vater bringen. Denn ohne seinen Vater wäre Symin nie durch diese schwere Zeit gekommen. Also ging er vorsichtig auf das Kind zu. Der Junge bemerkte Symin erst, als er ein paar Schritte vor ihm stand. Er blickte ängstlich in Symin's Augen. "Keine Angst, Kleiner, ich bin hier, um dir zu helfen" sagte Symin ruhig, während er sich hinkniete um mit dem Junge auf einer Augenhöhe zu sein. Er reichte dem Kind ein Tuch, um die Tränen abzuwischen. Der Junge nahm das Angebot zögerlich an und wischte sich das Gesicht ab. "Wo ist denn dein Vater?" fragte Symin den Kleinen. Das Kind deutete auf einen Mann, der mit dem Gesicht in den Händen gestützt ein wenig weiter vom Stall entfernt unter einem Baum saß. "Danke" entgegnete Symin und stand wieder auf. Er schritt langsam auf den Mann zu, der zwar nicht weinte, aber heftig atmete und seufzte. Als der Mann Symin's Schritte hörte, blickte er kurz zu ihm auf. Dabei erkannte er das Gesicht des jungen Yiga. "Symin?"

    "Merios?"

    "Du bist es wirklich, Symin!" entgegnete Merios mit einer trotz Wiedersehensfreude gebrochenen Stimme. "Hast du es schon gesehen?" fragte Merios zitternd, während er auf seine geköpfte Frau blickte. "Mein herzliches Beileid" entgegnete Symin ruhig. Und es tat ihm tatsächlich sehr leid. Er hatte Merios als herzensguten Menschen kennengelernt und es tat ihm weh, dass er ausgerechnet er davon betroffen war. Symin hatte zwar noch nie eine geliebte Dame verloren, geschweige denn sich jemals verliebt, aber der Schmerz war sicherlich schlimm. Er setzte sich neben Merios und legte seinen Arm tröstend auf Merios' Schulter. "Wieso tut jemand sowas? Wieso tötet jemand grundlos einen so lieben Menschen?" schluchzte Merios mit abermals zitternder Stimme. "Dafür ist kein Mensch verantwortlich." entgegnete Symin sachte. Der Satz löste bei Merios sichtlich Verwirrung aus. "Aber ich hab sie doch gesehen? Es war eine ziemlich große, braunhaarige Frau da bin ich mir sicher." antwortete er. "Sie war nur das Werkzeug. Ihr Körper wurde von einem Fluch, der durch den Blutmond ausgelöst wurde, gesteuert. Ihr Geist hatte nie die Möglichkeit, sich zu wehren." Symin blickte in ein fragendes Gesicht voller Unverständnis. "Sie hatte nie eine Wahl. Der Fluch vernichtet sie langsam und benutzt ihren Körper für sowas hier. Wenn wir sie richten, wird sie nie wieder jemandem etwas tun. Doch der Fluch ist nicht besiegt. Der Schuldige wurde nie angeklagt. Ist es dann nicht besser, der Dame zu helfen ihren Fluch zu besiegen, als sie zu richten? Ich werde das tun." Merios war der erste, dem Symin klar sagte, wie er dachte. Vergeltung ist wichtig, denn man muss Leuten die Konsequenzen für ihr Tun aufweisen. Doch man sollte sich nie für etwas an jemandem rächen, dass er gar nicht zu verantworten hat. Genauso auch bei Eve. Merios blickte Symin lange an und dachte über seine Worte nach. "Du bist ein guter Mensch, Symin. Du hast Recht. Wir müssen den wirklichen Schuldigen richten. Und auch wenn ich das mit dem Fluch kaum glauben kann, würde es aber trotzdem erklären, warum die Frau so komisch wirkte. Sag mir Bescheid, falls du meine Hilfe brauchst." antwortete Merios schließlich. "Nein. Du wirst an anderer Stelle gebraucht." sagte Symin und deutete auf das Kind neben der Leiche seiner Mutter. "Ich bin selbst ohne Mutter aufgewachsen und weiß, wie wichtig der Vater dann ist. Du musst dem Jungen jetzt beistehen und dann gemeinsam durch die schwere Zeit kommen." fuhr er fort. Merios nickte. Anschließend erhob er sich und Symin mit ihm. "Danke für Alles, Symin. Ich hoffe, wir sehen uns mal wieder." sagte er und streckte die Hand aus. Symin schlug ein und entgegnete "Auf Wiedersehen, Merios!" Dann ging Merios zu seinem Sohn und begann, ihn zu trösten. Symin schaute sich das kurz an und ihn heiterte es auf, da Merios wirklich toll mit seinem Kind umging. Anschließend machte er sich auf in Richtung des Stalls, den seine Gefährten mittlerweile erreicht hatten.....

    Maroni ist die Mehrzahl von Maronus. Esst meine Brüder nicht !

  • Malkus spürte Sebariells Hand auf seiner Schulter. Der Griff um das Schwert seines Großvaters zitterte und die Klinge beschrieb kleine Kreise unterhalb des Gesichts der Kriegerin, die immer größer wurden. Er musste einen bedauernswerten Anblick abgeben und rechnete schon fast damit, dass Eve ihm die Klinge aus der Hand schlagen würde, doch sie fuhr langsam mit ihren Fingern zur Spitze und schob sie beiseite. Ohne Widerstand ließ er sie gewähren und wusste nicht, was als nächstes passieren würde, silbrig glänzte eine Träne auf ihrer Wange und auch in Malkus Augen bildeten sich kleine Pfützen, die dabei waren, überzugehen, aber er konnte die Tränen gerade noch zurückhalten. Er ließt die Spitze der Klinge sinken und kraftlos glitt ihm der Griff aus einer Hand, so dass er Mühe hatte, das Schwert, das sich auf einmal so schwer anfühlte, zu halten. Geräuschlos ließ er es in den weichen Boden eindringen, wo er es nur mehr mit einer Hand festhalten musste. Als Eve zu erzählen begann, erinnerte er sich an alles. Jene Szenen, die er versucht hatte, mit Alkohol aus seinem Gedächtnis zu spülen, nachdem er Eve tot geglaubt hatte, kochten erneut in ihm hoch, als wären sie erst gestern passiert, dabei lagen sie Wochen oder Monate zurück, Malkus konnte es nicht einmal mehr genau sagen, wie lange es schon her war.


    Als Eve im Begriff war, die Gefährten zu verlassen, holte Sebariell sie ein und widersprach ihr in ihrem Vorhaben. Noch bevor die Kriegerin etwas erwidern konnte, bekräftigte Malkus die Worte des Schmieds. "Ich habe dich schon einmal verloren" sagte Malkus mit zittriger stimme. Er versuchte sich zu fassen. "Das werde ich nicht noch einmal zulassen." Er wandte sich an Sebariell, dann wieder an Eve. "Was passiert ist, kann nicht ungeschehen gemacht werden, aber ich werde nicht zulassen, dass du einfach so losziehst. Du bist nicht alleine und der Fluch, der in dir brennt, ist auch unser Fluch, denn du bist unsere Gefährtin und wir stehen zusammen, denn das ist es, was Gefährten tun." Das Zittern war nun völlig aus seiner Stimme verschwunden. "Die Nacht des Blutmondes hat vielen Leuten ihr Leben gekostet und vielleicht fordern die Bewohner des Stalls, dich zu hängen, aber, bei den Göttinnen, dann sollen sie mich gleich dazu aufknüpfen." Die neu gewonnene Stärke machte sich bemerkbar. Malkus zog das Schwert seines Großvaters aus dem Erdreich und steckte es in seine Scheide. Er hatte seine Gedanken gesammelt und sah klarer, wie nie zuvor. Eve ist nicht der Feind und er schämte sich, dass er an ihr gezweifelt hatte. Nicht sie hatte die Bewohner des Stalls getötet, sondern eine böse Macht, die Besitz von ihr ergriff. Angst und Wut machten nun der Zuversicht platz. "Ich werde dir helfen, den Fluch zu besiegen und das Böse aus deinem Körper zu vertreiben." Er schaute in die Runde. "Und ich bin überzeugt, dass nicht nur ich so denke." Die Gefährten nickten. "Und letzten Endes muss jemand auf dich acht geben. Wir wissen nun, womit wir es zu tun haben und können versuchen, ein erneutes Blutbad zu verhindern. Das bin ich dir und den Bewohnern des Stalls schuldig". Malkus war sich der schwere seiner Worte bewusst. Er vertraute Eve und wusste, dass sie niemals kampflos einer derartigen Macht ihren Körper ausgeliefert hätte. Auch, wenn die Tode schwer wogen, so war es nicht Eves Schuld, dessen wurde sich Malkus nun bewusst. Er fühlte sich schlecht, dass er an ihr gezweifelt hatte, aber die Situation hatte ihn überfordert. Der Gedanke an die Toten beim Stall schob sich wieder in seinen Kopf und schnürte seine Kehle zu, sein Magen fühlte sich flau und mulmig an. "Wir müssen zurück zum Stall und den Bewohnern die Sache erklären" stimmte er Sebariell zu. Das waren sie den Leuten dort jedenfalls schuldig.


    Als sie am Stall ankamen, war die Stimmung gedrückt. Wer konnte es den armen Leuten auch verübeln? Leises Schluchzen und Murmeln war zu hören, als sie den Vorplatz betraten. Das Getuschel schwoll an und von irgendwo her flog ein Stein in Eves Richtung, verfehlte aber deutlich. "Hexe" schrie jemand. "Mörderin". Eve blieb stumm. Malkus konnte es ihr nicht verübeln, wenn sie wütend war. Auf sich, auf die Bewohner. Sie wurde eines Verbrechens angeklagt, das sie nicht begangen hatte. Zumindest nicht sie selbst. Aber dennoch, wer konnte es den Leuten verübeln? Da stand die Frau, die für die Tode an zwei der Leute verantwortlich war. Sie waren Mütter, Väter, Töchter, Söhne, Geschwister, Freunde. Ein weiterer Stein flog und hätte Eve genau auf die Stirn getroffen, hätte die Braunhaarige nicht blitzschnell den Brocken aus der Luft gefischt. Sie ließ ihn im selben Moment kraftlos zu Boden fallen, wo er noch wenige Zentimeter auf der niedergetrampelten Erde entlang rollte und zum Erliegen kam. "Hört auf" forderte Malkus. "Es war nicht sie, die eure Leute ermordete. Eine böse Macht, gelenkt vom Blutmond, hatte von ihr Besitz ergriffen und die Sense geführt, die eure Brüder und Schwestern tötete. Es war nicht sie. Eve ist eine der tapfersten Kriegerinnen, die ich kenne. Sie war es, die keine Sekunde gezögert hatte und sich den Skeletten und Wiedergängern in den Weg stellte. Sie war es, die euch und eure Familien verteidigte, unter dem Einsatz ihres Lebens. Denkt nach. Hätte jemand, der von Grund auf Böse wäre, so etwas für euch getan?" Malkus blickte in die Runde. Die Leute blieben Stumm. Von irgendwoher wieder eine Stimme, verzweifelt, den Tränen nahe. "Sie hat meine Tochter getötet. Ihr verlangt, dass ich der Mörderin meines Kindes laufen lasse. Ihr vergebe." schluchzte die Stimme. "Dein Verlust ist tragisch. Der Verlust eines jeden hier ist das" fuhr er fort "und ihr habt jedes Recht, Eve den Tod zu wünschen. Ich würde es euch gleich tun" sagte er ehrlich, denn noch vor wenigen Momenten hatte er selbst sein Schwert gegen die Kriegerin gerichtet. "Wir wollen es von ihr hören!" schrie jemand. "Die Hexe soll für sich sprechen und nicht ihr Vagabund". Malkus kniff seine Augen zusammen. Gerade, als er die Stimme erheben wollte, drängte sich Eve an ihm vorbei. Mit scharfer Stimme schnitt sie ihm das Wort ab. "Gut, wenn ihr mich töten wollt, hier bin ich. Na los. Aber macht es wenigstens schnell." Die Dörfler wichen ein paar Schritte zurück. Man konnte die Angst förmlich spüren. "Na los. Lasst eure Wut an mir aus. Tötet mich, es ist mir gleich. Der verdammte Fluch wird mich sowieso bald holen." Sie strecke die Arme aus, als würde sie einen Sturm aus Pfeilen erwarten, der auf sie niederhagelte. Die Leute blickten sich unsicher um. Niemand traute sich, etwas zu sagen. Plötzlich ging die Menge auf und ein Mann stolperte hervor, nahm Anlauf und rannte direkt auf Eve zu. Malkus wollte sich noch vor Eve stellen, aber er war zu spät. Mit aller Kraft und voller Wucht sauste die Faust des Mannes, der auf Eve zugerannt kam, gegen die Wange der Kriegerin. Schallend knackte ihr Kinn und wurde zur Seite geschleudert. Der Mann setzte nach und boxte Eve zweimal in den Bauch und versetzte ihr noch einen Fauststoß. Eve ließ alles über sich ergehen. Sie setzte zwei Schritte zurück, wich aber nicht aus. Der Mann, Tränen rannen ihm die Wangen hinab, setzte noch einmal an, wurde dann aber von Sebariell aufgehalten. "Genug" forderte der Schmied. Der Mann versank in Tränken und schluchzte. "Mein Bruder... sie hat.... meinen Bruder auf dem Gewissen" Sebariell ließ seine Hand los. Es folgte kein weiterer Schlag. Eve sog das Blut an ihrer aufgeplatzten Lippe auf, es vermischte sich mit Speichel, sie spuckte das rote Gemisch auf den Boden. Ihr Blick unverändert. Was geschehen war, war geschehen. Der Mann weinte und brach zusammen. Es kamen zwei weitere Dörfler, die ihm aufhalfen und mit ihm wieder verschwanden. Malkus wollte sich erneut schützend vor die Kriegerin stellen, als diese ihn zur Seite schob. Er schaute ihr in die Augen, die Schläge hatten ihre Spuren hinterlassen aber ihr Blick, er war klar und ihre Augen, die sonst Tief wie der Ozean waren, trafen sich direkt mit jenen des Hylianers. Malkus wollte gerade mit einem Stofffetzen, den er sich aus einer seiner Taschen zog, das Blut an Eves Mundwinkel abtupfen, als sie seine Hand am Gelenk packte und wegzog. "Ist schon gut" flüsterte sie. Ein kleine Rinnsal an Blut bahnte sich seinen Weg ihr Kinn entlang und Tröpfchen platzten auf ihre Bluse, wo sie kleine rote Blumen hinterließen. Der Griff um sein Handgelenk wurde lockerer. "Egal, was es ist" schrie ein anderer Stallbewohner "ob Fluch, Geist oder die Verheerung selbst. Unsere Brüder und Schwestern sind tot. Und daran könnt ihr nichts ändern" fauchte er. Zustimmendes gemurmel. "Verlasst den Stall. Wir wissen, dass wir ohne eure Hilfe viel größere Verluste zu beklagen hätten, aber was geschehen ist, lässt sich nicht einfach so vergessen. Heute wurde viel Blut vergossen und auch an euren Händen klebt Blut, jetzt, da ihr diese Frau verteidigt." Er schaute jeden der Gefährten direkt an. Sein Blick war durchdringend. "Geht und nehmt euren Fluch mit euch." Mit diesen Worten schaute sich Malkus zu seinen Gefährten um. Eves Blick immer noch unverändert, Brom, der mit seinen viel zu großen Händen an etwas herumfummelte, das wie ein kleines Schmuckstück aus weißem Material aussah, Symin, der von seinem Freund Abschied genommen hatte und Sebariell, der Malkus zunickte. Es war an der Zeit weiterzuziehen.

    Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

    #75: Me and the Boys


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    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"

  • Während die Gruppe zum Stall ging, um Rechenschaft abzulegen, schossen Sebariell eine Menge Gedanken durch den Kopf. War es richtig, dorthin zurückzukehren? Würde es dazu dienen, Eves Unschuld zu beweisen oder diente es nur dem Zweck, Sebariells eigene Moralvorstellungen zu befriedigen? Hatte er überhaupt das Recht gehabt, so über Eve zu entscheiden? Sie fast schon zu zwingen? Die Ritterin hatte so viel erlebt und eine unglaubliche Last ganz allein getragen. Sebariell war sich sicher, dass er unter der Last des Fuchs zusammengebrochen wäre. Und nun führte er sie an den Ort, an dem sie sich des Fluchs nicht hatte erwehren können.


    Weitere Bilder schossen dem Schmied durch den Kopf, leuchteten wie Blitze auf, nur um dann augenblicklich zu erlischen. Eves Gesicht, dicht an seinem. Ihre vollen Lippen. Eves Körper, schimmernd in der Morgensonne. Ein gewaltiger Kloß bildete sich in Sebas Hals. Er konnte ihn nicht hinunterschlucken.

    Sebariell drehte sich zu Eve um, die hinter ihm her ging. Erstmals seit sie losgegangen waren, schaute er ihr in die Tiefen ihrer Augen. Er wollte nach ihrer Hand greifen, ihr sagen, dass es nichts brachte, zum Stall zu gehen und sie lieber einen Ausweg aus diesem Fluch finden sollten. Doch dann waren sie auch schon angekommen.

    Die Stimmung war wie zu erwarten. Eiskalt und mitunter sogar hasserfüllt. Der Hass galt aber nicht Eve allein. Auch die anderen wurden verächtlich angestarrt.

    Malkus versuchte die Menge mit seinen Worten zu besänftigen. Doch ein Mann trat vor, mit einem Gesichtsausdruck, den Sebariell nicht vergessen würde. Hass, Verzweiflung und Trauer verzerrten die Züge des Mannes, der auf Eve losstürmte und sie schlug. Der Mann, Tränen rannen ihm die Wangen hinab, setzte noch einmal an, wurde dann aber von Sebariell aufgehalten. "Genug" forderte der Schmied. Der Mann versank in Tränen und schluchzte. "Mein Bruder... sie hat.... meinen Bruder auf dem Gewissen" Sebariell ließ seine Hand los.

    Und dann war es vorbei. Die Gruppe wurde davongejagt. Sollte gehen und nicht wiederkommen. Still, ohne ein weiteres Wort, verließ die Gruppe den Stall.


    Sie waren einige Schritte gegangen, bis an den Rand des kleinen Wäldchens, das sich an den Stall schmiegte. Hier waren Sebariell, Malkus, Symin und Eve für sich. Wo aber war Brom? Symin meinte, dass der Gorone am Hinox-Skelett etwas hantierte. Wahrscheinlich war das seine Art, um mit der Situation umzugehen, dachte Seba. Zerstreuung...

    Der Schmied schaute in die Gesichter seiner Gefährten. Eve stand etwas abseits. Still. Sebariell wusste nicht, was er tun, was er sagen sollte. Er nahm ein Tuch aus seiner Tasche, ging zu der verletzten Frau und reichte es ihr. Er versuchte ein Lächeln, ärgerte sich dann, weil es völlig fehl am Platze war und wandte sich wieder ab.

    Die anderen schwiegen und die Atmosphäre wurde immer unangenehmer und die Stille immer unerträglicher für Sebariell. Schließlich brach der stärkste Gedanke, der seinen Kopf durchkreiste, aus ihm heraus, wie Wasser aus einem überlaufenden Fass. "Wir müssen etwas gegen den Fluch von Eve unternehmen!"

    Malkus und Symin schauten hoch. Eves Gesichtsausdruck konnte Seba hinter sich nicht sehen. Dafür aber den Goronen, der gerade wiederkam und etwas in der Hand hielt.

    "Wie Malkus sagte, ist Evelyn unsere Gefährtin. Und auch, wenn wir uns nur kurz kennen, können wir sie nicht mit so einer Last allein lassen!"

    Sebariells Freunde blieben stumm, doch glaubte er, so etwas wie Zustimmung in ihren Augen aufblitzen zu sehen.

    "Der Fluch liegt auf Eve und lockt das Gesindel Hyrules an. Dieser Mordred ist einer davon. Vara, so hieß die Gerudo, ist eine andere. Wir können nicht abwarten, bis sie uns wieder unvorbereitet treffen. Wir müssen aktiv handeln!"

    Jetzt drehte sich Sebariell zu Eve um, scheute nicht länger ihren Blick. "Nach allem, was du gesagt hast, scheint mir dieser Mordred einiges zu wissen, was den Fluch betrifft. Vielleicht ist es das sinnvollste, wenn wir ihn suchen und von ihm Antworten fordern. Wenn nötig, mit Gewalt. Er scheint mir kein Mensch, dem man freundlich ins Gewissen reden könnte. Hast du eine Ahnung, wo er sein könnte?"

    Eve schaute mit festen Blick in Sebariells Augen, blieb aber immer noch stumm. Sebariell konnte nicht sagen, was sie gerade dachte. "Es muss schwer sein, jemandem zu vertrauen oder jemanden nah an sich zu lassen. Der Fluch lauert unablässig. Doch ich bitte dich, vertraue uns! Gemeinsam können wir einen Weg finden."






    Ein gutes Stück entfernt vom Wäldchen, in dem sich Sebariell und die anderen aufhielten, befand sich ein Bokblin-Lager. Seine eigentlichen Bewohner lagen etwas abseits der Feuerstelle in einem Graben. Ihre toten Körper waren aufgehäuft wie ein Berg frisch geernteter Kartoffeln. Das dickflüssige Blut, das noch immer frisch aus den Wunden der Bokblins sickerte, schimmerte im Licht der aufgehenden Sonne.

    Ein Bokblin kroch vom Berg aus totem Fleisch davon, eine Spur aus Blut hinter sich her ziehend. Dem Bokblin fehlte ein Arm, sodass er nur mühsam vorwärts kam. Doch plötzlich zuckte sein lädierter Körper schmerzerfüllt auf, als sich eine Schwertklinge in seinen Rücken bohrte und seine Wirbelsäule mit einem feuchten Kirschen zerschmetterte. Der letzte Funke leben erlosch in dem Geschöpf. Der Mann, dem das Schwert gehörte, wischte die blutverschmierte Klinge an einem Stück Stoff ab, welches er achtlos auf den Bokblin warf. Dann drehte er sich schnaubend um und ging auf das Lagerfeuer zu, an dem zwei weitere Personen saßen. Mehre andere befanden sich unweit des Lagers auf Patrouille.

    Am Feuer saß Mylady, einen erschöpften Ausdruck auf den Gesichtszügen. Doch sie lebte. Das beruhigte den Mann. Als er und Harald mit ihr geflohen waren, hatte er bereits das schlimmste befürchtet. Doch seine Herrin war nicht so leicht zu besiegen. Deswegen folgte er ihr. Wenn nötig, bis in den Tod.


    "Verzeih mir Harald. Nur meinetwegen hast du einen Arm einbüßen müssen!" Sanft, fast mütterlich, legte Mylady ihre Hand auf die Wange Haralds, der neben ihr am Feuer saß. Dieser schüttelte nur heftig den Kopf. "Euch trifft keine Schuld. Das Weib war es. Nein, der Fluch in ihr! Doch jetzt haben wir Gewissheit, nicht wahr? Sie ist es, oder?"

    "Ja. Sie wird uns zu ihm führen! Doch wir dürfen nicht mehr so unbedacht, so töricht handeln. Wir hielten sie für geschlagen, doch die Kriegerin wusste sich zu wehren. Ebenso diese Gruppe! Es gilt nun, aus den gemachten Fehlern zu lernen. Ich versichere euch allen, dass ich eure Leben nicht leichtfertig riskieren werde. Der Schlüssel zu ihm, der Fluch in der Kriegerin, ist unser Ziel. Doch um ihn zu erlangen, müssen wir die gesamte Gruppe auslöschen. Keine Spielereien mehr. Sobald ich genesen bin, werde ich ernst machen."

    Bei diesen Worten legte Mylady ihre Hand auf den Griff ihres Schwertes, welches an ihrer Hüfte, verborgen unter dem Gewand, ruhte...

    "Smile, my Dear. You know, you're never fully dressed without one!"




  • Als Brom sich den restlichen Gefährten wieder Anschloss (niemand hatte seine freudige Botschaft vernommen), herrschte gedrückte Stimmung. Scheinbar waren sie nicht wirklich erfolgreich im Stall gewesen und wurden fortgejagdt. Brom konnte nur hoffen, dass ihn niemand in dem durcheinander wirklich erkannt hatte, denn da er hier häufig auf dem Heimweg vorbei kam, war er nicht ganz unbekannt. Und was würden seine Eltern sagen, wenn sie erfuhren war hier passiert ist. Entweder sie waren schockiert in welcher Gesellschaft er unterwegs war, oder sie hätten Angst um sein Leben. Auf jeden Fall wird das Geschehene die Runde machen und schon in wenigen Tagen würde die Geschichte in mehreren Ställen bekannt sein, das wusste Brom aus seiner Erfahrung als Händler.


    Die Stimmung war so am Boden, das niemand wirklich auf Brom und seine neue Errungenschaft achtete oder fragte wo er gewesen war. Jeder ging seinen eigenen Gedanken nach. Der Fluch hatte einigen schaden angerichtet und wird es auch weiterhin tun, wenn keine Lösung gefunden wurde. Aber Brom hatte ja eine Lösung, zumindest eine vorläufige.


    Er wollte gerade erneut das Wort ergreifen und das magische Artefakt endlich präsentieren, als Sebariell ihm zuvor kam. Er wollte Eve helfen, ihren Fluch zu besiegen und da Mordred wohl massgeblich daran beteiligt war, wollte er ihn suchen. Das heißt die ursprüngliche Reise zum institut war nun unwichtig.


    Brom war sich unsicher was gefährlicher wäre, die Reise über die Ebene voller Wächter oder die Reise ins Nest der Schurken, die auch ohne weiteres einen Goronen auschalten konnten, wie er erst vor kurzem am eingehen Leib gemerkt hatte. Die blauen Flecke Taten jetzt noch weh.


    Trotzdem blieb die Frage, wo Mordred und sein Gesindel zu finden war. Diese Gerudo die vermutlich zu ihm gehörte, müsste ja noch irgendwo in der Nähe sein. Vielleicht war sie der beste Anhaltspunkt.


    Oder wusste Eve wo sie Mordred fand. Wenn ja, dann wäre sie doch schon lange auf dem Weg dorthin, statt sich mit den Gefährten aufzuhalten. Denn Brom konnte sich nicht vorstellen, daß Eve Angst vor ihm hatte, oder doch?


    Wo sollten sie anfangen, Brom hatte keine Idee. Er hatte auf seinen Reisen noch nie von Mordred und seinen Spießgesellen gehört. Aber vielleicht hatten die anderen eine Idee.


    Dann bliebe da auch noch immer das Problem mit dem Fluch, der jederzeit erneut ausbrechen konnte. Aber Moment, da hatte Brom doch etwas.


    Ich hab da was... tönte es aus ihm heraus, bevor er erneut unterbrochen werden konnte.


    Die Gefährten schauten ihn verwundert an. Du weißt wo Mordred ist? fragten sie Brom ungläubig.


    Was? Nein, dabei kann ich nicht helfen. Aber ich hätte da was das unsere Reise ungefährlicher machen wird, so dass solche Massaker wie heute nicht nochmals geschehen.


    Bei diesen Worten hielt er den Gefährten das Artefakt hin, das er erworben hatte.


    Dies ist eine Erweiterung für Eves Rüstung, ich habe sie von einem seltsamen Händler im Austausch für das Hinox Skelett erworben, während ihr im Stall wart. Ich bin mir sicher Sebariell kann uns dabei helfen, es anzubringen. Es ist ursprünglich dafür gedacht, Flüche abzuwehren, wurde mir gesagt, doch hilft es auch dabei Flüche zu unterdrücken. Wenn das stimmt, sollte es verhindern das Eve erneut Amok läuft. Allerdings bevor ihr euch zu früh freut, es hat einen Haken. Es zehrt von der Lebensenergie des Trägers. Sollte der Fluch also stärker sein als Eve, könnte es sie umbringen. Es ist also ein zweischneidiges Schwert. Es verhindert weitere unschuldige Opfer, könnte aber ein anderes Opfer fordern. Ich bin mir nicht sicher ob Eve dazu bereit wäre.


    Mit diesen Worten reichte Brom Eve das Artefakt und alle warteten gespannt auf ihre Reaktion...

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  • Symin wandte sich nun von Merios ab und dem Stall zu. Das heitere Lächeln in seinem Gesicht verflog zu einem angespannten, geraden Band. Das Band legte sich um die Stimmung und drückte sie zu einer unangenehmen Spannung zusammen. Der Druck hinterließ seine Spuren, am meisten ins Auge stach dabei Eve's blutige Lippe. Symin schraubte das Tempo etwas hoch, da er eine Eskalation fürchtete. Er rannte aber nicht, denn die Eskalation stand nicht unmittelbar im Raum. Als er ankam, bekam er nur noch mit, dass sie nicht mehr erwünscht wären. Man wollte sie am Stall nicht mehr sehen, also begaben sich die Gefährten mit hängenden Köpfen in Richtung des etwas abseits befindlichen Waldes. Dort blieb die Gruppe stehen und versammelte sich. Mittlerweile hatte auch Brom, der etwas in den Händen trug - wahrscheinlich aus den Überresten des Hinox geborgen. Die Stille hatte sich über die Gruppe gesenkt und alle waren in ihren Gedanken gefangen. Wie es häufig der Fall war, analysierte Symin seine Gefährten. Zunächst Brom. Er schien nachzudenken, hin und wieder drehte er die Augen nach oben. Dann blickte er auch immer wieder häufig in der Gruppe umher, gerade zu Eve blickte er häufig. Und immer wieder fixierten die Augen dieses Relikt in seinen Händen. Was das wohl war? Symin wollte nicht fragen, da er davon ausging, dass Brom es früh genug erläutern würde - wenn es wichtig war. Wenn es unwichtig war, brauchte er es auch nicht wissen. Symin's Blick schweifte zu Sebariell, der Eve gerade ein Tuch reichte. Man sah Sebariell, wie unangenehm ihm zumute war. Genauso wie die anderen beschäftigten ihn seine Gedanken - Gedanken, die er nicht denken wollte. Schließlich brach er ein Gespräch an, da er sich entgültig aus seiner Gedankenwelt befreien musste. Symin kannte das Gefühl. "Wir müssen etwas gegen den Fluch von Eve unternehmen!" begann Sebariell. Ach was! dachte Symin zunächst. Natürlich mussten sie das. Aber Sebariell war ja noch nicht fertig: "Wie Malkus sagte, ist Evelyn unsere Gefährtin. Und auch, wenn wir uns nur kurz kennen, können wir sie nicht mit so einer Last allein lassen!" Da stimmte Symin zu und ihm fiel auf, dass er zunächst gar nicht daran gedacht hatte. Es könnte ja sein, dass jemand dachte, man müsse sich um Eve nicht scheren, da man sich nicht gut kannte. Aber durch diese Emotionalität und das Versprechen, dass er Merios gab, hat er nie daran gedacht, Eve mit ihrem Fluch alleinzulassen - und das gefiel ihm. Er konnte Menschen, die sich an ihre Versprechen nicht hielten, nicht leiden. "Der Fluch liegt auf Eve und lockt das Gesindel Hyrules an. Dieser Mordred ist einer davon. Vara, so hieß die Gerudo, ist eine andere. Wir können nicht abwarten, bis sie uns wieder unvorbereitet treffen. Wir müssen aktiv handeln!" fuhr Sebariell fort. Das gab Symin zu denken. Einige Fragen stellten sich ihm. Wie könnten sie Eves Fluch nur besiegen? Vielleicht mithilfe dieses Mordreds? Und wo ist die Gerudo hin? Fragen über Fragen, über die sich Symin den Kopf zerbrach, während Sebariell ein paar Worte an Eve richtete. Auch Sebariell hatte den Gedanken, dass Mordred vielleicht mehr wusste. Außerdem ermutigte er Eve, ihren Gefährten zu vertrauen.

    Direkt danach ergriff Brom das Wort. Er hatte wohl die ganze Zeit schon etwas auf dem Herzen und wollte es unbedingt loswerden. Es ging aber nicht um Mordred, sondern um das Artefakt, dass er in den Händen hielt. Es handelte sich wohl um ein Artefakt, dass Eve helfen würde, ihren Fluch zu unterdrücken - dafür kostete es sie aber Lebensenergie. Brom drückte Eve das Artefakt in die Hand und Eve guckte es mit großen Augen an. Sie warteten eigentlich alle auf Eves Reaktion, doch Symin konnte sich seine Gedanken nicht verkneifen. "Ich kann zwar nicht einschätzen, wieviel dieses Ding an deiner Kraft nagt, aber wir müssen den richtigen Mittelweg finden. Wir können weder dein Leben aufgeben, noch das der unschuldigen Menschen, die du töten könntest. Bisher ist dir das", Symin deutet mit seinem Kopf Richtung Stall, um zu zeigen, dass er das Massaker meint,"aber nur beim Blutmond passiert, oder? Das heißt, da sollltest du das auf jeden Fall tragen." Eve blickte Symin lange in die Augen, doch aus ihren Augen war keine Erkenntnis zu gewinnen. Wahrscheinlich war sie selbst sich nicht ganz sicher, wie das zu handhaben war...

    Maroni ist die Mehrzahl von Maronus. Esst meine Brüder nicht !

  • Evelyn drückte sich das Stoffdurch gegen ihre aufgeplatzte Lippe und sinnierte gedankenverloren vor sich hin, in dem sie in der Weite einen Punkt fixierte, den sie vollkommen mit ihren Blicken durchbohrte. Dabei fixierte sie nichts Spezielles. Es war eher ein Gedanke den sie versuchte zu ergreifen, eine Erinnerung, die sich immer und immer wieder in den Vordergrund drängte, ehe sie von diesem Funken abstand nahm und still in der Gruppe umherblickte. In ihrem Ausdruck lag ein grantiger Zorn der durch ihre eingefallenen Augenbrauen untermalt wurde. Dabei war sie nicht mal wütend auf den Umstand, nicht einmal wütend auf die Gruppe, auf sich selbst, es war eine Verachtung der Situation wegen, für etwas zu büßen, was sie nicht in ihrer Hand hatte. Es war die Bürde die ihr auferlegt wurde und womit sie nun zu kämpfen hatte und dabei erneut Leute mit ins Boot holte, die an und für sich nichts dafürkonnten. Ein tiefer Seufzer breitete sich aus ihren Lungen. Es war alles so viel einfacher, wenn man allein war. Sie senkte das weiße Tuch, das sich stellenweise rot gefärbt hatte, zerknüllte es unter ihren zarten Fingern wie Papier.


    Ihr war die Situation nicht fremd gewesen. So oft stand sie in Konfrontationen mit Anderen. Oft wurde auf sie eingeprügelt, verbal oder physisch, das machte keinen großen Unterschied und spielte auch keine Rolle, der Schmerz war in jeglicher Hinsicht derselbe. Eve musste schon immer der Fels in der Brandung sein, dessen brachiale Standhaftigkeit die Zeit überdauerte. Doch auch jeder noch so starke Fels würde nach einer geraumen und undefinierbaren Zeit brechen, bis nur noch ein Kieselstein im weiten Ozean am Strand angeschwemmt werden würde. Grausamer war der einfache Gedanke, dass umso mehr Zeit auf diesem Planeten verstrich, Evelyn immer weniger bereit war die Standhaftigkeit aufrecht zu erhalten. Sie war lange bereit, brechen zu wollen, um sich im tiefen Meer der Ungewissheit wiederzufinden. Evelyn wurde alt. Ihre Narben auf ihrer Seele mal zumal mehr. Sie war längst bereit einen Strich über alles zu setzen und doch hielt sie so viel an diesem Dasein, dass sie nicht einfach gehen konnte. Auf der einen Seite war es ihr egal, was mit ihr geschehen würde. Es wäre so einfach gewesen sich aus Allem zu stehlen, sich aufzugeben, nicht länger ankämpfen zu müssen. Auf der anderen Seite empfand sie es als feige, die Welt sich selbst zu überlassen, wo sie doch gute Chancen hatte gegen das Böse zu kämpfen. Es war nur anstrengend sich immer und immer wieder aufzuraffen, immer und immer wieder ansehen zu müssen, wie man fällt, immer und immer wieder das Gefühl des Abschlusses zu empfinden nur, dass sich andere Menschen wieder einmischten und ihr Leben in die Hand nahmen. Ihr Blick wich für einen kurzen Augenblick auf Sebariell. Hätte der Typ von vorhin sie jetzt auf der Stelle zu Tode geprügelt, Eve hätte es nicht beschwören können, sie hätte es auf sich ergehen lassen.


    Sie seufzte tief und mit einer unfassbaren Schwere, die sich nach und nach wieder auf ihren Schultern auflastete, schloss sie ihre Augen. Ihre Gedanken kreisten und es war schwer einen klaren Faden zu erkennen und so tat sich die Frau unglaublich schwer, diese Erfahrung in eine Schublade zu packen, diese Erfahrung zu verarbeiten, um sich emotional darauf einzulassen oder eben sich zu distanzieren. Die Entscheidung nach links zu gehen, um den Terror zu beenden, lag genauso ungewiss wie der rechte Weg, sich vollkommen darauf einzulassen, erneut Menschen in ihrem Umfeld mitzuziehen, bis entweder die Kriegerin, oder ihre Kameraden das Zeitliche segneten.


    Das Tuch, zerknüllt und unter ihren Fingern begraben, warf sie auf den Boden, dabei wandte sie sich von der Gruppe ab. Ihr brannte es auf der Zunge etwas zu erwidern, doch solange sie für sich selbst nicht vereinbaren konnte, auf welcher Seite sie stand, konnte sie das unangenehme Gefühl nicht abschütteln und dazu auch nichts sagen. Also tat sie das, was sie am Besten konnte und das war schweigen.


    Sie zündete sich eine Zigarette an und stopfte sich diese in den Mund, dabei hatte sie beide Hände auf ihren Hinterkopf gelegt und weiterhin in die Ferne geblickt. Dabei beobachtete sie, wie die Sonne stetig an Höhe gewann und die leichten Sonnenstrahlen ein wärmendes Gefühl auf ihrer Nasenspitze hinterließen. Schließlich durchbrach die lange und unangenehme Stille durch Sebariells Worte, die wie eine Klangschale um die Ohren der Kriegerin Wellen schlugen. Sie musste keckisch auflachen. ““Wir müssen etwas gegen den Fluch machen““ Sie drehte ihren Blick halb zur Seite. “Ich denke nicht, dass ihr Euch solch einer Herausforderung stellen solltet. In erster Linie wäre es das Einfachste, jeder würde sich um seinen Kram kümmern, dann lebt ihr länger und habt weniger Probleme mit meiner Wenigkeit.“ Sie drehte ihren Blick in Richtung des Stalls, dann schloss sie ihre Augen und öffnete diese erneut in Blickrichtung der Gruppe. Erst als Sebariell seine Worte fortfuhr und dabei die Aufrichtigkeit betonte, dass die Kriegerin ein Teil der Gruppe war, erkannte sie, dass es durchaus Menschen gab, die etwas von der Frau hielten. Dieses verdrängte Gefühl, war fast unangenehmer als die Ungewissheit, in der sich die Frau befand. Eine ausbreitende, freundliche Wärme, die die Frau drohte einzunehmen, die Akzeptanz, die sie hier erfuhr, war eine ziemlich lange Zeit vergessen gewesen, sodass das Herz der Kriegerin einen Schlag aussetzte. Sie wusste nicht damit umzugehen, also schluckte sie und schwieg.


    Sie erkannte schnell, dass die Gruppe in eine beschlossene Richtung einschlug, in der Eve nicht das Ruder in der Hand hatte. Die Gruppe hatte es sich zur Aufgabe gemacht der Kriegerin beizustehen und dabei galt es nun, vollkommen ehrlich zu sich und zu den anderen zu sein. In den analytischen Worten ihrer Mitstreiter steckten viele Emotionen, die klar zu deuten waren, sie waren von ihrem Plan überzeugt und würden nicht davon abzubringen sein. Eve lächelte für einen kurzen Augenblick, dann verschränkte sie ihre Arme vor ihrer Brust, hatte die rechte Hand angewinkelt, die ihre Zigarette hielt. “Na gut. … Mordret weiß tatsächlich nicht mehr über das Ganze als ich. Ich denke sogar, dass er noch weniger weiß, da wir die Erfahrung mit dem Blutmond nun haben. Mordret hatte anfänglich nach den Artefakten gesucht und eines gefunden, wusste aber nicht wie man es benutzte, also haben seine Lakaien Malkus und mich damals aufgesucht um mehr aus mir zu quetschen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht einmal, dass die Schriftrollen die ich dabeihatte, eine Karte waren, die eben zu diesen Artefakten führen. Als es zu diesem kleinen Unfall kam und ich irgendwie mit diesem Artefakt verschmolz, fing Mordret an mich zu jagen.“ Sie blies einen Schwall von Rauch aus ihren Lippen. “Mordret wäre höchstens ein wichtiges Ziel, sollte er im Besitz weiterer Artefakte sein. Ihr seht ja selbst, was passieren kann, wenn man ES nicht kontrollieren kann. Wenn Mordret also 5 weitere bei sich hat, wäre es das Ende für uns alle.“ Sie fing an kleine Kreise zu laufen. Dabei hatte sie nachdenklich ihre Hand an ihren Lippen, die genüsslich an der Zigarette zogen. Ihre angeschwollene Wange, pochte wie bei einem Preisboxer in der 10ten Runde.


    “Wenn wir allerdings die Möglichkeit hätten …“ Dieses Mal hatte sich Brom zu Wort gemeldet, der etwas in seinen Händen hielt. Es war eine Art Brosche, die man an einer Rüstung anbringen konnte. Interessiert und neugierig, hatte sie ihren Blick darauf geworfen. Brom fing an zu erzählen. Dabei hing die Braunhaarige so stark an seinen Lippen, dass der eingerollte Tabak, ummantelt vom vergilbten Papier des Nikotins, Ascheschwaden warf und diese dabei verglühend zu Boden fielen. “Flüche unterdrücken?“ Ihr Geist war messerscharf. “Tatsächlich ist dieser Fluch wie …“ Sie schnippte mit den Fingern um einen passenden Vergleich zu finden, dabei sah sie zu Brom. “Es ist, als würde jemand in mir wohnen. Mit diesem Etwas besteht eine Verbindung, geistiger Natur. Ich verstehe Großteils kein Wort von dem, was mir dieses Etwas sagt und trotzdem kommunizieren wir hin und wieder miteinander. Diese Verbindung allerdings bewusst hervorzurufen, das habe ich bisweilen nicht versucht. Es war bisher immer so, dass, ich nenne es mal Alter Ego, zum Vorschein trat, wenn ich in Gefahr war.“ Sie blinzelte einmal, steckte die Zigarette zurück an ihren Platz, zwischen Mundwinkel und aufgeplatzter Lippe, die sofort einen brennenden Schmerz entfachte, als das Papier sich auf die Wunde drückte. Nun färbte sich das Zigarettenpapier gelb-rötlich. “Wenn dein Artefakt also die bewusste Verbindung unterbricht, könnte ich versuchen die Stärke des Wesens zu verwenden und kontrolliert zu lenken.“ Sie nahm die Brosche von Brom und umschloss es in ihrer Hand. Nun musste sie lachen. “Haha! Guter Kerl. Was gibt es denn nicht, was mich zurzeit nicht tot sehen will? Angefangen von wütenden Bauern mit Mistkabeln bis hin zu einem Kapuzenorden der bereit ist über Leichen zu gehen. Da ist ein Artefakt, das dich aussaugt, doch das geringste …“ Sie unterbrach ihren Satz und verzog ihr Gesicht. Ein Pochen dröhnte durch ihren Schädel und ein kleiner Impuls ausgehend von einem Aussetzen ihres Herzens, ließ die Frau ins Wanken geraten. Dabei machte sie einen Schritt nach hinten und umschloss die Brosche von Brom um ein festeres Stück. “I-ich … Ich glaube es funktioniert. Zumindest fühlt es sich so an, als wäre jemand nicht sehr begeistert davon, dass ich dieses Teil in meiner Hand halte.“ Als Symin seine Worte an die Frau richtete, nickte sie mit einem verschwitzten und anstrengenden Blick. “Eigentlich waren mein Alter Ego und ich bisweilen auf einer koexistierenden Ebene. Ich hatte nicht das Gefühl, dass mich etwas auffressen oder kontrollieren würde. Im Gegenteil. Die eine Hälfte profitierte von dem was die andere hatte und anders herum. Der Blutmond scheint etwas in mir ausgelöst zu haben, was auch die andere Seite verrückt machte. Vielleicht ist dieser gottverdammte Mond der Schlüssel um aus mir auszubrechen.“ Sie sammelte sich und richtete sich auf.


    “Ich sehe das wie du, Kleiner. Ich werde das Teil zu jedem Preis tragen und versuchen die Stärke daraus zu gewinnen. Es zumindest zu verstehen, denn bisher habe ich die Tatsache eigentlich mehr oder weniger verdrängt. Sollte es uns gelingen die Macht zu nutzen, wäre das für unsere Feinde bitter und für uns zum Vorteil. Sollte es schief gehen, gehe ich drauf. Ich sehe das als Win Win Situation, da der Worst Case sowieso meinen Tod bedeutet.“ Sie Nickte nun Brom zu. “Ich weiß dein Händlergeschick zu schätzen. Wirklich. Ich stehe tief in deiner Schuld und bedanke mich aufrichtig bei dir. Solltest du einen Gefallen von mir einfordern, ich werde diesen erwidern.“ Ihre Aufrichtigkeit lag streng in der Luft. “An den Rest. Ich danke euch. Es ist schwer zu akzeptieren, dass es Leute gibt, die wegen mir durch das Feuer gehen. Ich weiß nicht damit umzugehen, da ich dieses Gefühl der Akzeptanz eine lange Zeit nicht gespürt hatte. Ich hatte vergessen wie es ist, wahrliche Freunde zu besitzen. Dafür bedanke ich mich ebenso aufrichtig.“ Sie blickte zu Malkus. “Ich kann jetzt verstehen, warum du in diesen Menschen hier deine Familie gefunden hast. Das freut mich ungemein.“ Sie lächelte mit einem Ausdruck, der selbst die aufgehende Sonne in den Schatten stellte. “Wir sollten tatsächlich Mordret suchen und in Erfahrung bringen, was er weiß und was er besitzt, damit wir den Terror ein für Allemal aus der Welt schaffen können!“ Sie schnippte die aufgerauchte Zigarette auf den Boden und strich sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr, in ihrer Linken, hatte sie noch immer die Brosche von Brom fest umschlossen.

  • "Mordred"


    Als der Name abermals über Eves lippen rollte, erinnerte sich Malkus an die Schrecken, die er mit dem Mann verband. Nein, die er mit diesem Monster verband. Mordred hatte jegliches Menschsein hinter sich gelassen, als er beschlossen hatte, sich auf die Suche nach den Artefakten zu begeben und ihn wieder auferstehen zu lassen. Das uralte Böse, die Geisel des Landes, das vor vielen Jahren in einer großen Schlacht versiegelt wurde. Zumindest erzählte man sich das. Diejenigen, die dabei waren, wollten nicht darüber sprechen und die, welche es nicht besser wussten, erfanden die wildesten Geschichten über die Verheerung, die das Land eines fest im Griff hatte. Weder der legendäre Held noch die Prinzessin waren jemals wieder gesehen worden, zumindest, wenn man den Legenden trauen konnte. Malkus wusste nie, was er über die Geschichten halten sollte, die sich Reisende oder Händler oder einfach Wichtigtuer zu später Stunde erzählten. Er selbst hatte schon seine Version dieser Geschichte umgedichtet, um ein Mädchen ins Bett zu bekommen, hatte den Erzählungen aber niemals allzu viel Wert beigemessen. Bis er auf Eve, Morgan und ihn traf. Mordred, Morgans verfluchter Bruder, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, sein bedauerliches Räuberleben hinter sich zu lassen, nachdem er von mächtigen, magischen Gegenständen erfuhr, die es bewerkstelligen konnten, die alte Macht heraufzubeschwören. Eine Macht, die noch schlimmer war, als hunderte Blutmonde zugleich und die nur darauf wartete, auf diese Seite der Welt überzusetzen und alles zu verschlingen, was sich ihr in den Weg stellte. Dies war auch der Zeitpunkt gewesen, wo Malkus sein altes Leben hinter sich lassen wollte, um Teil etwas größerem zu werden. Nachdem Eve von ihm in diesem vermaledeiten Gefängnis irgendwo in der Wüste getrennt worden war, hatte Malkus das Schlimmste befürchtet. Um diese Gedanken zu verdrängen, hatte er sie im Alkohol ertränkt. Eve unter diesen Umständen wieder getroffen zu haben, schien Schicksal zu sein. Malkus' Kopf brummte vom vielen Nachdenken, die Sekunden, die derweil verstrichen waren, hatten sich für ihn wie Stunden angefühlt, die er gedankenverloren in seiner Vergangenheit umherirrte.


    Sebariell blickte ihn erwartungsvoll an. Malkus kam wieder zu sich. "Mordred" wiederholte er. "Ich weiß, nicht, wie wir ihn finden könnten, aber ich weiß, wer es kann." Malkus schaute zu Eve. Sie verstand sofort, aber ihr Blick sagte Malkus, dass sie auch keinen blassen Schimmer zu haben schien, wo derjenige war, der sie auf die Spur seines Bruders führen konnte. Er hatte sich damals mit seinem Schicksal abgefunden und wollte wohl nichts mehr mit Mordred zu tun haben. Vielleicht war er auch schon tot. Man konnte nie wissen. Malkus bezweifelte zwar, dass es so leicht war, Morgan Hector Sullivan zu töten, aber nichts schien mehr möglich und er traute Mordred zu, dass er selbst vor seinem eigenen Fleisch und Blut nicht halt machen würde, wenn es darum ging, seinen Plan in die Tat umzusetzen.


    Im nächsten Augenblick musterte er die Brosche, welche Eve fest umschloss. "Lasst uns hoffen, dass dieser Gegenstand auch wirklich hält, was euch dieser Händler versprochen hat. Wie habt ihr diesen Kerl gleich noch einmal gefunden?" Malkus, der selbst schon das ein oder andere Stück Holz oder einen Stein mit außergewöhnlicher Form einem leichtgläubigen Passanten als Glücksbringer, Fluchbrecher oder Potenzmittel angedreht hatte, hatte seine Zweifel an der Echtheit dieser Brosche. Es hörte sich für ihn etwas zu gut an. Er vertraute Broms Gefühl, immerhin schien es, als wäre der Gorone nicht erst seit gestern als Händler in Hyrule unterwegs und auf seinem Weg waren ihm bestimmt schon der ein oder andere Betrüger untergekommen, dennoch hatte er ein eigenartiges Gefühl dabei. "Ich hoffe, dass es erst garnicht dazu kommt, dass du diesen Glücksbringer einsetzen musst" wandte er sich weiter an Eve, während die Gruppe ihren Weg in das nahe Wäldchen fortsetzte.

    Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

    #75: Me and the Boys


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    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"