Ich war 1993 im Kino um mir dieses Spektakel anzusehen. Damals zarte 11 Jahre alt, habe ich mir Jurassic Park mit meiner Mutter im Kino angeschaut und war absolut fasziniert.
Jurassic Park war nicht nur ein Film sondern ein Phänomen, was zum einen zu vielen Specials im Fernsehen mit sich brachte, ich hatte z.B. eine Making-Off-Sendunga damals extra von meinen Eltern auf VHS aufzeichnen lassen.
Es gab Spielzeuge und eine neue Dino-Welle war losgetreten, jeder wollte ein Stück vom Dino-Kuchen abhaben.
Steven Spielbergs Jurassic Park ist nicht einfach nur ein Dino-Film, er ist ein Meilenstein des Blockbuster-Kinos und visueller Effekte.
Eine Mischung aus Abenteuer, Horror, Wissenschafts-Thriller und philosophischer Auseinandersetzung mit den Grenzen menschlicher Selbstüberschätzung.
Wenn Wissenschaft auf Wahnsinn trifft
Die Handlung basiert auf Michael Crichtons gleichnamigem Roman und dreht sich um ein revolutionäres, aber fragwürdiges Unterfangen.
Mit Hilfe von in Bernstein konservierter DNA klont der Milliardär John Hammond echte Dinosaurier und baut auf einer abgelegenen Insel einen Freizeitpark, den Jurassic Park.
Doch Natur ist unkontrollierbar. Als der korruptionsanfällige IT-Techniker Dennis Nedry das Sicherheitssystem sabotiert, geraten die Dinosaurier außer Kontrolle.
Das Resultat: Ein Kampf ums Überleben zwischen Mensch und urzeitlichen Raubtieren.
Spielberg inszeniert nicht nur ein Abenteuer, sondern eine Reflexion über Wissenschaft und Ethik.
Die Selbstüberschätzung des Menschen: Hammond glaubt, dass er die Natur beherrschen kann, doch Ian Malcolm bringt es auf den Punkt: "Life finds a way."
Kapitalismus vs. Wissenschaft: Die Wissenschaftler sind fasziniert von der Entdeckung, aber skeptisch gegenüber der kommerziellen Nutzung. Malcolm und Grant warnen, dass Wissenschaft ohne Verantwortung gefährlich ist.
Natur vs. Technologie: Während der Park mit modernster Technik abgesichert ist, scheitert er genau daran, denn die Natur lässt sich nicht in ein System zwängen.
Diese Themen sind auch heute aktuell denn Gentechnik, Künstliche Intelligenz und Klimawandel.
Jurassic Park ist eine Metapher für die Gefahren unkontrollierter wissenschaftlicher Fortschritte.
Die Charaktere sind mehr als nur Dino-Futter
Ein großer Grund, warum Jurassic Park funktioniert, sind seine Charaktere. Sie sind nicht nur da, um gefressen zu werden, sie treiben die Handlung voran und verkörpern verschiedene Perspektiven auf Wissenschaft, Ethik und Chaos.
Dr. Alan Grant (Sam Neill) – Der Skeptiker
Grant beginnt als pragmatischer Wissenschaftler, der Dinos nur als Fossilien kennt. Er ist kein Fan moderner Technik und mag keine Kinder, was etwas ironisch ist, denn er wird am Ende quasi zum Ersatzvater für Lex und Tim.
Seine Entwicklung vom verschlossenen Einzelgänger zum Beschützer ist subtil, aber wirkungsvoll.
Dr. Ellie Sattler (Laura Dern) – Die Realistin
Ellie ist nicht nur Grants Kollegin, sondern auch eine scharfsinnige Analytikerin. Sie erkennt als Erste, dass der Park nicht sicher ist, und beweist sich als toughe Figur, insbesondere in der Szene, in der sie sich alleine den Velociraptoren stellt.
Dr. Ian Malcolm (Jeff Goldblum) – Die Stimme der Vernunft
Malcolm ist der Chaos-Theoretiker und quasi der prophetische Warner des Films.
Seine berühmte "Life finds a way"-Theorie bewahrheitet sich und seine ironische, coole Art macht ihn zur Kultfigur.
Er bringt eine humorvolle, aber kritische Sichtweise ein, die verhindert, dass der Film sich selbst zu ernst nimmt.
John Hammond (Richard Attenborough) – Der naive Schöpfer
Hammond ist kein klassischer Bösewicht, sondern eine tragische Figur.
Er glaubt wirklich, etwas Wundervolles geschaffen zu haben, doch sein Idealismus macht ihn blind für die Risiken. Interessanterweise ist er im Roman weit unsympathischer, Spielberg macht ihn menschlicher, indem er ihm eine Art Läuterung am Ende gibt.
Dennis Nedry (Wayne Knight) – Gier als Untergang
Nedry ist der klassische „Kapitalismus frisst sich selbst“-Charakter: Ein gieriger IT-Techniker, der wegen Geld einen Riesenfehler macht.
Seine Szene mit dem Dilophosaurus zeigt perfekt, wie der Film Bestrafung für Hybris inszeniert, er hält das kleine, süße Ding für relativ harmlos… bis es ihm ins Gesicht spuckt und ihn frisst.
Die Effekte sind gut gealtert und teilweise besser als in modernen Blockbustern
Hier setzte Jurassic Park Maßstäbe.
Die Kombination aus CGI und Animatronics macht die Dinosaurier bis heute lebendiger als viele reine CGI-Kreaturen.
CGI: Industrial Light & Magic (ILM) revolutionierte 1993 die Branche mit den ersten wirklich überzeugenden CGI-Kreaturen im großen Stil. Der T-Rex, die Brachiosaurier, sie sehen heute noch erstaunlich gut aus. Am besten aber in Szenen wo Dunkelheit taktisch eingesetzt wird.
Animatronics: Stan Winston und sein Team schufen lebensgroße Dino-Modelle, die für Nahaufnahmen verwendet wurden. Besonders der animatronische T-Rex in der Regen-Szene ist legendär.
Mischung aus echten Hintergründen und Effekten: Spielberg nutzte CGI nur, wenn es nötig war, und kombinierte es mit realen Kulissen – das verleiht dem Film eine zeitlose Qualität und authentische Optik.
Kein Wunder, dass viele finden Jurassic Park sieht besser aus als manche moderne Blockbuster mit ausufernder CGI-Nutzung.
Spannend inszeniert und teilweise überraschend derbe
Spielberg ist ein Meister der Suspense, und Jurassic Park ist voll von perfekt getimten Spannungsszenen:
Die T-Rex-Ausbruch-Szene ist für mich der Höhepunkt des Films:
Die Wasserwellen im Becher – ein einfaches, aber geniales visuelles Signal für Bedrohung.
Kein Score – nur der Regen, das Atmen und das Dröhnen der Schritte.
Der erste Blick auf den T-Rex damals ein absoluter Wow-Moment, auch der erste Schrei des T-Rex der einfach nur episch ist.
Der Moment, in dem der T-Rex das Auto angreift ist beängstigend realistisch und gibt mir heute noch Gänsehaut.
Ein weiteres Beispiel ist die Velociraptor-Küchen-Szene einfach ein Meisterwerk der Spannung:
Kinder als wehrlose Protagonisten die von diesen Tötungsmaschinen gejagt werden, maximale Anspannung.
Clevere Nutzung von Spiegeln, Geräuschen und Licht um die Effekte zu verschleiern und die Bedrohung echt wirken zu lassen.
Die Szene fühlt sich fast wie ein Horrorfilm an, nur halt mit Dinosauriern.
Spielberg nutzt in Jurassic Park die Hitchcock-Technik: Man zeigt das Monster nicht zu früh, sondern baut Spannung über Andeutungen auf.
Ist Jurassic Park perfekt?
Perfekter Film existiert meiner Meinung nach nicht, es gibt einige kleine Schwächen:
Die Nebencharaktere (Gennaro, Muldoon) sind eher eindimensional.
Manche Dialoge sind etwas zu „erklärend“, vor allem in Hammonds Monologen.
Die Kids sind manchmal etwas nervig, aber das ist Geschmackssache.
Finde ich aber allesamt absolut verschmerzbar wenn man den Film als gesamtes sieht.
Fazit
Meiner Meinung nach bietet Jurassic Park die perfekte Mischung aus Abenteuer, Horror und Sci-Fi.
Er bietet geniale Effekte, die ziemlich gut gealtert sind durch verschiedene Einsatzmethoden von praktischen und CGI Effekten.
Es werden, trotz des Blockbuster / Popcorn-Film Status tiefgründige Themen angesprochen die auch heute noch Relevanz haben.
Es werden unvergessliche Charaktere und ikonische Szenen geboten.
Die spannenden Szenen haben eine unheimliche Wucht, der Sound ist perfekt und verleiht den Szenen so viel Wumms.
Jurassic Park ist nicht nur ein Klassiker, sondern eine Blaupause für intelligentes gutes Blockbuster-Kino.
Als kleiner Zusatz schauen wir uns doch mal an in wieweit sich Buch und Film unterscheiden.
Es gibt einige signifikante Unterschiede zur Romanvorlage von Michael Crichton.
Während der Film ein spektakuläres Abenteuer mit Horror-Elementen ist, ist das Buch düsterer, wissenschaftslastiger und gesellschaftskritischer.
Die größten Unterschiede zwischen Buch und Film:
1. John Hammond
Im Film: Hammond ist ein liebenswerter, wenn auch naiver Visionär.
Er liebt seine Dinosaurier und will seinen Park für Kinder schaffen. Am Ende ist er geläutert und erkennt seine Fehler.
Im Buch: Hammond ist ein rücksichtsloser Geschäftsmann, dem es nur um Profit geht. Er ist arrogant, respektiert die Wissenschaftler nicht und ignoriert alle Warnungen. Sein Tod im Buch ist ironisch: Er wird von winzigen, aber tödlichen Procompsognathus-Dinos (Compys) gefressen, als Strafe für seine Selbstüberschätzung.
2. Ian Malcolm
Im Film: Jeff Goldblum spielt Malcolm als coolen, sarkastischen Theoretiker mit Charme und Humor. Nach seiner Verletzung verschwindet er für eine Weile aus der Handlung, kehrt aber am Ende als Überlebender zurück.
Im Buch: Malcolm hat eine noch größere Rolle und hält lange Monologe über die Gefahren der Gentechnik. Er wird schwer verletzt und stirbt scheinbar an einer Blutvergiftung, allerdings kehrt er in der Buchfortsetzung "The Lost World" lebendig zurück (Crichton hatte ihn ursprünglich sterben lassen, wurde aber für die Fortsetzung "überredet", ihn wiederzubeleben).
3. Alan Grant
Im Film: Grant wird als kinderfeindlich dargestellt, aber im Laufe des Films entwickelt er eine Vaterfigur-Beziehung zu Lex und Tim.
Im Buch: Grant mag von Anfang an Kinder und ist begeistert, als er Tim kennenlernt. Diese Entwicklung wird im Film hinzugefügt, um eine Charakterentwicklung zu zeigen.
4. Die Kinder
Im Film: Lex ist die ältere Schwester und wird als Hackerin dargestellt, die das Computersystem am Ende wieder zum Laufen bringt. Tim ist der Dino-Nerd.
Im Buch: Die Rollen sind vertauscht! Tim ist der Ältere, technikaffin und der größere Dino-Fan, während Lex die jüngere, eher nervige Schwester ist.
5. Der Park selbst
Im Film: Die Charaktere bewegen sich größtenteils zwischen dem Besucherzentrum, den Gehegen und dem Haupttor.
Im Buch: Die Insel ist viel größer, und es gibt mehr Gebiete, darunter eine riesige Flussfahrt, die im Film fehlt. Es gibt außerdem einen Brutbereich, wo klar wird, dass sich die Dinos bereits unkontrolliert vermehren.
6. Mehr Dinosaurier und brutalere Szenen im Buch
Im Buch gibt es viele Szenen, die im Film fehlen:
Die Flussfahrt mit dem T-Rex, wo Grant und die Kinder in einem Boot durch die Lagune fahren, während der T-Rex sie verfolgt.
Mehr Velociraptor-Szenen: Im Buch gibt es eine komplette Kolonie wilder Velociraptoren, die sich anpassen und Fluchtwege nutzen.
Der Tod von Henry Wu: Der Wissenschaftler wird im Buch von Velociraptoren getötet, während er das System zu reparieren versucht. Im Film überlebt er und taucht später in Jurassic World wieder auf.
Robert Muldoon überlebt im Buch! Im Film stirbt er mit seinem legendären Satz: "Clever girl." Im Buch entkommt er den Raptoren.
7. Der größere Fokus auf Wissenschaft im Buch
Das Buch enthält viele detaillierte Erklärungen über DNA-Klonung, Gentechnik und Chaos-Theorie. Der Film reduziert das auf wenige verständliche Dialoge, um das Tempo zu halten.
Interessant ist, dass die Dinos im Buch als noch fehlerhaftere Klone beschrieben werden, einige haben falsches Verhalten oder sterben zu früh.
Ich kann nur empfehlen sich auch das Buch auf dem der Film basiert zu besorgen, sowie den Nachfolger "The Lost World".
Ideen aus dem Buch die es nicht in den Film geschafft haben wurden dann teilweise anderweitig in anderen "Jurassic-Filmen" verwendet.