Moin zusammen,
ich hatte gestern mit einem Kumpel und 'ner Freundin eine Diskussion, die mich nachhaltig beschäftigt, und wollte einfach mal fragen wie hier so die generelle Meinung dazu ist. Vielleicht bin ich da auch mit meiner Sicht zu verbohrt. Um meinen Standpunkt zu verstehen, muss ich leider bei den beiden Büchern "Es" und "Der Anschlag" von Stephen King spoilern, wer die beiden Bücher noch nicht gelesen hat, es aber noch nachholen will, der sollte hier vielleicht aufhören zu lesen.
SPOILERS AHEAD
Gestern Abend beim Zocken kamen wir irgendwann von Elden Ring zu George R.R. Martin zu Stephen King und dann zu Es und Der Anschlag, quasi meine beiden Lieblingsbücher von King, die ich auch immer wieder empfehle, wenn ich jemandem King näherbringen möchte.
Bei ES gibt es ja die berühmt-berüchtigte Stelle relativ am Ende des Buchs nachdem der Klub der Verlierer Es besiegt hat und dann versucht durch die Kanalisation zu fliehen. Dabei kommt es zwischen den Akteuren (wie alt sind sie genau? ca. 12 vielleicht?) zu sexuellen Handlungen untereinander. Wie man da jetzt genau zu steht bzw. stehen soll, sei mal dahingestellt.
Mein Kumpel meinte dann, die Stelle sei ja schon echt merkwürdig und unnötig und hätte ihm das Buch am Ende kaputt gemacht, woraufhin ich dann meinte, dass das ja vielleicht gerade mal 2 Seiten in einem 1.200 Seiten dicken Buch sind und auch schon vorher sehr viel merkwürdiger Scheiß passiert ist, wie beispielsweise Das Ritual von Chüd (nur zur Erläuterung: hierbei geht es, soweit ich mich erinnern kann, darum dass man seinem Gegenüber in die Zunge beißt und sich Witze erzählt und wer als erstes lacht, hat verloren) und ich nicht verstehen könnte, wie man den ganzen merkwürdigen Shit vorher in Kauf nimmt, sich aber an der Szene dann so stört, und das obwohl sie (zumindest meiner Erinnerung nach) keine Relevanz für die Story hat, dass man das Buch am Ende als schlecht darstellt, obwohl der Großteil einem gefallen hat.
Der Anschlag dürfte wahrscheinlich weniger Leuten etwas sagen als Es. Hier geht es im Groben um einen Englischlehrer, der durch die Zeit reist, um das Attentat auf JFK zu verhindern und sich dabei in der Vergangenheit in eine Frau verliebt und mir ihr zunächst eine Affaire beginnt, woraus sich dann später eine Liebesbeziehung entwickelt.
Mich hat das Buch beim ersten Lesen total gefesselt und mir gingen die beiden Protagonisten Sadie und Jake tagelang nach dem Lesen nicht aus dem Kopf, ich weiß auch nicht warum. Zumindest empfehle ich seitdem jedem, der den frühen King mochte ihm jedoch irgendwann den Rücken gekehrt hat, diesen Roman.
In besagter Szene (an die ich mich im Übrigen nicht mal mehr erinnere, also für mich war sie dann wohl nicht so relevant) entjungfert Jake Sadie und anscheinend hat sie dabei auch direkt einen Orgasmus. Wie gesagt, ich habe die Szene nicht mehr vor Augen, so wurde sie mir nur von besagter Freundin geschildert, der ich das Buch empfohlen hatte, und sie sagte mir, dass sie das so lächerlich fand und die Szene so merkwürdig geschrieben, wie sich beide dann das blutige Bettlaken anschauen und Jake in der Szene wohl als Superlover dargestellt wurde, dass sie sich geweigert hatte, das Buch weiterzulesen.
Und das war so der Punkt, wo ich dann zu beiden meinte: Ey Leute, ganz ehrlich, wenn ihr bis zu dem Punkt eine gute Zeit mit dem Buch hattet, wieso reibt ihr euch so an diesen Szenen auf? Ich habe es nicht verstanden. Klar, einem muss nicht alles gefallen, was der Autor schreibt oder wenn einem das Buch von Anfang an nicht so richtig gefällt und es immer wieder Kleinigkeiten gibt, die einen stören bis zu dem Punkt, wo dann ein richtiger Klopper kommt, der das Fass zum Überlaufen bringt, dann kann ich es ja nachvollziehen, aber etwas aufgrund einer Stelle zu beenden oder im Nachhinein als schlecht zu bezeichnen, obwohl man zum Großteil damit 'ne gute Zeit hatte, verstehe ich irgendwie nicht.
Wie seht ihr das? Habt ihr Beispiele, wo es bei euch genauso war? Hier muss sich natürlich nicht auf Bücher beschränkt werden, Filme, Spiele, Serien whatever, geht alles.