Kann euch das ein Werk kaputt machen?

  • Moin zusammen,


    ich hatte gestern mit einem Kumpel und 'ner Freundin eine Diskussion, die mich nachhaltig beschäftigt, und wollte einfach mal fragen wie hier so die generelle Meinung dazu ist. Vielleicht bin ich da auch mit meiner Sicht zu verbohrt. Um meinen Standpunkt zu verstehen, muss ich leider bei den beiden Büchern "Es" und "Der Anschlag" von Stephen King spoilern, wer die beiden Bücher noch nicht gelesen hat, es aber noch nachholen will, der sollte hier vielleicht aufhören zu lesen.


    SPOILERS AHEAD


    Gestern Abend beim Zocken kamen wir irgendwann von Elden Ring zu George R.R. Martin zu Stephen King und dann zu Es und Der Anschlag, quasi meine beiden Lieblingsbücher von King, die ich auch immer wieder empfehle, wenn ich jemandem King näherbringen möchte.


    Bei ES gibt es ja die berühmt-berüchtigte Stelle relativ am Ende des Buchs nachdem der Klub der Verlierer Es besiegt hat und dann versucht durch die Kanalisation zu fliehen. Dabei kommt es zwischen den Akteuren (wie alt sind sie genau? ca. 12 vielleicht?) zu sexuellen Handlungen untereinander. Wie man da jetzt genau zu steht bzw. stehen soll, sei mal dahingestellt.

    Mein Kumpel meinte dann, die Stelle sei ja schon echt merkwürdig und unnötig und hätte ihm das Buch am Ende kaputt gemacht, woraufhin ich dann meinte, dass das ja vielleicht gerade mal 2 Seiten in einem 1.200 Seiten dicken Buch sind und auch schon vorher sehr viel merkwürdiger Scheiß passiert ist, wie beispielsweise Das Ritual von Chüd (nur zur Erläuterung: hierbei geht es, soweit ich mich erinnern kann, darum dass man seinem Gegenüber in die Zunge beißt und sich Witze erzählt und wer als erstes lacht, hat verloren) und ich nicht verstehen könnte, wie man den ganzen merkwürdigen Shit vorher in Kauf nimmt, sich aber an der Szene dann so stört, und das obwohl sie (zumindest meiner Erinnerung nach) keine Relevanz für die Story hat, dass man das Buch am Ende als schlecht darstellt, obwohl der Großteil einem gefallen hat.


    Der Anschlag dürfte wahrscheinlich weniger Leuten etwas sagen als Es. Hier geht es im Groben um einen Englischlehrer, der durch die Zeit reist, um das Attentat auf JFK zu verhindern und sich dabei in der Vergangenheit in eine Frau verliebt und mir ihr zunächst eine Affaire beginnt, woraus sich dann später eine Liebesbeziehung entwickelt.

    Mich hat das Buch beim ersten Lesen total gefesselt und mir gingen die beiden Protagonisten Sadie und Jake tagelang nach dem Lesen nicht aus dem Kopf, ich weiß auch nicht warum. Zumindest empfehle ich seitdem jedem, der den frühen King mochte ihm jedoch irgendwann den Rücken gekehrt hat, diesen Roman.

    In besagter Szene (an die ich mich im Übrigen nicht mal mehr erinnere, also für mich war sie dann wohl nicht so relevant) entjungfert Jake Sadie und anscheinend hat sie dabei auch direkt einen Orgasmus. Wie gesagt, ich habe die Szene nicht mehr vor Augen, so wurde sie mir nur von besagter Freundin geschildert, der ich das Buch empfohlen hatte, und sie sagte mir, dass sie das so lächerlich fand und die Szene so merkwürdig geschrieben, wie sich beide dann das blutige Bettlaken anschauen und Jake in der Szene wohl als Superlover dargestellt wurde, dass sie sich geweigert hatte, das Buch weiterzulesen.


    Und das war so der Punkt, wo ich dann zu beiden meinte: Ey Leute, ganz ehrlich, wenn ihr bis zu dem Punkt eine gute Zeit mit dem Buch hattet, wieso reibt ihr euch so an diesen Szenen auf? Ich habe es nicht verstanden. Klar, einem muss nicht alles gefallen, was der Autor schreibt oder wenn einem das Buch von Anfang an nicht so richtig gefällt und es immer wieder Kleinigkeiten gibt, die einen stören bis zu dem Punkt, wo dann ein richtiger Klopper kommt, der das Fass zum Überlaufen bringt, dann kann ich es ja nachvollziehen, aber etwas aufgrund einer Stelle zu beenden oder im Nachhinein als schlecht zu bezeichnen, obwohl man zum Großteil damit 'ne gute Zeit hatte, verstehe ich irgendwie nicht.


    Wie seht ihr das? Habt ihr Beispiele, wo es bei euch genauso war? Hier muss sich natürlich nicht auf Bücher beschränkt werden, Filme, Spiele, Serien whatever, geht alles.

  • Interessantes Thema, das ich tatsächlich nachvollziehen kann. Als Beispiel fällt mir gerade "Star Wars - In die Dunkelheit" ein. Das neueste Werk von Claudia Grey hatte gleich mehrere Elemente, die mich fast dazu trieben, das Buch wegzulegen. Einmal wurde wie wild das Wort "Sex" verwendet. Ich bin nicht so prüde, dass mich das Wort als solches triggert. Aber es wurde so schlecht und plakativ eingesetzt, dass ich ständig darüber stolperte.

    Ein anderes Element war ein "Charakter" des Buches, der grob gesagt einfach nur ein Stein war. Das war weder witzig noch sonst wie gut umgesetzt. Da habe ich mich wirklich gefragt, wie eine sonst so gute Autorin so etwas schreiben konnte.

    "Smile, my Dear. You know, you're never fully dressed without one!"




  • Bei ES gibt es ja die berühmt-berüchtigte Stelle relativ am Ende des Buchs nachdem der Klub der Verlierer Es besiegt hat und dann versucht durch die Kanalisation zu fliehen. Dabei kommt es zwischen den Akteuren (wie alt sind sie genau? ca. 12 vielleicht?) zu sexuellen Handlungen untereinander.

    Ich hab einige Bücher von King angefangen aber nie beendet weil sie für mich einfach unglaublich anstrengend geschrieben sind mit teilweisen heftigen Längen, nur soviel dazu. Daher hab ich auch ES nie gelesen nur den alten und neuen Film(e) gesehen.

    Bei der dir beschriebenen Szene frage ich mich halt wie kann es auf der Flucht aus der Kanalisation zu sexuellen Handlungen kommen?
    Mich stört dabei nicht das es zu sexuellen Handlungen zwischen Kindern und Jugendlichen kommt, weil das eigentlich völlig normal ist. Mich würde an der Szene stören das sie mir völlig abstrus und unlogisch vorkommt. Wie kommt man auf die Idee nach einen Kampf mit einem Monster was sexuelles zu machen? Da braucht man doch erst mal Zeit zum runter kommen! Und wie kommt man dann noch auf die Idee das in einer ekligen Kanalisation zu tun?
    Die Szene erscheint mir schon sehr abstrus und unlogisch

    Ob sie mir das Werk an sich kaputt gemacht hat kann ich nicht sagen, vor allem weil ich King sowieso nicht lesen kann.

    Die Zweite von dir beschriebene Szene mag vielleicht blöd sein aber ich halte das jetzt nicht für abstrus oder unrealistisch, könnte mir also das Werk definitiv nicht kaputt machen.

    "Ich war die Welt in der ich wandelte und was ich sah und hörte und fühlte kam nur durch mich selbst!"

    "Vielleicht werde ich ewig Leben oder vielleicht ist das auch nur ein allerletzter Traum vor dem ewigen Tod!"

  • Wenn ich mich recht entsinne, ging es bei der Gruppensex-Szene in ES darum, dass die Kinder/Jugendlichen zu der Erkenntnis gelangen, dass sie ES nur dann völlig hinter sich lassen können, wenn sie ihre Unschuld verlieren. Die Kanalisation hatte sich in ein unüberwindbares Labyrinth verwandelt, weil noch genug von ES übrig war, um mit den kindlichen Ängsten der Protagonisten zu spielen. In einer dunklen Kanalisation zu sterben, weil man nicht mehr herausfindet, fällt in dieses Schema. Klar, King hätte es irgendwie anders lösen können. Oder ganz auf dieses "Hindernis" verzichten können, da es keine wirkliche Auswirkung auf die Story hat. Da werden dann eben Stimmen laut, die sagen, dass King diese Stelle unbedingt schreiben wollte. Vor allem in seinen früheren Werken neigte King oft dazu, Dinge grafisch zu beschreiben, bei denen der Leser denkt: "Muss das jetzt sein?"


    King betont immer wieder, dass seine Bücher für den Leser eine Achterbahnfahrt sein sollen. Sie sollen alle Facetten des Horrors kennenlernen. Sieben Kinder, die sich in einer Kanalisation verirren und als einzigen Ausweg zu sexuellen Handlungen übergehen müssen, schlägt einem mehr auf den Magen als entstellte Leichen, grausige Monster und das typische "Da versteckt sich etwas im Schrank"-Gefühl. Als ich das Buch zum ersten Mal las, war ich 13 oder 14. Also ungefähr so alt wie die handelnden Figuren. Da habe ich noch nicht darüber nachgedacht, dass das falsch und im höchsten Maße schockierend ist, sondern dachte nur: "Höhöhö, geil, Sexszene!" Als ich das Buch dann nochmal als Erwachsener las, fühlte ich mich bei der Stelle sehr unwohl. Als würde ich etwas sehen, was ich nicht sehen sollte. Und das ist meiner Ansicht nach auch eine Facette von Horror.


    Man kann den Leuten eben nicht oft genug sagen, dass King zwar einer DER Bestsellerautoren unserer Zeit ist, seine Bücher (vor allem die aus der Zeit, als er jeden Tag bis unter die Schädeldecke betrunken und/oder high war) nichts für schwache Gemüter sind und man dort mit mehr als "Das Ding unter der Kellertreppe" konfrontiert wird.


    Somit macht diese kurze, aber doch sehr intensive Szene das Buch für mich nicht kaputt, sondern passt hervorragend in das Gesamtbild des Romans, der vom Verlust der kindlichen Unschuld und wie sie wieder entdeckt werden muss, handelt.

  • Fernab von der Bedeutung dessen, was in der Szene in ES passiert, finde ich die Stelle einfach mega scheiße beschrieben, unsinnig und dumm. Da kann man sich jetzt auch einen Grund aus der Nase ziehen, dass macht die ganze Szene nicht weniger beschissen – bei meinen Re-Reads tendiere ich dazu die Szene einfach zu überspringen.

    (Generell wäre es gutgetan, wenn King nichts Sexuelles schreibt. Der kann viel, aber das so überhaupt nicht…)


    Ist trotzdem eins meiner liebsten Bücher. In dem Fall hat es mir das Werk also bei Weitem nicht kaputt gemacht.


    Allerdings kommt es für mich trotzdem manchmal vor, dass eine Kleinigkeit für mich eine Sache kaputt macht. Das Alphabethaus von Jussi Adler-Olsen fand ich erst einmal ziemlich gut und dann kam das Ende, welches ich so schlecht und unbefriedigend empfand, dass ich das Buch keiner Menschenseele mehr empfohlen habe.


    Ich hätte auch einfach das letzte Kapitel (oder war es vielleicht sogar der Epilog…?) ignorieren können, aber für mich ging es nicht, weil alles was am Ende passiert ist, die Reise für mich zerstört hat. Demnach kommt es wohl für mich darauf an, welchen Einfluss die Szene rückwirkend auf die Philosophie des Buchs hat.

    Denn in dem Fall ging es nicht um eine spezielle Szene im Einzelnen, die mir missfallen hat, sondern um die Schlussfolgerung, welche das Ganze mit sich gezogen hat. Für mich war es tatsächlich auch etwas unlogisch im größeren Sinne. Praktisch, als würde man das ganze Buch über für A kämpfen und am Ende sagt das Buch „Okay, A ist scheiß egal – The End!“ – warum dann überhaupt die zig Kapitel davor, wenn es am Ende sowieso irrelevant ist.


    GRRRR!


    Mehr fällt mir spontan nicht ein, aber ich bin mir sicher, dass es schon vorgekommen ist. Solche Gefühle sind auch nicht immer (oder sogar selten) rational. Wenn einem etwas zuwider ist; aus welchen Gründen auch immer; wendet man sich davon ab. Ich bin da auch niemand eine Rechtfertigung schuldig. Und wenn ich ein Medium abbreche, weil dort einer Norbert heißt, ist es ja noch immer meine Sache. Wenn andere dies nicht tun, ist es aber natürlich auch völlig legitim.

  • Besitzergreifende weibliche Figuren stören mich extrem in Büchern. Ich habe so einige Werke in letzter Zeit gelesen, wo ich mir sehr oft dachte "Boah Mädel, komm klar!"

    Irrationale Eifersucht finde ich zum Beispiel so unerträglich, dass ich die Verbindung zu der Figur verliere und damit auch oft die restliche Story. Wenn ihr Freund seine Exfreundin trifft, mit der er vor ner Ewigkeit zusammen war, lange bevor sie ihn kannte und ich dann sowas lese wie "Ein Stich der Eifersucht durchfuhr mich", dann bin ich schon drauf und dran, das Buch wegzulegen, obwohl ich eine Seite vorher vielleicht noch dachte, dass sie ja echt witzig oder cool ist. Ich kann das nicht ausstehen.


    Explizite Inhalte stören mich in Büchern nicht; ich komme sogar mit toxischen Verbindungen klar, ob nun Familie, Kollegen oder Partner - alles für mich kein Problem. Es kommt für mich auf andere Dinge an. Aber Eifersucht... keine Ahnung, ich hasse eifersüchtiges Verhalten, auch im RL. Ich verstehe das nicht und kann es nicht nachvollziehen. Man denkt sich halt, dass beide Protagonisten eigentlich so eine schöne Beziehung haben und dann kommt sie mit "Ich will aber nicht, dass du eine fremde Frau nach der Uhrzeit fragst!"


    Das ist so abwertend, entwertend und so ein hässliches und abstoßendes Verhalten, dass ich die Figur dann absolut gar nicht mehr ernstnehmen kann.

  • Es gibt schon Dinge, die ein Werk für mich kaputt machen können. Und zwar immer dann wenn ein Buch mitten im Geschehen auf einmal zu lange von der eigentlichen Handlung abdriftet.


    Es gibt Bücher die habe ich dann tatsächlich abgebrochen oder aber ich bin gar nicht erst so richtig rein gekommen und habe dann das Interesse verloren. Es gibt auch Bücher, da musste ich mich festbeißen, mich förmlich durchquälen bis ich dann endlich in die Phase kam, wo das Lesen dann wieder Spaß gemacht hat.


    Das hatte ich beim Buch Herr der Ringe in den ersten 150 Seiten. Ich musste mich selbst prügeln und dran bleiben und ab da war ich wie besessen von dem Buch. Aber es hat gedauert und ich war einige Male kurz vorm aufgeben.


    Oder eben auch bei einem meiner Lieblingswerke "ES".

    Die Sex-Szene wurde kontovers diskutiert und auch ich bin der Meinung ,dass King sie hätte einfach weglassen sollen. Gestört hat sie mich jetzt nicht wirklich geschweige denn ,dass sie das Buch für mich kaputt gemacht hat. Aber das Buch wäre ohne diese Seiten genauso gut gewesen und viele hitzige Diskussionen wären so gar nicht erst entstanden. Auch das Ritual von Chüd (Oder so ähnlich) fand ich serwohl gelungen. Es ist in den Filmen nicht wirklich umgesetzt worden, weil es wohl nicht ohne weiteres umsetzbar ist aber mir gefällt die Beschreibung der Sache, dass ES in einer anderen Dimension und auf eine eben ganz anderen Art und Weise bekämpft werden muss (Die Schildkröte hilft).


    Schlimm fand ich in dem Werk die grob 50-70 Seiten, wo Stanley Uris bis auf das kleinste Detail beschrieben wird. Er und seine Frau. Er, wie die anderen auch, beruflich sehr erfolgreich. Sie, sehr sehr konservativ und generell leben beide sehr ruhig und sehr spießig. Eine Weißweinschorle am Wochenende ist da schon eine rebellische Ausnahme.


    Ich erinner mich noch daran, wie ich das Buch das erste Mal gelesen habe und kurz davor war das Buch abzubrechen. Ich glaube auch, dass ich beim zweiten Mal diese Seiten übersprungen habe. Ich weiß auch gar nicht, ob es überhaupt so viele Seiten waren aber ich finde diese dermaßen langweilig. Ich habe es ja letztes Jahr erst wieder gelesen und hatte mehrere Höhepunkte. Aber diese Seiten waren wieder furchtbar öde. Hier verstehe ich nicht, warum King so detailliert die Eheleute Uris beschrieben hat.

  • Also das erste Beispiel was mir einfällt wäre tatsächlich Twilight. Ja, ich hab das damals auch gelesen und war sogar eine Zeitlang Fan der Filme. Witzigerweise war es bei mir wohl genau andersrum. Als ich anfing den ersten Band zu lesen musste ich es glaube ich so nach Seite 10 oder so weglegen. Denn sie hat einfach in einer Tour nur von Edward geschwärmt und das war für mich schon arg nervig. Als gutes Gegenbeispiel würde ich jetzt einfach Mal Der Leo Plan droppen, der auch eine Romance ist, aber längst nicht so zäh und anstrengend zu lesen. Ich finde es btw. nicht einmal schlimm wenn Stellen vorkommen wo der Prota für seinen Crush schwärmt. Schreibe das ja selber zu Genüge, aber in Twilight war es echt extrem. Mittlerweile besitze ich auch das Buch nicht mehr. Mir blieb nur noch ein Lesezeichen davon, was ich jetzt gerne für andere Bücher zum Lesen nutze. Quasi das Beste was ich von diesem Twilight Buch bekommen habe. ^^


    Ansonsten müsste ich echt überlegen was für mich ein Buch ruinieren könnte. Glaube da bin ich mit der Meinung nicht alleine, aber wenn mich was nervt dann sind es Mary Sues. Natürlich auch das männliche Equivalent dazu. Da ich für mich nachvollziehbare Charaktere brauche. Und wo gibt es diese besagten Charaktere gerade? Genau. Bei Disney und etlichen anderen Neuauflagen von Filmen und Serien. Es ist für mich echt anstrengend geworden solche Werke überhaupt noch zu genießen. Der Grund warum ich den Kanal https://www.youtube.com/@popcornluft/videos schaue. Er kritisiert nicht nur die neuen "Powerfrauen"-Filme, sondern setzt sich generell auch mit dem Woke-Thema auseinander. Man merkt auch an der Kommentarbase, dass die beiden mit dieser Meinung nicht alleine sind, dass Disney es einfach geschafft hat - das was sie eigentlich Mal ausgemacht hat - gegen die Wand zu fahren. Mir fehlen einfach die alten Disneyfilme, die ihren Charme hatten, aber die Charaktere einfach nicht over-the-top waren. Wie heutzutage irgendwie (gerade weibliche Charaktere) ständig over-the-top sein müssen.


    Da ich bisher nur drei Fluch der Karibik-Teile geschaut habe (für mich war die Reihe damit zu Ende) wäre es wohl das endlose Ausschlachten einer Marke. Das scheint heutzutage aber irgendwie Normalität zu sein. Es darf einfach nie zu Ende sein. Bestes Beispiel wäre wohl Marvel. Ich weiß nicht wie viele Superhelden-Filme es gibt, aber ich finds einfach to much. Und man mag es mir nicht ansehen, aber ich habe damals sehr gerne Spiderman geschaut oder andere Superhelden Filme die im TV liefen. Doch irgendwann war es mir einfach zu viel von allem. Ich bin natürlich nicht mit den ganzen Comics bewandert. Von daher kann ich nur als TV-Zuschauer meine Wahrnehmung teilen, aber wenn ihr mir jetzt zwei Filme aus dem Jahr 2022 und 2020 zeigen würdet, ich glaube ich würde nicht wissen welcher das ist. Weil es mir einfach zu inflationär geworden ist.


    Um das Thema Videospiele noch aufzugreifen: Horizon wurde mir einfach gleich mit dem zweiten Teil kaputt gemacht. Und ich will hier Niemanden (auch nicht Ich-bin-Niemand 😄) das Spiel madig reden. Es ist einfach meine persönliche Sichtweise zu diesem Spiel. Im ersten Teil mochte ich Aloy noch. Sie wirkte für mich überzeugend, passte in die Welt rein und hat auch ihre eigenen Ängste überwunden. Das hat sich jedoch sehr schnell geändert. Und ich hab nichts gegen selbstbewusste Frauen. Keineswegs. Ich finde es schön wenn sich Charaktere weiter entwickeln, aber irgendwie haben sie es geschafft Aloy zu einer Mary Sue zu machen. Die Männer werden wie Trottel dargestellt und sie ist die absolute Powerfrau. Zumal sie auch Ingame in einer Tour am Reden ist (warum?!)


    Vorweg: Das Spiel sieht grandios aus. Nein, ich bin nicht so ein oberflächlicher Typ, der sie aufgrund ihres Aussehens diskriminiert. Das Aussehen war so das Einzige was mich am Spiel gar nicht interessiert ist. Mir geht's hier wirklich rein um ihren Charakter und ihr Ingame-Verhalten. Ich weiß nicht ob es innerhalb des Spiels besser wird, aber sogar mein Mann hat irgendwann den Controller beiseite gelegt, weil er sie als extrem nervig empfand. Und er mochte die Aloy aus Teil 1. Das gehörte damals zu BotW zu seinen liebsten Open World Spielen. Und das will was heißen wenn man dann so wenig mit der Fortsetzung klar kommt. Ich weiß nicht ob wir es irgendwann nochmal mit Forbidden West probieren, aber ich war echt enttäuscht als ich das Spiel mit ihm gestartet habe. :/ (Sorry für alle die das Spiel lieben).


    Zu guter Letzt bleibt für viele immer die Frage offen 'Autor und Werk voneinander trennen'. Dieses Thema scheint wohl immer wieder aufkommen. Gerade weil es letztes Jahr durch die J.K. Rowling Debatte ja am Überkochen war. Ich selber definiere das für mich persönlich immer neu. Es gab Situationen wo ich ich es durchaus konnte und andere Situationen wiederum (z.B. bei Rammstein) wo es für mich einfach nicht mehr ging. Auch wenn das viele (vor allem auf Twitter) nicht hören wollen, aber ich glaube diese Entscheidung sollte man jedem persönlich überlassen. Da jeder ein eigenes Moralverständnis hat und man das nicht immer auf alle anderen übertragen kann. Weswegen ich so Hinweise auch gut finde, aber ganze Boykott-Aufrufe oder sogar Beleidigungen/Unterstellungen gegenüber Fremde sind für mich halt echt ein No Go. Man hat ja gemerkt was bei HP rauskam. Und man möchte meinen das Ganze sei mittlerweile zu Ende, aber das läuft (wenn auch mehr im Hintergrund) immer noch. Ich finds furchtbar wenn man wegen einer persönlichen Entscheidung Menschen gleich so herabsetzt.


    Ich selber hab zwar auch schon Bücher aus meinem Regal aussortiert weil ich mit dem Autor nichts mehr anfangen konnte, aber ich käme nie auf die Idee andere zu zwingen dasselbe zu tun. 🤷‍♀️

  • Glaube da bin ich mit der Meinung nicht alleine, aber wenn mich was nervt dann sind es Mary Sues.

    Ja es ist nervig und zwar richtig. Einfach irgendwelche Mädels oder Jungs, deren einziges Makel oft darin besteht, dass sie aus der sozialen Unterschicht kommen oder aus zerrütteten Familien. Sonst aber alles können, alles wollen und alle lieben und vergöttern diese Person, ohne, dass die aktiv etwas dafür tut. Oftmals ist es sogar noch eine unausstehliche Person. Zickt rum, verhält sich toxisch und würde vermutlich im echten Leben nicht klarkommen, weil sich niemand mit so einer Person abgeben würde.


    Ich kriege bei Mary Sues echt n Knall langsam, eben weil das fast überall inzwischen vorkommt, nicht nur im Film- und Seriengenre. So viele Bücher sind voll davon und ich frage mich langsam, ob es auch noch normale Figuren gibt. Ob es noch normale Geschichten über Mädels gibt, die nicht irgendein Supertalent haben. Ob es noch normale Typen gibt, die nicht aussehen wie ein Model und Millionäre sind. Gerade im Nu Romance-Bereich ist das fast unmöglich geworden.

  • Gesprochen von Twilight geht mir bis auf diese „Mary and Gary“-Sache auch etwas sehr auf den Keks: Warum besuchen Edward und seine „Geschwister“ eine öffentliche Schule? Nicht, weil sie es bräuchten, sie sind hundert Jahre alte Vampire und alles, was man dort lernt, wissen sie.


    Sie leben sowieso unter falschen Identitäten, warum korrigieren sie nicht auch ihr Alter ein paar Jahre nach oben und üben irgendwelche Berufe aus, die ihnen gefallen? Wobei sie das nicht einmal tun müssten, schließlich sind sie stinkreich.


    Aber eben nein. Sie besuchen diese Schule (auf der JEDER merkt, dass mit ihnen etwas nicht stimmt) bloß, damit Edward Bella kennenlernt. Gab es da wirklich keine andere Lösung? Zumal beide am Ende von Buch 1 ihren Abschluss machen (glaube ich) und das Thema dadurch irrelevant wird.


    Zumal wie pampig sich Edward am Anfang dieses Romans aus seiner Perspektive noch darüber auslässt, dass er in diesem „Fegefeuer“ gefangen ist. Vielleicht wird das da auch nochmal näher erläutert, habe nur die erste Seite oder so gelesen und mehr nicht.


    Wie dem auch sei, ich denke mal, das ist einfach die Einfallslosigkeit (moderner) Romantik-Autoren, wo alles nur passiert, weil es eben so und nicht anders passieren muss, damit die Story weiterhin Fährt aufnehmen kann. Hat schon seine Gründe, dass ich um dieses Genre bis auf wenige Ausnahmen einen großen Bogen mache.


    Auch wenn ich die ersten vier Twilight-Romane tatsächlich gelesen habe... und es wird da einfach nicht besser. Hunderte Seiten lang wird ein Drama aufgebaut, dass sich dann ganz am Ende mit wenigen Sätzen für alle Beteiligten in Wohlgefallen auflöst.


    So wie im Dritten Band: Diese epische Schlacht, in der beide Seiten zahlreiche und tragische Verluste hinnehmen müssen, war nur ein Gedankenspiel, wie es hätte ablaufen können. Darauf wurden unzählige Seiten verschwendet, nur damit der Leser dann in der Realität ankommt, wo alle ihre Waffen strecken und die Antagonisten, diese italienischen Vampire, die Cullens und ihre Verbündeten nochmal mit einem „Du, du, du!“ davonkommen lassen. Obwohl Edward bereits in Band 2 deren Geduld überstrapaziert hat dadurch, dass er sich einer sterblichen offenbart hat und mit dieser sogar eine Beziehung führt.


    Sowas ist Müll, aber unserer Junkfood-Gesellschaft gefällt es nun einmal.

  • Es gibt eine Videospielserie, in welcher dieses Problem für mich in fast jedem Spiel auftritt. Dabei handelt es sich um Metal Gear Solid. In jedem Teil der Reihe habe ich, solange ich sämtliche Zwischensequenzen überspringe, wirklich großen Spaß am Spiel, bis aus irgendeinem Grund ein Abschnitt auftaucht, welcher irgendwelche nervigen Gimmicks einführt. In Metal Gear Solid 1 gab es das Problem häufig in Bosskämpfen. In Metal Gear Solid 3 und 4 gab es aber ganze Spielabschnitte, die so gar nichts mit der Kernmechanik der Spiele zutun hatten.


    Jetzt stellt sich mir die Frage, ob das für mich die Spiele wirklich kaputt macht, oder ob es nur einen Störfaktor darstellt. Für mich ist das irgendwo dazwischen. Ich liebe die Spiele trotzdem, jedoch spiele ich sie nicht so häufig erneut durch, wie ich das tun würde, wenn es diese Abschnitte nicht gebe. Instinktiv würde ich sagen, dass etwas kleines, was mich in einem Buch, Film oder Spiel so richtig stark stört definitiv das Werk kaputt machen kann, aber ich glaube nicht, dass mir so ein Fall schonmal untergekommen ist.

    Weisheit zu erlangen fällt dem am schwersten, der mit Klugheit gesegnet ist.