Explizite Themen in der modernen Literatur


  • Hier möchte ich mich mal austauschen über explizite Inhalte, die immer populärer in der Literatur werden.


    Die derzeitigen Kassenschlager sind Bücher aus dem Young Adult-, New Adult- und Dark Romance-Genre. In diesen Genres eskalieren entsprechende Themen immer mehr und es scheint keine Grenzen mehr zu geben. Inzwischen füllen Triggerwarnungen zu den Büchern eine volle Seite und nicht selten liest man dort: "Hier geht es um psychische und physische Gewalt, sexuelle Gewalt, schwere Folter, Trauma, Vergewaltigung, Kindesmissbrauch, emotionalen Missbrauch..."


    Und tatsächlich passiert dann genau das. Und diese Szenen werden immer schlimmer. Für Wirbel sorgt gerade die Dilogie "Haunting Adeline", in der die titelgebende Protagonistin gestalkt und gegen ihren Willen mit dem Lauf einer Pistole... ihr wisst schon. Das Buch wurde ursprünglich deswegen auf den Index gesetzt, jetzt allerdings neu übersetzt und wiederveröffentlicht. So weit ich das beurteilen kann, verkauft sich das Buch gerade wie warme Semmeln.

    Ich habe mir die Szene durchgelesen und... also ich ertrage vieles, aber das hier ist wirklich heftig und ich frage mich, wer sowas gern liest. Es ist ein Dark Romance-Buch und dieses Genre ist für mich wie Fantasy. Die Figuren in diesen Büchern sind dermaßen entstellt und verzerrt, dass sie eher Fabelwesen wie Drachen oder Vampiren gleichen, als echten Menschen. Ich nehme also auch deren Handlungen nicht ernst und vergleiche sie nicht mit der Realität, allerdings gibt es da für mich trotzdem noch Grenzen. Diese werden aber offenbar immer weiter gedehnt und das finde ich extrem bedenklich.




    Ein weiteres Phänomen ist die Romantisierung von toxischem Verhalten. Sehr oft wird das den männlichen Hauptfiguren in diesen Geschichten zugeschrieben. Diese zeichnen sich stets durch extrem gewaltbereites und besitzergreifendes Verhalten und körperliche Gewalt aus. Sie morden sich durch das Buch, sind aber gleichzeitig vom Äußerlichen her Topmodels: Babygesicht, extrem durchtrainiert, groß, tätowiert, perfekter Kleidungsstil. Nicht selten sind sie hochgebildet und intelligent plus stinkreich. Sie sind skrupellos, brutal und üben jede erdenkliche und nicht-erdenkliche Form von Unterdrückung - meist auch gegen die oft weibliche Hauptfigur - aus.

    Das wird stets stark romantisiert, denn die Protagonistin fährt in der Regel genau darauf ab, obwohl sie drunter leidet. Sie hat oft fürchterliche Angst vor diesen Typen, fühlt sich aber gleichzeitig zu ihnen hingezogen. Erklärt wird das Verhalten des männliche Charakters stets damit, dass er schwer missbraucht, gefoltert oder sonst was wurde, oft in der Kindheit - wodurch alles relativiert wird.


    Was für mich irgendwie viel schlimmer als das ist: Die (meist) weibliche Hauptfigur in diesen Geschichten muss sich natürlich im Laufe der Story dagegen behaupten und emanzipieren - und das läuft IMMER über Toxic. Da wird dann der Typ geohrfeigt und getreten, er wird emotional erpresst, es gibt grundlose Eifersucht - und das wird immer durch andere Figuren (beste Freundin, Familienmitglieder, Mitbewohner, Mitstudenten etc.) bestätigt. Dieses ebenfalls grenzwertige Verhalten der Protagonistin wird also ebenfalls stark relativiert. Auch sie kennt irgendwann keine Grenzen; ihr Wille ist stets das Maß der Dinge, ob der Typ das nun möchte oder nicht.




    Sogenannte "Spice-Szenen", also sexuelle Inhalte, werden auch immer ausführlicher geschrieben. Sie gehen oft über Seiten und werden extrem ausführlich und bildlich beschrieben. Je nach Genre kommen diese Szenen im Prinzip gefühlt auf jeder dritten Seite vor und dienen schlicht dazu, eine weitere gewaltverherrlichende Seite der Hauptfiguren darzustellen. Da wird dann ein Gürtel genommen, die Kehle wird gewürgt etc.

    Wie gesagt; im Dark Romance-Bereich darf man sich darüber nicht wundern; das ist DAS Hauptmerkmal dieses Genres. Aber was mir eben so "Sorgen" macht ist, dass es immer mehr ins YA und NA rüberschwappt. Das liegt einfach daran, dass sich das eben extrem gut verkauft.


    Ich bin selbst einer bestimmten Dark Romance-Story "verfallen"; die Story ist dermaßen absurd, dass sie jeden Realitätsbezug verliert und hier wird vor allem der "Bully-Trope" und der "Enemy to Lover-Trope" bedient, aber ich mag diese Reihe einfach trotzdem, weil es hier aber auch noch um andere Dinge geht, als Sex. Ich habe da genug Abstand zu und aus meiner Sicht werden hier meine persönlichen Schmerzgrenzen nicht übertreten.


    Losgetreten wurde das Ganze im übrigen vor etwa 20 Jahren von der "Twilight"-Reihe, welche gefolgt wurde von der "50 Shades of Grey"-Reihe, die ja eine durch Twilight inspirierte Fanfiction war. Das brachte einen Stein ins Rollen, der dann auch zu Buch-Reihen wie die "After"-Bücher führte und seitdem finden sich immer krassere und heftigere Bücher in den Bestsellerlisten.




    Lest ihr solche Bücher? Wie geht ihr mit diesen Inhalten um? Habt ihr Bedenken um die möglichen Auswirkungen? Kennt ihr Bücher, die das "cleverer" regeln? Könnt ihr den Hype nachvollziehen?

  • Pornografie gibt es schon, seit es das Internet gibt in allen Farben und Formen, legal, halb legal und illegal. Der Bedarf ist rießig, nur würden die wenigsten Leute hergehen und öffentlich zu ihren Neigungen stehen oder erklären, warum es besonders scharf ist, Anime Mädchen mit riesen Dongel zuzusehen, wie sie von Tentakelmonster vernascht werden. Der Fakt, dass so viel unterschiedliche Neigungen und Vorlieben, auch Fetische in der Pornografie und auch im Fanfiction Bereich bedient werden, ist eigentlich bezeichnend. Groschenromane mit ähnlich schlüpfrigen und nicht ganz realistischen Szenarien gibts ja auch schon ewig. Solche erotische Themen verknüpft man halt nicht vordergründig mit einem intellektuellem Medium, aber mittlerweile wissen wir ja auch, dass nicht jeder, der ein Buch liest automatisch gebildet ist ebenso wenig wie jemand intellektuell oder umgangssprachlich gescheit sein muss, der so ein Buch schreibt. Ergo sind Bücher Unterhaltung und schlüpfrige Inhalte empfinden auch viele Leute unterhaltend. Somit ergeben Pen und Pineapple Penpineapple oder so... will sagen, Leute mögen Pornos, Leute mögen Bücher, darum sind halt auch Bücher mit pornösen Inhalten beliebt. Wundert mich auch nicht. Ist ja auch in Ordnung, solange die Neigungen nicht extrem werden und nur Fantasien bleiben. Ob jemand, der so etwas liest und sich dran erfreut automatisch eine Therapie oder dergleichen braucht, möchte ich nicht sagen. Gibt sicher Leute, die das so sehen, steht mir aber nicht zu und die menschliche Psyche ist sowieso sehr komplex, vor allem auch, wenn es um das Zentrum geht, das für derartige Dinge zuständig ist.

    Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

    #75: Me and the Boys


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    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"

  • Ich stehe dem Thema ehrlich gesagt sehr zwiegespalten gegenüber. Hatte erst Letztens genau zu dem Thema ein Video von Kyzers Reaction gesehen auf eine Youtuberin mit der ich, ich sage Mal nicht so gute Erfahrung gemacht habe. Sie weißt auch darauf hin, dass der Kopf wohl psychologisch nicht zwischen Fiktion und Realität unterscheiden kann. Es mag vielleicht stimmen, dass unser Konsum auch Einfluss auf uns ausübt, aber nach dem Prinzip dürfte man auch keine Egoshooter Spiele spielen. Diese Debatte gab es ja auch schon vor etlichen Jahren.


    Allerdings empfinde ich es auch als wichtig eine Altersbegrenzung zu sehen, ABER... ich glaube selbst als junge Zielgruppe findet man einen Weg diese zu umgehen. Ist ja ähnlich wie mit Alkohol, Zigaretten oder halt 18+ Medien. Dazu zählen halt auch Bücher. Ich glaube das da auch jeder anders damit umgeht. Mein Bruder hatte damals mit 14/15 Jahren kein Problem gehabt Stephen King Bücher zu lesen und hat auch viel Egoshooter gespielt. Trotzdem ist er einer der absolut ausgelassensten und liebenswertesten Menschen die ich kenne. Und so sehr ich diese Kritik-Fraktion dahinter auch verstehen kann, so sehr empfinde ich sie auch als teils störend. Ich weiß nicht... es gibt mir einfach so diesen Vibe, dass viele der Kritiker sich gerne moralisch auf eine höhere Position stelle.


    Das gilt btw. nicht für dich, sondern halt für besagte Youtuber, die gerne über die Dark Romance Schreiber herziehen. Und hey... ich schreibe ja selber Fanfiktion und Geschichten und spreche mich nicht frei davon. Ich finde es aber wichtig zu sagen, dass vieles halt wirkich einfach nur Fiktion ist und wenn man dadurch seine Fantasien auslebt bin ich die Letzte die was dagegen sagt. Außerdem nutze ich teils selbst meine eigenen Geschichten dazu um bestimmte Traumata aus der Kindheit aufzuarbeiten. Man sollte zumindest versuchen dieses Thema aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten.


    Das ist halt so diese Sache. Die meisten sehen dann nur schwarz und weiß und sagen, dass wirklich alles davon schlecht ist oder noch besser: Die gesamte Booktok Community wird über einen Kamm geschert. Und obwohl ich weder TikTok besitze, noch vor nicht allzu langer Zeit wusste was Booktok überhaupt war bin ich absolut gegen solche Pauschalisierungen.

    Diese zeichnen sich stets durch extrem gewaltbereites und besitzergreifendes Verhalten und körperliche Gewalt aus. Sie morden sich durch das Buch, sind aber gleichzeitig vom Äußerlichen her Topmodels: Babygesicht, extrem durchtrainiert, groß, tätowiert, perfekter Kleidungsstil. Nicht selten sind sie hochgebildet und intelligent plus stinkreich. Sie sind skrupellos, brutal und üben jede erdenkliche und nicht-erdenkliche Form von Unterdrückung - meist auch gegen die oft weibliche Hauptfigur - aus.

    Das wird stets stark romantisiert, denn die Protagonistin fährt in der Regel genau darauf ab, obwohl sie drunter leidet. Sie hat oft fürchterliche Angst vor diesen Typen, fühlt sich aber gleichzeitig zu ihnen hingezogen. Erklärt wird das Verhalten des männliche Charakters stets damit, dass er schwer missbraucht, gefoltert oder sonst was wurde, oft in der Kindheit - wodurch alles relativiert wird.

    Das klingt schon sehr abstrus. Wobei man sagen kann: Schlimmer geht immer. Ist ähnlich wie im Pornobereich. Ich weiß der Vergleich mag jetzt erst Mal etwas komisch klingen, aber ich hab das Gefühl, dass bei diesen Büchern gewisse Kinks erfüllt werden und teilweise wird man immer mehr abgestumpft. Die Leser brauchen immer härteres Zeug und mittlerweile wirkt sogar Shades of Grey (ja, ich mag die Bücher & Filme noch immer. 😁 Asche auf mein Haupt) wie eine Soft Romance gegen das was heutzutage alles auf den Markt geschwemmt wird.


    Ich würde dennoch nicht sagen, dass alle Leser die Fiktion und Realität nicht unterscheiden können. Allerdings wären Triggerwarnungen oder explizite Hinweise auf das Werk wirklich notwendig. Bei Filmen, Serien und Videospielen gibt es das ja auch. Umso mehr wundert es mich, dass man bei Büchern das so weit ausreizen kann wie man will. 🤷‍♀️

    Was für mich irgendwie viel schlimmer als das ist: Die (meist) weibliche Hauptfigur in diesen Geschichten muss sich natürlich im Laufe der Story dagegen behaupten und emanzipieren - und das läuft IMMER über Toxic. Da wird dann der Typ geohrfeigt und getreten, er wird emotional erpresst, es gibt grundlose Eifersucht - und das wird immer durch andere Figuren (beste Freundin, Familienmitglieder, Mitbewohner, Mitstudenten etc.) bestätigt. Dieses ebenfalls grenzwertige Verhalten der Protagonistin wird also ebenfalls stark relativiert. Auch sie kennt irgendwann keine Grenzen; ihr Wille ist stets das Maß der Dinge, ob der Typ das nun möchte oder nicht.

    Das erinnert mich an die After-Reihe. Ich hab mir die im Ganzen Mal gegeben (also die Filme) und fand es zwar teils übertrieben was dazu gesagt wurde, aber teils fand ich es auch nervig wie es ständig im Grunde sich wiederholte: Er baut Scheiße - sie streiten - danach gibts Sex - sie zieht weg - Er baut Scheiße, will aber mit ihr zusammenkommen, usw. Im Grunde war das der ganze Plot von After. xD Ich hatte trotzdem Spaß die Filme zu schauen. k.A. kann mich da halt auch einfach von distanzieren, aber es stört mich schon bei den "vermeintlich woken" Protagonistinnen, dass diese als absolut unbesiegbare Powerfrauen dargestellt werden. Hier ist es irgendwie das andere Extrem. Frauen, die sogar selbst dann extrem toxisch werden und ihr Umfeld manipulieren. Man muss dazu sagen, dass besagte Prota aus After im ersten Teil auch ihren Freund betrogen hat. 🥴

    Sogenannte "Spice-Szenen", also sexuelle Inhalte, werden auch immer ausführlicher geschrieben. Sie gehen oft über Seiten und werden extrem ausführlich und bildlich beschrieben. Je nach Genre kommen diese Szenen im Prinzip gefühlt auf jeder dritten Seite vor und dienen schlicht dazu, eine weitere gewaltverherrlichende Seite der Hauptfiguren darzustellen. Da wird dann ein Gürtel genommen, die Kehle wird gewürgt etc.

    Wie gesagt; im Dark Romance-Bereich darf man sich darüber nicht wundern; das ist DAS Hauptmerkmal dieses Genres. Aber was mir eben so "Sorgen" macht ist, dass es immer mehr ins YA und NA rüberschwappt. Das liegt einfach daran, dass sich das eben extrem gut verkauft.

    Ich schreibe ja auch gerne Spice, aber mir wäre das auch to much wenn solche Szenen über mehrere Seiten gehen würden. Das ist natürlich persönliche Preferenz. Selbst ziehe ich eher andere Art von Romance vor, die einfach mehr das Knistern zwischen den Ships zeigt und nicht der eigentliche Sex-Part. 😅 Kann mich aber auch nicht davon freisprechen, dass ich Spice Szenen in Romance ganz schön finde. Allerdings nur zu einem gewissen Maße. Bei SoG hab ich eine Ausnahme gemacht. Allerdings fühlt es sich für mich so an als hätte Dark Romance so etwas seine eigentliche Bedeutung verfehlt. Stand das nicht eigentlich für was ganz anderes? 🤔

    Losgetreten wurde das Ganze im übrigen vor etwa 20 Jahren von der "Twilight"-Reihe, welche gefolgt wurde von der "50 Shades of Grey"-Reihe, die ja eine durch Twilight inspirierte Fanfiction war. Das brachte einen Stein ins Rollen, der dann auch zu Buch-Reihen wie die "After"-Bücher führte und seitdem finden sich immer krassere und heftigere Bücher in den Bestsellerlisten.

    Losgetreten ja, aber irgendwie scheinen die Leute vergessen zu haben, dass es schon zu Zeiten unserer Eltern Filme wie 'Die Geschichte der O', 'Emanuelle' und diverse andere Erotikfilme- und serien gab. Also ich verstehe, dass die einfach schon zu alt sind und quasi Twilight und SoG das nochmal losgetreten haben, aber als jemand der sich sehr intensiv mit dem BDSM-Thema auseinander gesetzt hat bringt es mich jedes Mal zum Augenrollen wenn ich höre, dass SoG der Anfang der BDSM Thematik in den Medien war. Weil dem halt nicht so ist. 🙈 Ist einfach ein Punkt der mich immer aufs Neue nervt wenn das Thema angekratzt wird. Hat aber nichts mit dir zu tun. Ich hatte deswegen schon etliche Diskussionen hinter mir, weil die Leute einfach nicht glauben wollten, dass es davor durchaus auch schon solche Filmreihen gab.


    Leider weiß ich gerade den Namen nicht mehr, aber ich hatte da sogar Mal mit meinen Mann drüber geredet. Seine Mutter schaut nämlich voll gerne Romance und auch so Groschen-Soap-Geschichten. Und da ist das Rad echt nicht neu erfunden worden, sondern einfach... ich nenne es Mal "moderner" gestalten worden. :)


    So, das war erst Mal mein Senf zum Thema. Und ich finds mega cool, dass du dazu ein Thema eröffnest. 😊 Hatte auch schon lange überlegt das anzusprechen, aber war mir immer unsicher wie das hier ankommt. 😅

  • Ich würde dennoch nicht sagen, dass alle Leser die Fiktion und Realität nicht unterscheiden können. Allerdings wären Triggerwarnungen oder explizite Hinweise auf das Werk wirklich notwendig. Bei Filmen, Serien und Videospielen gibt es das ja auch. Umso mehr wundert es mich, dass man bei Büchern das so weit ausreizen kann wie man will.

    Eigentlich interessant, jetzt, wo du es sagst. Habe noch nie in einem Buchladen gesehen, dass man dort ein Buch erst ab 18 kaufen darf. Vielleicht gehen die Leute, welche die Gesetze machen, nicht davon aus, dass es so schlimm ist, wenn man sich etwas im Kopf vorstellt, das man liest. Es zu sehen lässt der Fantasie eben weniger Spielraum und kann sicher unmittelbarer sein. Bin da kein Spezialist, das ist nur meine bescheidene Meinung dazu. Ich würde aus der Hüfte geschossen sagen, ein Bild mit einem Kopfschuss ist schlimmer als die Worte "er schoss ihm in den Kopf und es spritzte überall hin blut". Da gilt es immer noch Hürden zu bewältigen wie eben sinnerfassend lesen zu können, die Vorstellungskraft zu besitzen und so etwas schonmal gesehen zu haben. Aber interessanter Ansatz und gerade bei Themen ab 18 wäre es sicherlich sinnvoll, dass es auch Beschränkungen im Sinne des Jugendschutzes gibt? Falls es sowas gibt, dann ist es sicherlich bei Büchern total aufgeweicht, wie gesagt, hätte nie davon gehört, dass jemand Bücher nicht unter 18 bekommen kann, bei Spielen und Filmen ist das einfach eher eine Hürde.

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    "Ich dachte, du hast das Quest Item mitgenommen?!"

  • Megaolf  HollowPlush

    Bücher unterstehen in Deutschland nicht der Freigabenkennzeichnung, da sie keine Telemedien sind.

    Ganz ungeprüft sind Bücher jedoch nicht, sie dürfen nicht Jugendgefährdend sein, zuständig ist die BPjM (Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien).

    Wenn ein Buch jugendgefährdend eingestuft ist kommt es auf den Index, darf also nicht mehr öffentlich beworben oder verkauft werden.

    Es darf aber von Erwachsenen unter der Ladentheke auf Nachfrage gekauft werden.

    Deswegen sieht man davon nichts, wegen de Bewerbeverbotes.

    Eine weitere Einteilung findet nicht statt, da finde ich könnte tatsächlich eine weitere Einteilung stattfinden, besonders wenn man bedenkt was für ein Gedöns bei Filmen und Spielen gemacht wird.

    Aber ohne Jugendschutz sind Bücher nicht.

  • Das Einzige, was ich in der Richtung mal gelesen habe, waren ein paar Seiten "50 Shades of Gray", weil das Buch bei meiner Mutter zuhause rum lag. (Angeblich gehörte es meiner Stiefschwester.)

    Ich war neugierig wegen des ganzen Hypes, den es um das Buch gab, also hab ich mal einen Blick rein geworfen und... ach, du meine Güte...

    Bis zu den "spicy" Szenen bin ich überhaupt nicht gekommen, weil die Einleitung schon so dermaßen konstruiert (Denkt ihr nicht auch alle sofort daran, dass jemand Fremdes kinky Sexspielchen zuhause treibt, wenn er im Baumarkt Seile und Kabelbinder kauft? ...) und schlecht geschrieben war (Aufzüge, die mit Schallgeschwindigkeit (!) fahren), dass ich's echt nicht ausgehalten habe...


    Oh, und ich hab die Twilight-Bücher gelesen, wobei ich die tatsächlich ein bisschen ausklammern würde, auch wenn sie den Trend gestartet haben.

    Im ersten Buch wird zwar noch betont, dass Bella Angst vor Edward haben sollte, aber es ist ganz klar, dass sie es einfach nicht hat. Von daher ist sämtliche Intimität, die zwischen ihnen passiert einvernehmlich und auch wenn Edwards (und auch Jacobs) Verhalten nicht unbedingt zur Nachahmung inspirieren sollte (u.a. ist Edward ein furchtbarer Kontrollfreak, der Dinge für Bella über ihren Kopf hinweg entscheidet), hält sich das Ganze noch halbwegs in Grenzen und tritt auch immer mehr in den Hintergrund.

    Die Toxizität ist in diesen Büchern also zwar vorhanden, aber kein Hauptaugenmerk, nicht das, was die Beziehung so "aufregend" macht. Von daher sind die später erschienen Bücher dieser Art für mich nochmal eine andere Liga.


    Gegen "spicy" Szenen per se habe ich nichts - auch in Jugendbüchern nicht. Sex gehört zum Leben und vor allem auch zum Erwachsenwerden dazu und ist nichts, das totgeschwiegen werden sollte.

    Problematisch wird es halt nur, wenn Medien (egal welcher Art) Jugendlichen eine falsche Vorstellung davon mitgeben, was normaler, gesunder Sex ist.

    Wenn Mädchen die Idee bekommen, dass es sexy und aufregend ist, von einem Angst einflößenden Mann brutal gegen die Wand gedrückt und gegen den eigenen Willen genommen zu werden, dann ist das ein Problem. Denn das ist nicht sexy, sondern sexuelle Belästigung/Vergewaltigung und sollte auch als solche adressiert werden.


    Kurz: Toxische Charaktere oder auch gewaltgeprägte Sexszenen sind für mich in Jugendbüchern okay, wenn sie entsprechend geframet werden.

    Sind es zwei Charaktere, die auf rauen Sex stehen? Fein. Wieso Jugendlichen verschweigen, dass es solche Neigungen gibt? Aber dann muss es auch so geschrieben sein, dass klar ist, dass alle Beteiligten freiwillig mitmachen und Spaß bei der Sache haben.

    Ist es sexuelle Belästigung/eine Vergewaltigung? Auch fein - sowas gibt es nun mal und es kann sogar aufklärenden Charakter haben, so etwas zu behandeln. Aber dann muss es auch so geschrieben sein, dass nicht okay ist, was da passiert und es muss entsprechende Konsequenzen in der Handlung geben.


    Denn was Jugendlichen beim Konsum von Medien oft fehlt, sind begleitende Gespräche mit Erwachsenen, um das konsumierte richtig einzuordnen und dadurch eine bessere Distanz zu entwickeln.

    Beispiel Pornofilme: Seit Jahren stellt man in der Psychologie und Soziologie fest, dass das Sexualverhalten von Jugendlichen zunehmend "verroht". Das beinhaltet u.a., dass schon sehr früh Praktiken wie Analsex ausprobiert werden, aber auch, dass Gewalt im weitesten Sinne (z.B. Deepthroating) zunimmt.


    Das wird vor allem auf den Einfluss von Pornofilmen zurückgeführt, weil diese für Jugendliche oft der erste Berührungspunkt mit Sex sind und daher mitprägen, welche Vorstellungen junge Menschen von "normalem" Sex haben.

    Weil aber nur wenige mit z.B. ihren Eltern über das Gesehene reden, sagt ihnen niemand, dass Pornofilme Extreme sind und kein adäquates Bild davon zeichnen, wie Sex mit der/dem Partner*in ist/häufig sein wird.


    Dadurch entsteht ein großer Druck für beiderlei Geschlechter, diesen falschen, durch Pornofilme geprägten Erwartungen gerecht zu werden (Was, wenn ich dieses oder jenes nicht mitmachen will? etc.).

    [Mehr dazu in dieser Dokumentation, wen's interessiert: Vom Strampler zu den Strapsen]


    Natürlich entwickeln junge Menschen dadurch nicht gleich ein gestörtes Verhältnis zur Sexualität. Spätestens wenn eigene praktische Erfahrungen gesammelt werden, kommen die meisten recht schnell auf den Trichter, dass die Realität anders ist als die Filme.


    Aber bis dahin haben viele leider auch schon einige Negativerfahrungen gesammelt, weil sie sich eben jenem oben erwähnten Druck gebeugt und Dinge mitgemacht haben, die sie eigentlich lieber nicht gemacht hätten.


    Wenn jungen Frauen und Männern jetzt auch noch in Büchern "vorgelebt" wird, dass nicht-einvernehmlicher Sex und das Überschreiten von Grenzen nicht nur okay, sondern erstrebenswert/sexy sind, dann kann das auf Dauer durchaus zu einem echten Problem werden.

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    Avatar-Artwork von mokke; Signatur-Artwork von Kamui Fujiwara (official artwork)

  • Ich habe ehrlich gesagt gar nicht den Eindruck, dass die Inhalte aktuellerer Literatur expliziter sind als früher. Tatsächlich ist mein Eindruck eher das Gegenteil, zumindest bezogen auf die Beschreibungen der expliziten Inhalte, die ich so lese. Bei manchen der Bücher, die ich in meiner Jugend las hatte ich stellenweise aufgrund der Beschreibungen den Eindruck, dass der Autor sich mit mir nur einen Spaß erlauben wollte um zu sehen, wann ich nicht mehr weiterlesen möchte.


    Ich wüsste aber glaube ich auch gar nicht, wie man die Beschreibungen in Büchern wie "Die 120 Tage von Sodom" des Marquis de Sade oder auch "Portrait of an Englishman in his Chateau" von Andre Pieyre de Mandiargues an Verruchtheit noch überbieten könnte. Selbst in diesen Werken wurde es ja bereits fast ermüdend, wie wirklich jede noch so kreative und bizarre Form des Mords, der Folter, Vergewaltigung, Verstümmelung und Leichenschändung von Menschen allen Alters mit anatomischer Präzision in wolllüstiger Feierlichkeit beschrieben und durch philosophische Tiraden der Protagonisten auch noch beworben wird. Letzteres trifft ganz besonders auf "Die Philosophie im Boudoir" zu, welche ja auch füher mal indiziert war, da sie zynischerweise als Erziehungsliteratur vermarktet wurde.

    Weisheit zu erlangen fällt dem am schwersten, der mit Klugheit gesegnet ist.

  • Die aufgezählten Genres Young Adult, New Adult oder Dark Romance lese ich persönlich nicht, wobei ich sagen muss, dass als begeisterter King-Leser diese Grenzen oft verschmelzen. Gerade King schreibt ja viele Geschichten aus der Sicht von Kindern und Jugendlichen, aber ob man sie deswegen schon zum Genre Young Adult zählen kann...keine Ahnung.


    Ich kann jetzt auch nur von mir sprechen, aber als 16-jähriger habe ich beispielsweise hauptsächlich angefangen King zu lesen, weil ich auf möglichst kreative Art und Weise lesen wollte, wie Menschen über den Jordan gehen, was in der Retrospektive schon irgendwie bedenklich ist. Ich habe aber schnell gemerkt, dass King so viel mehr ausmacht und auch bei Horrorfilmen hat sich bei mir die Entwicklung eingestellt, dass ich inzwischen gar nicht mehr so sehr auf "kranken Scheiß" abfahre, wobei ich in der Jugend nicht genug von irgendwelchen indizierten Filmen kriegen konnte.


    Ich denke daher aber, dass es v.a. in der Jugend verlockend ist provokante/verbotene Dinge zu konsumieren und da die aufgezählten Genres wohl hauptsächlich von Jugendlichen konsumiert werden, würde ich diese Entwicklung nicht unbedingt als besonders besorgniserregend ansehen. Für die meisten ist das, denke ich, auch einfach eine Form von Eskapismus. Generell kann man ja erkennen, dass v.a. was Gewaltdarstellungen angeht im medialen Bereich (hier rede ich hauptsächlich von Spielen und Filmen) kaum noch ein Blatt vor den Mund genommen wird. Ich denke die Gesellschaft passt sich da auch den technischen Möglichkeiten an. Was mich aber schon immer gewundert hat, ist, dass es bei Büchern (anders als bei Filmen und Spielen), soweit ich weiß, keine Altersbeschränkung oder dergelichen gibt, d.h. es können auch Leute Dinge konsumieren, die bei anderen Medien durch Jugendschutz und die Erziehungsberechtigte unterbunden werden, um eventuellen Schäden oder Beeinträchtigungen in der Entwicklung vorzubeugen.


    Ich würde aber grundsätzlich sagen, dass die meisten irgendwann mit zunehmendem Alter merken, dass die Sachen, die sie in der Jugend wegen ihres fragwürdigen Inhalts gelesen haben, eigentlich ziemlicher Kokolores sind. Eine ehemalige Freundin von mir sagte mir beispielsweise irgendwann man, sie habe zwar alle Twilight-Bücher gelesen, aber sie wisse auch, dass der Schreibstil ziemlich mies und die ganze Geschichte ziemlich belanglos ist. Es wird nicht so heiß gegessen wie gekocht wird.

  • Gerade King schreibt ja viele Geschichten aus der Sicht von Kindern und Jugendlichen, aber ob man sie deswegen schon zum Genre Young Adult zählen kann...keine Ahnung.

    Würde ich nicht sagen, denn diese Bezeichnung ist eher auf die Zielgruppe gemünzt, nicht auf die Charaktere, die darin eine Rolle spielen. Natürlich kann man auch als Teenager; wie in deinem Fall; Stephen King lesen, aber Stephen King schreibt keine Bücher, um speziell dieser Altersgruppe zu gefallen.




    Ich finde Megaolf hat es gut zusammengefasst: Schmuddelkram; auch in Softer-Form; gab es schon immer und ist nichts Neues. Ich glaube auch nicht, dass es in der modernen Literatur übermäßiger thematisiert wird. Warum es einem aber so vorkommt hat; meiner Ansicht nach; zwei Gründe:


    1. Durch Social Media werden Bücher dieser Art viel schneller bekannt

    2. Es ist mittlerweile viel einfacher Bücher zu publizieren


    Das, was heute in den Dark Spicy Fantasy-Storys los ist, haben früher halt Fans auf Livejournal oder auf anderen Fanfiktion-Seiten veröffentlicht. Smut war da schon immer ein großes Thema.


    Persönlich denke ich, dass es mit diesem Inhalten ist, wie mit allem: ein verantwortungsbewusster Mensch mit einer stabilen Psyche wird sich dadurch nicht beeinflussen lassen. So, wie sich ein CS-Spieler nicht beeinflussen lässt oder jemand der gerne Horrorfilme oder True Crime schaut.

    Deswegen wäre; wie auch von HollowPlush ; wichtig, dass es vielleicht bessere Auszeichnungen und Kontrollen geben würde. Natürlich kann man diese umgehen, aber es wäre zumindest angebracht eine kleine Hürde zu schaffen.

  • Labrynna Hat mich da auf einen interessanten Punkt aufmerksam gemacht. Videospieler oder Videospiele geraten ja gerne ins Visier, wenn ein Schuldiger gesucht wurde, wenn ein Amoklauf oder dergleichen passiert ist. Gut, heute, nach der ganzen Ausländer-Debatte und Corona sind Videospiele vielleicht nicht mehr ganz so populär auf Platz 1, wenn es darum geht, jemandem die Schuld in die Schuhe zu schieben, wenn wer austickt - aber der Punkt, auf den ich hinaus will, ist, dass Labrynna sagt, dass eine Verrohung stattfindet. Gerade das - umgemünzt auf alle Medien - nimmt ja überall fühlbar zu. Filme, Spiele, die Welt, Medien... die Menschen verrohen. Der Umgang, gerade online, ist oft sehr mies, da Menschen hinter der Schutzmauer der Anonymität ihre schlimmste Seite zeigen und es gibt schon lange Debatten darüber, ob Menschen / Kinder angesichts dessen, was sie täglich sehen können und vor allem durch das Internet, das beinahe uneingeschränkten Zugang bietet, verrohen.


    Führt man das jetzt zurück auf Pornografie müsste man eigentlich zum Schluss kommen, dass Pornografie Störungen in der sexuellen Wahrnehmung und im Sexualleben hervorrufen kann, wie eben auch - so wird es vielfach behauptet - sogenannte Killerspiele für emotionale Verrohung und Aggressionsbildung bis hin zu Entladungen in Form von Wutausbrüchen oder eben auch Amokläufen sorgen. Letzteres wird andererseits ja auch als Blödsinn abgestempelt. Es ist komplizierter aber vereinfacht würde ich sagen, jemand der gestört ist, konsumiert eher gewalttätige Medien und nicht umgekehrt. Ob es sich bei Pornografie und Extremen in der Sexualliteratur beispielsweise auch so verhält? Triebe in Menschen und Sexualität ist kompliziert und ich behaupte mal, dass es komplexer ist als zu sagen, dass Pornos die Sexualität formen können. Ich kann mir vorstellen, dass Sexualität wie auch andere Charaktereigenschaften sich mit der Zeit durch Einflüsse bilden und nur ein Teil davon werden. Der Schluss, dass Gewalt(fantasien) zunehmen wegen Pornografie könnte ein Trugschluss sein. Was, wenn der Mensch durch allgemeine Verrohung gewalttätiger wird und sich das eben auch in der Sexualität auswirkt, worauf aber bei Studien oder dergleichen keine Rücksicht genommen wird, da diese Einflüsse nicht als Parameter festgelegt werden? Vielleicht wird das aber auch berücksichtigt, was ich sagen möchte, ist, dass es sicher komplizierter ist als zu schlussfolgern "Pornos machen Menschen im Bett gewalttätiger".


    Ein Punkt, der mir dazu noch einfällt - auch weil King erwähnt wurde, den ich selbst gern lese - ist, dass Bücher oder Protagonisten nicht selten etwas Autobiografisches haben. Besonders eigene Erlebnisse oder Erfahrungen lassen sich natürlich echter und realistischer beschreiben, als etwas, das der Autor nicht kennt oder er nur erzählt bekommen hat. Auch politische Ansichten oder Charaktereigenschaften schlagen sich in den Büchern nieder. Künstler sind eben auch nicht frei von solchen Makeln. Der Schluss wäre also - gefällt dem Autor selbst, was er schreibt? Im Falle von toxischen Beziehungen müsste man dann hinterfragen, was der Autor selbst darüber denkt. Will er nur unterhalten und weiß, dass diese Form der toxischen Beziehung eben romantisiert wird und den Nerv seiner Leser und Leserinnen trifft? Immerhin verkaufen sich die Bücher ja millionenfach und da pauschal den Lesern zu attestieren, dass die alle nicht ganz sauber sind, weil ihnen ein Buch gefällt, das eine total verquere Sicht auf Beziehung oder Frauen hat, ist sicherlich auch nicht so einfach. Man weiß ja nicht, ob der Leser reflektiert ist oder die Kunst einfach aus reiner Unterhaltung konsumiert. Vereinfacht gesagt möchte niemand, der Actionfilme anschaut, selbst mal in eine Schießerei geraten oder auf einen Menschen schießen, wäre ja völlig verrückt, wenn die Menschen so ticken würden, und dennoch gibts sau viele Leute, denen gefällt, wie Johannes Rambo mit der Gatling Vietkong zerfleischt. Am Ende des Tages ist es Unterhaltung und ich denke, die meisten Konsumenten und Innen werden bewusst oder unbewusst wissen, dass man das nicht tut, weil die Welt sonst ein ziemlich schräger Ort wäre, wenn das nicht der Fall wäre.

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  • Im Prinzip ist das ja nix neues. Meiner Erfahrung nach stehen da vor allem jugendliche Mädchen und sehr junge Frauen darauf, also dann wenn die Hormone nur so durchs Hirn flattern.
    In der Zeit als ich sehr, sehr tief in der Anime- und Mangasubkultur steckte, also als Jugendlicher bis ca. 30, hab ich halt mitbekommen was die Mädchen und Frauen so an Fanfics gelesen haben. Ich hab da auch mal ein bissi reingeschaut um zu verstehen was daran so faszinierend ist und nach der Lektüre war mir das weiterhin nicht ganz klar was die Frauen daran so erregt oder fasziniert hat.
    Neben den Tropes der Ultrabadboy, so wie von dir beschrieben ( Hyrokkin ) waren vor allem die ganzen sexuellen Szenen so absurd und grenzwertig das ich einfach nicht mehr nachvollziehen konnte was die daran so scharf oder zumindest faszinierend fanden. Vergewaltigungen, die von den Leserinnen oft Vergwohltätigungen bezeichnet wurden weil die weiblichen Figuren das ja eh so wollten, waren da ja noch die "harmloseren" Szenen.
    Richtig abgefuckt waren da ganz andere Sachen, ich schreib das jetzt mal besser im Spoiler weil ich weiß nicht wie jemand auf sowas reagiert. Wer also von richtig abartigen Zeug getriggert wird sollte nicht den Spoiler anklicken, es wird sehr explizit.



    Aus heutiger Sicht würde ich mir bei sowas denken das zumindest die Autorin in solchen Fanfics traumatische Ereignisse wiedergibt oder verarbeitet. Wer weiß!

    Also wie man an meinem Beispiel sieht ist auch die Heftigkeit der Szenen nix neues. Neu ist vielleicht nur das diese heute auch öffentlich publiziert werden.
    Daher kann ich auch der Verrohung nicht zustimmen, denn solche Geschichten wurden eben schon Anfang in den 90er wild per Briefpost geteilt, Anfang der 2000er dann eben über Internet.

    "Ich war die Welt in der ich wandelte und was ich sah und hörte und fühlte kam nur durch mich selbst!"

    "Vielleicht werde ich ewig Leben oder vielleicht ist das auch nur ein allerletzter Traum vor dem ewigen Tod!"

  • Wow, also die beschriebene Szene im Spoiler ist ja echt heftig. Ich glaube das wäre auch nichts für mich. Und ich hab schon viel Krasses auch durch Harry Potter und Supernatural Fanfiktion gelesen. 😱


    So ergings mir halt als ich meine Liebe zur Shades of Grey Reihe entdeckt habe. Wie viele Männer da getriggert waren als sie erfahren haben, dass Frauen auch ihre speziellen Vorlieben haben könne. Das sagt mehr über die Männer aus als über die Frauen. xD Und ich weiß durch die Mädchentoiletten in der Schulzeit zu Genüge, dass gerade Frauen sehr offen über das sexuelle Thema reden. Wie das bei Männern ist kann ich natürlich nicht beurteilen, aber Frauen sind oftmals alles, aber nicht unschuldig. Also natürlich gilt das auch nicht für alle. Wie immer entscheidet sich das durch das Individium. Jedoch stören mich die ganzen Kritiker, die sich gerne moralisch auf einen höheren Schemmel stellen und alle verurteilen, die keine sexfreien Bücher mögen, bzw. halt auch solche konsumieren.


    Und hey, ich fände es auch weird wenn das in Herr der Ringe passiert wäre (gut, ich hab die Bücher nicht gelesen, aber zumindest laut den Filmen ist nichts über Kussszenen hinaus gelaufen), aber mich hat das als Kind jetzt auch nicht umgebracht als ich die expliziteren Szenen in Blumen der Nacht gelesen habe. Im Gegenteil. Die Szenen wurden dort finde ich sogar sehr gut beschrieben, weil es dort nicht nur ums Rein-und-raus ging und ich finde sogar, dass Bücher in der Hinsicht auch lehrreich sein können. Je nach Kontext natürlich. Ich spreche hier nicht von den vollkommen unrealistischen Pornoszenen, aber da der Großteil der Menschheit ein ausgeprägtes Sexualempfinden hat ist es für mich nur logisch, dass so etwas auch in Büchern aufgegriffen wird. 🤷‍♀️

    Daher kann ich auch der Verrohung nicht zustimmen, denn solche Geschichten wurden eben schon Anfang in den 90er wild per Briefpost geteilt, Anfang der 2000er dann eben über Internet.

    Genau das. Das hat Yuffie ja auch schon angesprochen. Es ist einfach alles mittlerweile mehr sichtbar geworden durch Social Media. Davor war man halt auf sein persönliches Umfeld und die paar Außenkontakte beschränkt, aber mittlerweile ist man halt weltweit verbunden, wodurch das alles noch etwas krasser wirkt als es eigentlich ist.


    Ich lese ja auch nicht ausschließlich Bücher mit Smut/Spice-Szenen und klar würde es mich auch stören wenn sie vermehrt vorkommen, da ich selber mich meist bei meinen Romanen (je nach Buchlänge) auf 2-3 Spiceszenen maximal beschränke, aber ich streite auch nicht ab meine Vorlieben bzgl. Shippings/Pärchen auszuleben. Anders als bei meinem Roman, den ich irgendwann veröffentlichen will, lebe ich einfach die grenzenlose Freiheit des Free Content schreibens aus. Ohne das wäre ich jetzt nicht so gut im Schreiben. Alleine weil die Fanfiktion mir auch beim schreiben lernen geholfen haben.


    Deswegen finde ich es auch etwas arg hochgegriffen wie abwertend manche 'gute Autoren' auf kostenlose Geschichten- und Fanfiktionschreiber hinabschauen, nur weil es sich nicht jeder zur Lebensaufgabe gesetzt hat ein Buch zu veröffentlich (ob jetzt Selfpublishing oder per Verlag sei Mal dahingestellt. Wobei sich da die Autorenszene auf Social Media auch gerne gegenseitig basht). Mich nervt es einfach generell, dass heutzutage alles mit angehobener Braue beobachtet wird. Ich kritisiere auch einiges an diesen Büchern, aber das macht mich nicht automatisch zu einem besseren Autor. Und genau diese abgehobene Sichtweise findet man leider zu Hauf auf Social Media. 🙄